• Diesen Ort liebt Regula Farner Rachdi besonders; von hier aus hat sie einen herrlichen Blick bis auf die Alpen – und über Auswil. · Bild: ljw

15.03.2017
Oberaargau

Ein beherzter Blick über die Gemeinde

Die letzten zweieinhalb Monate von Regula Farner Rachdis Alltag waren vom Lesen von Akten geprägt. Seit 1. Januar ist sie die neue Gemeindepräsidentin von Auswil. Allerdings habe sich die Menge der neuen Auf-gaben bisher in einem Rahmen gehalten, in welchem sie es erwartet habe. Vor allem aber: «Es bereitet mir viel Freude und interessiert mich sehr», sagt sie im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler». Am ersten Januar habe sie auch mit Luftschloss-Besucherinnen und -Besuchern eine etappenweise Grenzbegehung begonnen.

Auswil · Mit der Übernahme des Amtes als Gemeindepräsidentin eröffnete sich für Regula Farner Rachdi ein völlig neues Aufgabengebiet. Sie ist eine «Quereinsteigerin», war zuvor nicht Mitglied des Gemeinderates, sondern Musikerin, Künstlerin in verschiedenen Sparten und Therapeutin. Dennoch nicht ganz «quer». Rund drei Jahre lang hatte sie sich intensiv mit der Zukunft von Auswil befasst. Sie war damals Mitglied der Arbeitsgruppe «Zukunft Auswil», half die Daten zusammen zu tragen, die es braucht, um für die kleine Gemeinde eine eigenständige Zukunft im sogenannten Alleingang oder mit Fusion abzuwägen.
Für sie wurde in dieser Arbeit klar, dass eine kleine Dorfstruktur viele Möglichkeiten enthält. Eine Gemeinde, in der sich die Menschen kennen, ist ein verlässliches Fundament. Diese Qualität betonen auch immer wieder städtische Besucherinnen und Besucher, die hierher kommen. «Die teuren Umwege über viele Ämter erübrigen sich, wenn wir miteinander reden können. In meiner Politik werde ich versuchen, eine Kultur des Respektes zu pflegen; zu würdigen, was in der Vergangenheit passiert ist, anzuhören und ernstzunehmen, was heute geschieht und in die Wege zu leiten, was es für die Zukunft braucht», erklärt sie.

Etwas zurückgeben
Als gegen Ende des letzten Jahres einige Auswiler bei ihr «anklopften» und anfragten, ob sie sich das Amt als Gemeindepräsidentin vorstellen könnte, verlangte sie eine kurze Bedenkzeit; dann sagte sie als «Parteilose» zu. Ihr Interesse für die Belange der Gemeinde war während der Mitwirkung in der Arbeitsgruppe vollends geweckt worden. Doch ein weiterer Grund überwog: «Ich möchte der Gemeinde, die uns so herzlich aufgenommen hat, etwas zurückgeben.»
Mit ihrem Mann, dem Künstler Menel Rachdi, ist sie vor acht Jahren nach Auswil auf den Rohrbachberg in ihr «Luftschloss» gezogen. Drei der vier Töchter waren zu diesem Zeitpunkt noch in Ausbildung; bald schon trippelte auch das erste kleine Grosskind über die Schwellen des Hauses, in welchem stets grosse Gastfreundschaft herrscht. Die Familie fühlte sich hier von Anfang an daheim, und die lieben Nachbarn haben sie herzlich aufgenommen.
Nun also verbrachte Regula Farner Rachdi seit gut zweieinhalb Monaten ungezählte Stunden über den Gemeindeakten. Auch einige Geschichten wurden ihr schon anvertraut, was sie sehr wichtig findet.
Wenn sie die Geschichte der Gemeinde und jene der Auswilerinnen und Auswiler kennenlerne, könne sie den Bedürfnissen dieses wunderbaren Ortes mit seinen liebenswürdigen, initiativen und freundlichen Menschen gerecht werden. Sie freue sich, die Geschicke Auswils vorne in einem kooperativen Gemeinderatsteam und einer kompetenten, freundlichen Verwaltung mitgestalten zu dürfen. «Es ist mir wichtig, den Kontakt zu den Einwohnerinnen und Einwohnern zu pflegen und den Überblick zu gewinnen und zu behalten.»
Dies allerdings dürfte ihr nicht schwer fallen – gerade an diesem Ort: Das Gespräch fand am Rand des nahen Waldes statt; mit Blick auf das Langeten-Tal, über die Hügel hinweg bis hin zu den Berner Alpen. Und natürlich – mit Aussicht über Auswil. Die Gemeindepräsidentin schaut nachdenklich über das kleine Dorfzentrum und über die Weiler hinweg. Von hier aus hat sie den Überblick – in jeder Hinsicht.

Von Liselotte Jost-Zürcher