• Barbara Held hat Gefallen gefunden an der politischen Arbeit in der Gemeinde Oeschenbach und freut sich, als Gemeinderätin einen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft der Dorfbewohner leisten zu können. · Bild: Leroy Ryser

18.04.2019
Oberaargau

Ein Engagement für die Allgemeinheit

2014 wurde die Gruppe «Junge Gemeinderäte Oberaargau» ins Leben gerufen, die jungen Menschen die politische Arbeit in Gemeinde und Kanton näherbringt und sie für ein politisches Amt gewinnen will. Barbara Held ist eine dieser «jungen Gemeinderätinnen». Die 38-jährige Sozialpädagogin sitzt seit 15 Monaten im Gemeinderat Oeschenbach und bekleidet damit ihr erstes politisches Amt. «Für mich steht nicht die Politik, sondern das Engagement für die Allgemeinheit im Vordergrund», erläutert sie ihre Beweggründe.

Oeschenbach · Es ist ein Problem, das schweizweit vielen Gemeinden grosse Sorgen bereitet: Junge Menschen, die sich für ein politisches Amt zur Verfügung stellen, sind rar. Auf Initiative des Oberaargauer Regierungsstatthalters Marc Häusler wurde 2014 die Gruppe «Junge Gemeinderäte Oberaargau» gegründet, mit dem Ziel, junge Menschen in der Region für die politische Arbeit in Gemeinde und Kanton zu begeistern. Mit Erfolg, denn mittlerweile gibt es bereits in einigen Oberaargauer Gemeinden «junge Gemeinderäte». Der «Unter-Emmentaler» stellt im Rahmen seiner Abo-Aktion im Verlaufe des Jahres vier dieser jungen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte vor.

Zu ihnen gehört beispielsweise Barbara Held aus Oeschenbach. Die 38-jährige Sozialpädagogin sitzt seit 15 Monaten im Gemeinderat Oeschenbach, wo sie für das Ressort Soziales und Freizeit zuständig ist. Es ist ihr erstes politisches Amt, das sie bekleidet. Sie sei zwar in einer «politischen» Familie aufgewachsen, ihre Mutter war Stadträtin in Burgdorf, auch habe sie sich stets für politische Themen interessiert, «aber weil ich schon in jungen Jahren Mutter geworden bin und stets berufstätig war, hatte ich bislang keine Möglichkeit, mich politisch zu betätigen», erzählt die Mutter von vier Söhnen im Alter von 6 bis 17 Jahren.


Dank ihrem Mann politisch aktiv

Sie sei schon vor drei Jahren angefragt worden, ob sie sich in der Gemeinde politisch engagieren wolle, berichtet sie weiter. Weil sie sich damals gerade in der Ausbildung zur Nonprofit-Managerin befunden habe, sei ein politisches Amt für sie nicht in Frage gekommen. Sie habe aber signalisiert, dass sie sich vorstellen könnte, nach der Ausbildung im Gemeinderat mitzuwirken. «Dass mein Mann die Aufgabe als Hausmann übernimmt, ermöglicht mir nun, dass ich mich politisch betätigen kann», erläutert sie, weshalb sie die erneute Anfrage für das Amt als Gemeinderätin angenommen hat. Bei ihrem Entscheid sei aber weniger das Interesse an der politischen Arbeit im Vordergrund gestanden, sondern vielmehr die Motivation, sich für die Allgemeinheit zu engagieren. Nach 15 Monaten zieht Barbara Held ein positives Fazit. Was ihr besonders gut gefällt an ihrem Amt, ist die Tatsache, dass sie zwar für das Ressort Soziales und Freizeit zuständig ist, «dass meine Tätigkeit als Gemeinderätin jedoch über mein Ressort hinaus geht und alle Themenfelder der Gemeinde betrifft.» Das gefällt ihr, dass der Gemeinderat gemeinsam Projekte und Themen behandelt und bearbeitet. «Das wäre in einer grösseren Gemeinde vermutlich etwas anders, hier wäre die politische Arbeit wohl stärker ressortbezogen», ist sie sich bewusst, dass sie als Gemeinderätin in Oeschenbach ein breiteres politisches Handlungsfeld vorfindet.


Anderer Blick auf die Gemeinde

Mit der politischen Tätigkeit habe sie einen anderen Blick auf die Gemeinde erhalten, sagt sie. «Plötzlich ist man nicht mehr einfach nur Bewohner, sondern trägt eine gewisse Verantwortung für dieses Dorf. Damit beginnt man die Gemeinde anders anzuschauen und fragt sich, was ist das überhaupt für eine Gemeinde, wo steht sie und wohin führt der Weg dieser Gemeinde», erläutert Barbara Held, die ursprünglich Möbelschreinerin gelernt hat. Sie habe den Schritt in die Politik nicht bereut, betont sie und erwähnt, dass sie viele Leute kennengelernt habe, die sie vermutlich sonst nie kennengelernt hätte. Auch besuche sie Veranstaltungen, die sie sonst kaum besuchen würde. Und letztendlich habe sie auch einiges gelernt. «Ich habe beispielsweise gemerkt, wie wichtig in der Politik ein gutes Netzwerk ist und dass man dieses entsprechend pflegen muss.»
Letztendlich liegt ihr aber einfach das Wohl der Gemeinde und ihrer Bewohner am Herzen. Einer Gemeinde, der in naher Zukunft eine Überalterung droht. Für Barbara Held ist deshalb klar, dass in Oeschenbach zuoberst auf der Prioritätenliste steht, wie man trotz hohem Steuerfuss, fehlendem Schulangebot und fehlender ÖV-Anbindung die Gemeinde für jüngere Bewohner attraktiv gestalten kann. Die Lebensqualität im Dorf bezeichnet die Gemeinderätin als sehr gut, «aber wir müssen Möglichkeiten schaffen, damit die Leute den Lebensabend im Dorf verbringen können», ist sie sich bewusst, dass ohne ÖV ältere Leute in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und ein fehlender Laden ihnen das Leben in der Gemeinde zusätzlich erschwert. Hier seien wirklich kreative Lösungen gefragt, hat Barbara Held erkannt, wo in ihrer Gemeinde dringender Handlungsbedarf besteht. 

Von Walter Ryser