«Ein Bekenntnis zum ÖV in dieser Region»
Nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit wird der neue Bahnhof Huttwil heute Donnerstag, 1. Dezember, eröffnet. Die gesamte Anlage und dazu auch die Gleise rund um den Bahnhof wurden komplett erneuert und modernisiert. Trotz komplexer Bautätigkeit und hochkonzentriertem Zeitmanagement verlief die Bauzeit unfallfrei, die Termine und der Kostenrahmen konnten eingehalten werden.
Am Anfang stand hier der alte Bahnhof aus der Zeit der RM, mit völlig veralteten Strukturen, darunter noch der handbetriebenen Weichenanlage. «Ein Mitarbeiter war den ganzen Tag damit beschäftigt, die Weichen zu stellen», blickt der Gesamtprojektleiter des Bahnhofneubaus Huttwil, Peter Bobak, im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler» zurück. Und für Passagiere waren die Geleiseanlagen nur über Treppen erreichbar.
Topmodern und behindertengerecht
Das hat sich in den letzten zweieinhalb Jahren von Grund auf geändert. Huttwil verfügt heute über einen topmodernen, behindertengerecht gebauten und mit den neusten Technologien ausgerüsteten Bahnhof: Die BLS hat nicht «geflickt und saniert», sondern die gesamte Anlage für gegen 50 Millionen Franken neu gebaut.
Das Stellwerk funktioniert ferngesteuert und ist auf den neusten Stand gebracht. Die Sanierung der Gleise und Fahrleitungen rund um den Bahnhof sollen eine bessere Fahrplan-Stabilität gewährleisten. Und das Bahnhofgebäude – ja, das hat Huttwil zu einer Attraktion verholfen.
Der Bau mit Biberschwanzziegeln bis zum Boden hat im Städtli, in der Region und sogar weit ausserhalb für Gesprächsstoff gesorgt.
Für ihn sei das Gebäude «Liebe auf den zweiten Blick», lacht Peter Bobak, hält aber fest, dass das Projekt absolut demokratisch erkoren worden war. «Es gab eine Kommission, eine Jury, welche den Wettbewerb der eingereichten Projekte entschied. In der Kommission waren sowohl Vertreter der BLS als auch der Gemeinde.»
Er ist überzeugt: «Das Ziel ist erreicht. Über das Bahnhofgebäude wird geredet. Wenn es ein nullachtfünfzehn-Bau wäre, würde er kaum wahrgenommen.» Das Gebäude sei speziell; die eigensinnige Form und Gestaltung bewirke, dass hingeschaut werde.
Im Erdgeschoss befinden sich das BLS Reisezentrum und das Migrolino. Das Reisezentrum wurde Mitte November bereits eröffnet, das Migrolino öffnet seine Türen heute Donnerstag.
Das erste Stockwerk ist vermietet, unter anderem an eine Versicherung und eine Heilpraxis. Beides wird im Laufe des kommenden Winters eröffnet. Die Räumlichkeiten im zweiten Stock werden durch die BLS genutzt und dienen als Büros und Aufenthaltsraum für das Personal.
Synergien – und zusätzliche Herausforderungen
Dass im Städtli gleichzeitig andere Grossprojekte realisiert wurden wie der Bahnhofkreisel und der Wärmeverbund hat zwar Synergien gebracht. Doch an die Koordination stellte dies grosse Herausforderungen. Wenn Peter Bobak sagt: «Alles ging nach Plan», dann kommt dies aus seinem tiefsten Herzen. «Es brauchte sehr viel, dass alles aufging. Motivierte Bauleute,
die ihr Bestes gaben, eine minutiöse Planung, eine engagierte Bauleitung, Übersicht und schliesslich auch die enge Zusammenarbeit zwischen BLS, Gemeinde und Kanton. «Den Menschen, die hier Tag und Nacht gear-beitet haben, gilt meine volle Aner-kennung.» Er sei dankbar, dass die Bauzeit trotz der grossen Intensität und dem Zeitdruck unfallfrei verlaufen sei. «Es wurde sehr gute Arbeit geleistet.» Unter anderem seien auch drei Totalsperren des Bahnbetriebs erfolgreich bewältigt worden.
Peter Bobak hat die Projektleitung für den Bahnhof Huttwil im Sommer 2014 übernommen, zeitgleich mit dem Start der Projektausführung. Nun ist Huttwil, abgesehen von einigen kleineren Umgebungsarbeiten abgeschlossen. Peter Bobak wird der Region allerdings weiterhin treu bleiben. Neben Wiler betreut er auch die Bahnhof-Neubauten Sumiswald-Grünen und Grünenmatt.
Das Plangenehmigungsdossier für Wiler wurde vorletzte Woche an das Bundesamt für Verkehr (BAV) gesandt, dasjenige des Bahnhofs Grünenmatt letzte Woche. Die Einleitung des Plangenehmigungsverfahrens für den Bahnhof Sumiswald-Grünen wird im Frühling 2017 erfolgen.
Auch für diese drei Projekte wird die BLS je einen tiefen zweistelligen Millionenbetrag investieren. «Es ist ein Bekenntnis zum ÖV in dieser Region», hält Peter Bobak gegenüber dem «Unter-Emmentaler» fest.
Von Liselotte Jost-Zürcher