Ein-Frau-Velo-Werkstatt mit Hang zur Nostalgie
Ältere Fahrradmodelle und insbesondere Velo-Naben sind bei Manuela Leiser in guten Händen. Doch auch mit neueren Modellen kennt sie sich bestens aus. Die 56-jährige «Naben-Queen», wie sie von ihren früheren Arbeitskollegen genannt wurde, hat an der Hauptstrasse 9 in Eriswil eine eigene Velo-Nostalgie-Werkstatt eröffnet.
Eriswil · Vier Jahre lang hat Manuela Leiser im Rahmen eines sozialen Beschäftigungsprogramms gelernt, Velos zu reparieren. In dieser Zeit hat sie sich ein grosses Wissen rund um die zweirädrigen Fortbewegungsmittel angeeignet. «Sie nannten mich die ‹Nabenqueen›», erzählt Manuela Leiser schmunzelnd. Denn über Naben weiss die 56-Jährige so einiges. Im Speziellen haben es ihr die Sturmey-Archer-Naben angetan. Das englische Unternehmen Sturmey-Archer galt lange Zeit als weltweit grösster Hersteller von Naben für Fahrräder und stellte seit 1902 beispielsweise Drei- und Viergang-Nabenschaltungen mit den unterschiedlichsten Grundübersetzungen her, in Kombination mit Trommel- und Rücktrittbremsen sowie mit eingebauten Nabendynamos.
Ein-Frau-Velo-Werkstatt
Manuela Leiser möchte sich mit ihrer Ein-Frau-Nostalgie-Velowerkstatt eine eigene Existenz aufbauen. «In meinem Alter ist es schwierig, noch eine Anstellung zu finden», erklärt die Velomechanikerin. Deshalb ist sie vom abgelegenen Hubbach in Dürrenroth an die Hauptstrasse 9 nach Eriswil umgezogen und hat sich im Keller eine kleine Werkstatt mit allen nötigen Werkzeugen eingerichtet. Und in ihrer Garage stehen unzählige alte Fahrräder zur Reparatur bereit. «Ich arbeite mit einem pensionierten Velohändler aus Thun zusammen, der mir auf Anfrage alte Velos zur Instandstellung vorbeibringt», erklärt sie. Diese ihr anvertrauten Velos zerlegt Manuela Leiser fachfrauisch in ihre Einzelteile. Defekte Teile werden repariert oder ersetzt, gereinigt und wieder zusammengefügt. Verkauft werden die so revidierten Fahrräder grösstenteils über das Internet und die sozialen Medien. Doch auch persönliche Kundenaufträge nimmt sie sehr gerne entgegen. Was sie hingegen nicht oder noch nicht repariert, sind E-Bikes. «Ich konnte mir bisher noch keine Kenntnisse über die Elektronik aneignen, würde mich jedoch gerne diesbezüglich noch weiterbilden», stellt sie in Aussicht. Bis dahin repariert und verkauft sie die älteren Modelle. «Diese älteren Velos werden gerne als ‹Bahnhofvelo› genutzt, denn die neueren Velos werden an den Bahnhöfen oft gestohlen», weiss Manuela Leiser, die in Ipsach aufgewachsen ist. Mit der guten Lage ihrer Nostalgie-Velowerk-statt direkt an der Hauptstrasse in Eriswil erhofft sich Manuela Leiser etwas mehr Kundschaft als an ihrem früheren Wohnort in Dürrenroth.
Um sich ihre finanzielle Unabhängigkeit abzusichern, arbeitet sie momentan zu 60 Prozent ebenfalls im Beschäftigungsprogramm in der Holzwerkstatt in Madiswil. Ab April bis November wird sie mit einem 50 Prozent Pensum zum Lamahof in Tschäppel wechseln. «Danach sehe ich weiter», sagt sie. Denn so leicht lässt sich die leidenschaftliche Velomechanikerin nicht unterkriegen.
Von Marion Heiniger