Ein bunter und folkloristischer Ausschnitt aus «Identität Oberaargau»
Nach der Renovation des Stadttheaters Langenthal fand der bereits zur Tradition gewordene Oberaargauer Abend erstmals auf der neuen Bühne statt. Mit einem überaus bunten und vor allem sehr eindrücklichen Programm aus verschiedensten kulturellen Bereichen begeisterten die Formationen und einzelnen Darbietenden ihr Publikum.
Bald einmal sind es zehn Jahre her, seit der Verein Identität Oberaargau gegründet wurde und seine Funktion umgehend aufgenommen hat. Er hat in dieser Zeit viel erreicht. Ging es ursprünglich vor allem darum, wie es der Name sagt, die Identität des Oberaargaus insbesondere nach aussen zu fördern, wurde mit verschiedensten Projekten auch der Zusammenhalt innerhalb der Region gestärkt. Nachhaltige Projekte wie unter anderem die Schulplattform, das Patronat der inzwischen vermehrt wieder vertretenen Oberaargauer Tracht, die Digitalisierung des Tonfilms «Der Oberaargau», diverse finanzielle Unterstützungen und nicht zuletzt der Durchführung des Oberaargauer Abends bringen das Volk näher zusammen.
Rosinen herausgepickt
Nebst den landschaftlichen Schönheiten und wirtschaftlichen Stärken prägen Engagement und die Liebe zur Kultur den Oberaargau. Einige Rosinen aus dieser Kultur haben auch den jüngsten Oberaargauer Abend am vergangenen Samstag gestaltet. Unter der Leitung von Stefan Costa, der zusammen mit Regierungsstatthalter Marc Häusler das Co-Präsidium des Vereins Identität Oberaargau bekleidet, und unter der Moderation von Denis Moser erlebte das Publikum einen eindrücklichen und wohl auch unvergesslichen Abend. Das noch schöne Wetter erlaubte die Eröffnung des Anlasses durch die Alphornformation mit rund 20 Mitgliedern aus der Region draussen vor dem Stadttheater. Die Klänge hatten Tiefenwirkung – sogar der Verkehr frequentierte langsamer. Auf diese Weise nahmen auch unbeteiligte Passanten die Eindrücke mit in den Abend.
Gemeinsam mit dem Jodler-Doppelquartett Langenthal und mit dem Jodlerklub Edelweiss, Herzogenbuchsee, ging es auf der Bühne des nunmehr wieder schmucken Stadttheaters weiter. Der nächste Beitrag verriet, dass die Menschen hier längst auch für andere Kulturen offen geworden sind. So hat sich auch Line Dancing etabliert. Country- und Popmusik lösten die heimatlichen Klänge auf der Bühne ab, belebt mit verschiedensten Choreographien der Black boots line dancers Wynau.
Auch die nächsten Beiträge hatten einen internationalen Touch. Die Senioren-Blaskapelle Oberaargauer Brummbären, die sich vor vier Jahren aus Langenthaler Dorfmusikanten organisiert hat, tauchte mit ihren Mitgliedern in die Welt der böhmischen und mährischen Klänge ein. Von Brummen keine Rede. Die fröhlichen Klänge hoben die Stimmung im Stadttheater noch mehr an.
Tiefgründiger ging es weiter mit dem Theater, welches die Trachtengruppe Rohrbach und Umgebung für ihren letzten Trachtenabend eingeübt hatte. Zum Glück endete das Liebesdrama zwischen Marieli und Köbeli mit einem «Happy End».
Die Zugabe erzwungen
So war das Publikum geradezu gerüstet für den Auftritt der Rütscheler Sing-lüt, der in einem neuen Höhepunkt gipfelte. Unter der Leitung von Anita Steiner-Thaler gaben die rund 45 Sängerinnen und Sänger anspruchsvolle Hits zum Besten, die sie genial sangen, gleichzeitig aber auch mit viel Ausdruck lebten. Diesmal setzte sich das Publikum mit seinem Begehren für eine Zugabe durch.
Nochmals hielten insbesondere amerikanische Klänge Einzug. Auf der Bühne formierte sich die 50-jährige Longvalley Dixieland Jazzband. Sie spielte mit mitreissender Energie und Lebensfreude auf und schloss das «fätzige» Repertoire mit schweizerisch-amerikanischem Sound, nämlich mit dem Emmentaler Lied im Dixie-Stil.
Im grossen Finale gabs noch einmal Gänsehaut: Während sich die Formationen nach und nach auf der Bühne einfanden und ein buntes Ganzes bildeten, beeindruckte Yvonne Baumer mit ihrem kräftigen Sologesang. Es war der würdige Schluss des unvergesslichen Abends, den die silbenreiche Unterhaltung von Jac Laferry zusätzlich aufgelockert hatte. Der «sprachgewandte», auf wunderbare Weise unverständliche «Reporter» sorgte für viel fröhliches Gelächter im Saal und nicht selten auch auf der Bühne.
Nach über drei Stunden hochklassiger Unterhaltung machten sich dann doch einige auf den Heimweg. Viele aber begaben sich in die «Fortsetzung» und liessen den Abend an der «Afterparty», begleitet von den Klängen der Blue Ties Big Band, ausklingen.
Liselotte Jost-Zürcher