Ein 700-Jahre-Fest, das sich Jahre später lohnt
An der Gemeindeversammlung in Madiswil gab es eine Überraschung. Neben gewohnten Traktanden wie dem geplanten Budget und Informationen zu anstehenden Investitionen war bereits das Thema «Asylunterkünfte in Madiswil» bewegend. Zum Schluss aber war zumindest den Bewohnern eines Madiswiler Ortsteils zum Jubeln zumute.
Madiswil · Das Madiswiler Budget schliesst mit einer deutlichen Minus. Der geplante Aufwandüberschuss von 327 500 Franken muss die Gemeinde und ihre Bewohner aber nicht wirklich beschäftigen. Die Madiswiler sind auch weiterhin gut situiert und können den Verlust verkraften. Dazu kommt, dass Madiswils Rechnung in den letzten Jahren meist weniger deutlich negativ schloss, als es jeweils geplant gewesen wäre. Auch deshalb ist es nicht nötig, die Steuern zu erhöhen. Der Verlust kann bedenkenlos mit dem Eigenkapital verrechnet werden, auch wenn Gemeindepräsidentin Vreni Flückiger warnt und «Sorge zum Geld» fordert. Ausserdem durften die 187 Anwesenden Stimmbürger – 7,6 Prozent – zu einer Strompreissenkung zustimmen, weil der Strom im kommenden Jahr leicht günstiger eingekauft werden kann. Wenig erstaunlich wurde das Budget deshalb von der Versammlung einstimmig genehmigt.
Investitionen im Werkhof
Im Budget enthalten waren auch diverse Investitionen. So ist im Weiler Rüppiswil das Pumpwerk für die heutigen Anforderungen der Abwasserentsorgung nicht mehr genügend, weshalb das Pumpwerk und deren Leitungen erneuert werden müssen. Zeitgleich werden in der Strasse die Elektrizitätsleitung und der Strassenbelag erneuert. Dem Kredit für die Sanierungen über 363 000 Franken wurde zugestimmt. Ebenfalls zugestimmt wurde einem neuen Fahrzeug für den Werkhof im Wert von 187 000 Franken. Dieses wird vor allem zum Lastentransport und sonstigen Gemeindearbeiten benutzt. Diese Erneuerung wird im kommenden Jahr aber nicht die einzige im Werkhof sein. Dieser soll nämlich umgebaut und grundlegend verändert werden. Vor allem die Abfallsammelstelle direkt an der Strasse wird verschoben. «Zu Stosszeiten gibt es manchmal Staus bis auf die Strasse», erklärt Vreni Flückiger. Deshalb werde diese Sammelstelle künftig hinter dem Haus platziert, ganz allgemein soll der Werkhof «auf Vordermann gebracht» werden. Das ist nicht zuletzt nötig, weil die Gemeinde durch Fusionen rasant wuchs. Laut Vreni Flückiger wäre diese Investition aber sowieso bald nötig gewesen.
Reserve-Unterkunft gab nicht zu reden
Kaum diskutiert, dafür umso mehr informiert wurde unter dem vierten Traktandum «Unterbringung von minderjährigen Asylsuchenden». Im Vorfeld hatte ein anonymer Flyer für Aufregung gesorgt, der die Bevölkerung dazu aufforderte gegen die Unterbringung von minderjährigen Asylsuchenden aufzulehnen. Mit der Begründung, man sei vor vollendete Tatsachen gestellt worden, wollten sich die Initianten des Flugblattes offensichtlich beschweren. Das taten sie aber bis heute nicht öffentlich und mit ihrem Namen, weshalb die Diskussion für Vreni Flückiger mittlerweile erledigt ist.
An der Gemeindeversammlung informierte derweil der ebenfalls anwesende Marc Häusler, dass in der Wohnung an der Obergasse maximal 25 Asylsuchende untergebracht werden können. Aktuell ist die Unterkunft aber noch nicht dafür vorgesehen. Diese wird zuerst nämlich umgebaut und gelangt danach in die kantonale Reserve. Aktuell sind nämlich schweizweit nur wenige Gesuche vorhanden, weil viele Flüchtlinge andere Länder bevorzugen. Sollte diese Zahl aber ansteigen, müsste der Kanton vorbereitet sein und Wohnungen zur Verfügung haben. Jene an der Obergasse ist deshalb vorerst als Reserve vorgesehen, würde aber im Falle einer Inbetriebnahme von der Znetrum Bäregg GmbH betreut und nicht etwa von der Gemeinde. Präsidentin Vreni Flückiger machte sich aber dennoch stark für eine positive Aufnahme dieser minderjährigen. «Im Lindenholz sind bereits «UMAS» untergebracht. Die Erfahrungen der von mir befragten Nachbaren sind keineswegs negativ», erklärt Flückiger gegenüber dem Unter-Emmentaler.
Millionen für Attraktivitätssteigerung
Für Aufsehen sorgte derweil zuletzt eine unübliche Information. Der Ortsteil Leimiswil wurde nämlich mit einem Legat in der Höhe von 2,9 Millionen beschenkt. Die kinderlose Familie Käser hatte entschieden, ihrem Heimatort diese Erbschaft zu vermachen. «Sie kamen an die 700-Jahre-Eidgenossenschaft-Feier in Leimiswil und offenbar hat es ihnen gefallen», sagt Vreni Flückiger. Über weitere Bezüge zu Leimiswil sei sie nicht informiert, immerhin hat das Ehepaar im Raum Bern gewohnt. «Der Mann hat darüber entschieden, nach seinem Ableben änderte dessen Frau diesen Wunsch aber nicht, sodass wir für den Ortsteil Leimiswil 2,9 Millionen Franken erhalten haben», so die Madiswiler Gemeindepräsidentin weiter. Das sei doch sehr überraschend gewesen, natürlich aber auch sehr erfreulich. «Wir haben im Gemeinderat nun eine Verordnung verabschiedet, in der wir die Verwendung geregelt haben. Es wird schulischen Aktivitäten und den Vereinen zugutekommen.» Dazu gehören Schulreisen, Beiträge an Sprachaufenthalte, die Bibliothek oder den Schulbus oder auch die Musikgesellschaft. Die gütige Spende soll deshalb weiterhelfen, Leimiswil wieder attraktiver zu machen. Zuletzt verringerte sich nämlich beispielsweise gerade die Anzahl Familien. Mit solchen Unterstützungsbeiträgen könnte hiermit eine Kehrtwende erreicht werden.
Von Leroy Ryser