Ein Baumriese, der hoch in den Himmel ragt
Eine Douglasie, 61 Meter hoch, ist der höchste Baum der Schweiz. Und dieser steht im Oberaargau. Jedoch nicht im Schmidwald in der Gemeinde Madiswil, wie es in einigen Medien zu lesen war. Nachforschungen vom «Unter-Emmentaler» haben ergeben, dass er im Felliwald in der Gemeinde Busswil bei Melchnau zu finden ist.
Busswil · Nachdem in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften zu lesen war, dass der höchste Baum der Schweiz im Schmidwald in der Gemeinde Madis-wil seinen Standort habe, machte sich auch der «Unter-Emmentaler» auf seine Spur.
Doch wer könnte wissen, wo dieser Baum zu finden ist? Bestimmt der Förster, der den Schmidwald lange betreut hat, sagte sich die Journalistin und fragte bei Förster Walter Lanz nach. «Das stimmt eben nicht! Er steht nicht im Schmidwald», gab Walter Lanz auf Anfrage zur Antwort. Er habe dies auch gelesen und sich dann mit dem Autor, dessen Buch als Quelle für die Nachricht diente, in Verbindung gesetzt. Bei diesem Gespräch wurde klar, der Autor hat sich bei der Ortsangabe getäuscht. Der höchste Baum der Schweiz – ganze 61 Meter hoch – steht im Staatswald Felli, in der Gemeinde Busswil bei Melchnau.
Dies konnte der ehemalige Staatsförster Fritz Käser, der seinerzeit für den Staatswald Felli zuständig war, bestätigen. Er wusste sogar, wer diese und auch andere Douglasien gepflanzt hatte: Es war der Vater seines Vorgängers Max Jaisli. Vater Jaisli war ebenfalls Förster. Der imposante Baum steht mitten im Felliwald und man muss seinen Standort schon kennen, um ihn zu finden. Zwei Artgenossen, nicht ganz so hoch, leisten ihm Gesellschaft. Die Daten seiner Vermessung stammen aus dem Jahr 2009. Damals wurde eine Höhe von 61 Meter und ein Stammumfang von 4,85 Meter gemessen. Der Stamminhalt wurde auf 40 Kubikmeter geschätzt. Douglasien wachsen schnell, sagen Fachleute.
Hergeholt aus Amerika
Die Douglasie ist eine aus Nordamerika stammende Nadelbaumart, welche vor der Eiszeit auch in Europa verbreitet war. Zwei Schotten waren es, denen wir die Rückgewinnung dieser Baumart verdanken: Archibald Menzies entdeckte sie im Jahr 1792 auf einer Expedition in die damalige Provinz Britisch Kolumbien/Westkanada; und der Botaniker David Douglas führte sie 1827 in Grossbritannien ein, dem zu Ehren sie ihren Namen erhielt.
Die Douglasie gehört heute zu den höchsten Bäumen Europas. In ihrer Heimat an der pazifischen Küste Kanadas und Amerikas erreichen die Douglasien eine Baumhöhe von 60 bis 80 m, einzelne auch mehr. Die Dendrologen sind sich einig, dass es zwar Nadelbaumarten gibt, die noch höher wachsen, wie die Mammutbäume in Kalifornien, dass aber die Küstendouglasie durchaus als der grösste schöne Baum der Welt bezeichnet werden kann.
In ihrem Erscheinungsbild gleicht die Douglasie einer breit gewachsenen Fichte und sie wirft auch Zapfen ab. Andererseits sind ihre Nadeln denen der Weisstanne sehr ähnlich. Unter den fremdländischen oder exotischen Nadelbaumarten nimmt die Douglasie – die Amerikaner nennen die gleiche Baumart «Oregon Pine» – insofern eine Sonderstellung ein, als sie schon seit über 100 Jahren mit grossem Erfolg wieder in Europa eingebürgert werden konnte und gleichzeitig der wirtschaftlich wichtigste fremdländische Nadelbaum ist. In der Schweiz hat sie im Mittelland ihr grösstes Vorkommen, gesamthaft gesehen ist ihr Anteil am gesamten Holzvorrat aller Baumarten aber nur 0,32 Prozent.
Ein Baum für die Zukunft
Die Douglasie hält auch wärmeren Temperaturen besser stand als beispielsweise Fichten, was in Anbetracht der Klimaerwärmung einen wichtigen Aspekt darstellt. Während längere Trockenperioden für Fichten mit ihren flachen Wurzeln rasch zum Risiko werden, können Douglasien mit ihren tiefgreifenden Pfahlwurzeln besser mit der Wasserknappheit umgehen. Am besten gedeihen Douglasien an sauren Standorten.
Der Boden darf auch tiefgründig oder sandig sein. Ungeeignet sind kalkhaltige Böden sowie luftfeuchte und frostige Lagen. Die ideale Höhenlage für die Pflanzung von Douglasien liegt bei 500 bis 900 m. Im Wald werden sie idealerweise zusammen mit anderen standortangepassten Baumarten gemischt. Douglasienholz zählt zu den mittelschweren Hölzern und fällt durch zahlreiche positive Eigenschaften auf: Es hat eine hohe Festigkeit, lässt sich gut verarbeiten, ist sehr zäh sowie dauerhaft und witterungsfest. Die rötlich-braune Färbung und die interessante Textur machen die Douglasie zu einer äusserst beliebten Holzart. Sie erfreut sich aufgrund ihrer besonderen Maserung im Möbelbau ebenfalls einer wachsenden Beliebtheit. Die Douglasie wird als Baustoff immer mehr nachgefragt. Douglasienholz schwindet wenig und hat gute Elastizitätseigenschaften.
Es eignet sich für anspruchsvolle Anwendungen wie Schiffsdecks, Brücken, Geländer und vor allem Terrassen- und Balkonbeläge.
Von Berty Anliker