Eigenständig an den Visionen des Regierungsrats arbeiten
Das traditionelle Neujahrs-Apéro im Hotel Emmental in Langnau gehört jeweils den aktuellen und ebenso den zurückgetretenen Gemeinde- und Gemeinderatspräsidentinnen und -präsidenten im Verwaltungskreis Emmental. Es ist ein Willkommen für die «Neuen», ein Dank aber auch an alle, die sich für ihre Gemeinden einsetzen oder eingesetzt haben. Bei der Verabschiedung der Zurückgetretenen zeigte Regierungsstatthalterin Claudia Rindlisbacher eindrücklich, was an den Gemeindefronten geleistet wird. Aber auch, mit welchem Aufgabenberg sich das Regierungsstatthalteramt befasst.
Langnau · Der Kanton Bern solle sich wirtschaftlich weiterentwickeln, die digitale Transformation vorantreiben, der Bevölkerung attraktive und zeitgemässe Dienstleistungen anbieten, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Zweisprachigkeit fördern sowie gute Rahmenbedingungen für Zukunftstechnologien und nachhaltige Entwicklung schaffen … Ehrgeizige Visionen, die der Regierungsrat in der ersten Neujahrswoche präsentierte.
Weltoffen
«Ich behaupte, im Emmental sind wir mehr als bereit, diese Visionen zu unterstützen, und ich finde auch, dass wir jetzt schon in diversen Bereichen daran arbeiten», stellte Regierungsstatthalterin Claudia Rindlisbacher vor den versammelten «Gemeindeoberhäuptern» fest. «Die Gemeinden im Emmental setzen sich seit langem für eine wirtschaftliche und nachhaltige Entwicklung ein und pflegen engen Kontakt zu ihren Unternehmungen.» Sie sei froh, den «Zubringer Emmental» ebenfalls in den Dossiers des Regierungsrats zu wissen. Etwa eBau oder die Online-An- und Abmeldungen, die zurzeit in Oberburg getestet würden, seien Zeichen dafür, dass die digitale Transformation in der Region gefördert werde. «Auch wenn die Zweisprachigkeit nicht unbedingt Priorität geniesst, ist die Emmentaler Bevölkerung weltoffener, als ‹zäntume› angenommen wird.»
2000 Traktanden bearbeitet
Dass es für die wichtigen Entwicklungsschritte, die eigentlichen Lebensnerven des Emmentals, Zugpferdchen an den Fronten braucht, zeigte unter anderem das Dossier von Fritz Rüfenacht. Von 2007 bis 2018 sass er im Gemeinderat von Rüegsau, präsidierte bis 2010 die Baukommission, übernahm ab 2011 das Gemeindepräsidium, leitete in seiner Präsidialzeit 137 Sitzungen und bearbeitete gerademal 2000 Traktanden. Er ist ein Beispiel dafür, was Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten zusammen mit ihren Rats- und Kommissionsmitgliedern leisten. Claudia Rindlisbacher gewährte aber auch Einblicke hinter die Kulissen des Regierungsstatthalteramts. Ähnlich wie 2017 wurden in den Hauptbereichen rund 2600 Geschäfte bearbeitet. Dazu gehörten:
– 44 Beschwerdeverfahren, die Hälfte davon Beschwerden gegen Verfügungen einer Gemeinde, zwei gegen Beschlüsse von Gemeindeorganen, vier Klageverfahren und 16 Beschwerden in der Sozialhilfe.
– Die Bearbeitung von rund 880 Erbschaftsfällen.
– Die Erlassung von 152 bodenrechtlichen Verfügungen und das Bearbeiten von 45 Voranfragen.
– Es wurden 270 Baubewilligungen durchgeführt und 32 Voranfragen behandelt, 56 Amtsberichte verfasst, drei Baupolizeiverfügungen erlassen und zwei Entscheide über Zuständigkeiten gefällt.
– 33 Gemeindeverwaltungen und Verwaltungen anderer Körperschaften wurden auf ihre recht- und ordnungsmässige Führung überprüft und
– 831 gastgewerbliche Einzelbewilligungen wurden ausgestellt und 108 Betriebsbewilligungen erteilt.
Traurige Themen
Auch mit traurigen Kapiteln werden die Mitarbeitenden im Regierungsstatthalteramt, vorab die Regierungsstatthalterin, immer wieder konfrontiert. Dazu gehören Grossbrände, welche das Leben von Menschen aus der Bahn werfen und viel Kraft benötigen, um ganz von Vorne zu beginnen. Zudem musste sich das Personal 39mal mit Berichten über häusliche Gewalt befassen.
Trauriges aber blieb am Traditionsanlass im Hotel Emmental glücklicherweise draussen. Das Wiedersehen und das Anstossen auf das neue Jahr sowie das Kennenlernen von neuen Gesichtern im Kreis der Gemeindepräsidien prägten das gemütliche und gesellige Neujahrs-Apéro.
Von Liselotte Jost-Zürcher