Ein eindrücklicher Auftakt zum Jugendmusikfest
Im Finale in der Stadtkirche Burgdorf holte der 24-jährige Bassposaunist Lionel Fumeaux aus Vétroz mit einem grossartigen Vortrag den diesjährigen Sieg des Prix Musique. Für die prominente Umrahmung der drei hochstehenden Soli sorgte das Symphonische Blasorchester des Schweizer Armeespiels. Der Anlass bildete den fulminanten Auftakt zum Schweizer Jugendmusikfest Burgdorf am 21./22. September.
Burgdorf · «Jugend voran» von Stephan Jäggi bildete den Eröffnungsmarsch des Symphonischen Blasorchester des Schweizer Armeespiels in der Stadtkirche Burgdorf.
Das Spiel gehört international zu den gefragtesten Blasorchestern. Spitzenmusiker der Schweiz – viele von ihnen sind Berufsmusiker oder Musikstudenten – leisten in dieser Eliteformation ihren Militärdienst. Sie stehen unter der musikalischen Leitung von Oberleutnant Gaudens Bieri.
Gleich einem Motto war mit dem Eröffnungsmarsch auch die Verbindung zum Schweizer Jugendmusikfest, welches in drei Wochen in der Zähringer Stadt ausgetragen wird, hergestellt. Die Gedanken des Publikums waren allerdings bereits bei den Solovorträgen, die innerhalb der folgenden Stunde ausgetragen werden sollten. Zwei Wochen zuvor hatten sich die zwei Finalistinnen und der Finalist in Aarau gegen die qualifizierten Teilnehmer durchgesetzt. Nun also massen sie sich in der Burgdorfer Stadtkirche.
Erstmals in diesem Jahr durften die Finalisten mit ihren Selbstwahlstücken antreten.
Hochkarätige Jury
Sie wurden vom Symphonischen Blasorchester des Schweizer Armeespiels, unter der Leitung von Oberleutnant Gaudens Bieri, begleitet. Die Vorträge wurden von drei hochkarätigen Experten bewertet: Armin Bachmann, der zugleich als OK-Vizepräsident des 17. Schweizerischen Jugendmusikfests in Burgdorf amtet, Jan van der Roost (BEL) und Jan de Haan (NL). Sie und das Publikum bekamen drei lange, exzellente und überaus anspruchsvolle Vorträge aus verschiedenen musikalischen Stilrichtungen zu hören.
Grossartige Leistung
Mit «Concerto for Bass Trombone and Band» von Derek Bourgeois trat der 24-jährige Bassposaunist Lionel Fumeaux aus Vétroz (VS) vor die Jury und vor das grosse Publikum in der vollbesetzten Kirche.
«Allegro deciso» als kraftvoller, virtuoser Auftakt, das weiche, überaus schwierige und in tiefsten Tonlagen zu spielen «Adagio molto» als Mittelteil und als Schlussbouquet das lebhafte, fulminante «Allegro molto vivace» forderten dem jungen Musiker alle Kräfte ab. Souverän und überzeugend spielte er sich durch die riesige Herausforderung, begeisterte vollkommen das Publikum. «Eine grossartige Leistung», war von allen Seiten her zu hören.
Lionel Fumeaux ist in den Kreisen der Blasmusik kein Unbekannter. In re-gionalen und nationalen Wettbewerben erzielt er seit Jahren hervorragende Ränge, klassierte sich unter anderem 2018 im Prix Musique in Aarau auf dem zweiten Rang.
Die Flötistin Anaïs Hess wählte für ihren Auftritt einen kaum weniger anspruchsvollen «Gassenhauer», das medley-ähnliche «Fantasy on Bizet’s Carmen» von François Borne. Über den weltberühmten Melodien des Orchesters setzte sich meisterhaft und in sensibel-kraftvollem Spiel die Flöte. Ein präzises, musikalisch sehr hochstehendes Spiel auch von der 17-jährigen Anaïs Hess aus Villaz-Sain-Pierre (FR) mit «Four Pictures from New York» von Roberto Molinelli. Noch fehlte ihr die Kraft, den vollen, wunderschönen Flötenton bis zum Ende des Vortrags zu halten.
Anaïs Hess jedoch, die bereits vor einem Jahr den 3. Rang im «Prix Musique» erzielte, besitzt unbestritten die Voraussetzungen für eine grossartige musikalische Karriere.
«Dreamy Dawn», für Sopransaxophon, «Tango Club» für Altsaxophon und «Sentimental Evening» für Tenorsaxophon war die Herausforderung, welche die 18-jährige Mariska Messerli aus Gilly (VD) ausgewählt hatte. Sie überzeugte mit einem souveränen Auftritt, mit präzisem Spiel und mit sehr viel Empathie. Der Applaus liess keine Zweifel offen, dass die Jury eine schwierige Aufgabe zu lösen hatte. Während das Publikum das 20-minütige «Pini di Roma» von Ottorino Resphigi geniessen durfte, trafen die drei Experten ihren Entscheid.
Finessen haben entschieden
Lionel Fumeaux setzte sich über die beiden Damen hinweg, holte den ersten Preis, zudem einen Bargeld-Preis und mit seinem Sieg auch das Privileg, zusammen mit dem Symphonischen Blasorchester des Schweizer Armeespiels als Solist konzertieren zu dürfen. «Eigentlich gibt es heute Abend nur Sieger», stellte der Projektleiter «Prix Musique», Andy Kollegger, fest. Nur Finessen hätten entschieden.
Alle drei Solisten hätten eine herausragende Leistung gezeigt und sich immerhin gegen 5000 Mitstreitende durchgesetzt.
4500 Kinder und Jugendliche
Alles in allem bildete der Anlass in der Stadtkirche Burgdorf, kompetent moderiert durch Hauptmann Christian Speck, einen grossartigen Auftakt zum Schweizerischen Jugendmusikfest in Burgdorf mit rund 4500 Kindern und Jugendlichen, das unmittelbar vor der Türe steht. Zweieinhalb Wochen noch, dann wird die Burgdorfer Nationalrätin und OK-Präsidentin Christa Markwalder den Grossanlass auf der Schützenmatte eröffnen.
#burgdorf19: Helferinnen und Helfer gesucht
Für die Durchführung des Grossanlasses Schweizer Jugendmusikfest in Burgdorf sind die Organisierenden auf aktive Unterstützung von Helferinnen und Helfern angewiesen. Die Zusagen aus der ganzen Region waren überwältigend. Dank der riesigen Unterstützung sind die Voraussetzungen für die reibungslose Durchführung des Festes gegeben. In einigen wenigen Posten könnten allerdings noch Hände und wachsame Augen gebraucht werden. So sucht das OK noch nach Guides für die Führung der Teilnehmenden durch das Festgelände – und natürlich für deren mentale Unterstützung. Ein freundliches Gesicht vor Ort und ein paar gute Worte geben den Wettbewerbsteilnehmern einen nicht zu unterschätzenden Support. Ebenso könnte noch Unterstützung bei der Betreuung der Unterkünfte gebraucht werden. Allfällige Freiwillige können sich anmelden bei: info(at)jugendmusikfest.ch. Tel. 079 760 33 25 (Klaus Zehnder) oder 079 689 69 54 (Armin Bachmann).
#burgdorf19: 17. Schweizerisches Jugendmusikfest
Um noch mehr Teilnehmende anzusprechen, wurde das Jugendmusikfest dieses Mal nicht auf Blasmusik und Tambouren beschränkt, sondern für Symphonieorchester und Akkordeonensembles geöffnet. In fünf Vortragslokalen rund um das Hallenbad in Burgdorf finden die musikalischen Wettbewerbe und Vorträge statt.
Daneben ist auch für ein vielfältiges, abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Bands, Konzerten und Attraktionen gesorgt. Unter anderem sind mit «Samschtigabe # ärdeguet – eine knackige Konzertparty» am Samstagabend, 21. September, Unterhaltungen mit Bands in allen Stilrichtungen und nebst dem Festzelt in vier weiteren Lokalen vorgesehen. Am Sonntag, 22. September, ist nebst der Musikparade auf der Heimiswilstrasse magistraler Besuch von Simonetta Sommaruga angesagt.
«MOVE ON» mit der Tänzerin und Tangpädagoogin Stefanie Bolzli, das «fahrende Tonstudio» von Stefan Bregy mit diversen Workshops, «Markt & Musik» in der Altstadt und im Kornhausquartier sind weitere Attraktionen. Die wohl grösste befindet sich im Festgelände und wird nach zwei erfüllten Tagen den leuchtenden Schluss des Festes bilden: «Die brennende Posaune», bei deren Erbauen jedermann schrauben und hämmern kann was das Zeug hält. Das wachsende Kunstobjekt bildet eine Hommage an den Burgdorfer Künstler Bernhard Luginbühl. Sie soll an die Vergänglichkeit der Musik, an die Vergänglichkeit überhaupt erinnern. Denn nicht die «Konserve» ist das Ziel, sondern der Live Event. Die Posaune ist als Objekt gewählt, weil sie in ihrer Optik von klaren Strukturen geprägt ist und sich in der Umsetzung als «Grossobjekt» eignet. Und wohl auch noch ein bisschen, weil ihr Initiant, der OK-Vizepräsident des Jugendmusikfests, Armin Bachmann, ein berühmter Schweizer Posaunist ist. Das Abbrennen des Objekts, bildet gleichzeitig den Schlusspunkt von #burgdorf19. Das Anzünden und Abbrennen der Riesenposaune findet am Sonntag, 22. September, 22 Uhr statt. Der Event wird live auf den Socialmedias übertragen. Die beiden Projektkünstler sind Matthias Egger und Armin Bachmann. Infos: www.burgdorf19.ch
Von Liselotte Jost-Zürcher