Ein grosses Herz für den Jazz
28. Jazz-Tage und Langenthal einmal mehr eine Jazzhochburg: Full House an drei von vier Konzerten in den jazzig gestylten Räumen des katholischen Kirchgemeindehauses. Der atemberaubende Mix aus New Orleans Jazz, Swing, Blues und Soul riss das Publikum zu Beifallsstürmen hin.
Full House und Standing Ovations zum Auftakt mit «A Night in New Orleans» ebenso wie bei der swingenden Hommage für Frank Sinatra und dem Schlussfeuerwerk mit Lilly Martin and Friends.
Positives Fazit
Programmchef Bruno Frangi zieht ein positives Fazit und erklärt den anhaltenden Publikumserfolg des Festivals mit dem Stil-Mix, hervorragenden Bands, musikalischer Qualität und Internationalität: «Zudem werden nur Musiker engagiert, die wir zuvor live gesehen und gehört haben.
Unser OK hat ein grosses Herz für den Jazz und das setzen wir bei den Bands auch voraus.» Neu im zehnköpfigen Team ist Manuela Leuenberger, die sich vorwiegend im Marketingbereich engagiert.
Musiker tragen New Orleans in ihrem Herzen
Mit einem Blues von Jerry Roll Morton eröffnet Bandleader Jan Luley eine wundervolle Night in New Orleans. Seine Hände fliegen über die Tasten, manchmal berührt er diese sanft, fast zärtlich, dann klassisch virtuos, einmal holt er seine linke Boogie-Woogie-Hand hervor oder hämmert wie auf einem Ragtime-Klavier. Zusammen mit seinen Musikern trägt er die Geburtsstadt des Jazz in seinem Herzen und zelebriert eine Hommage für 300 Jahre «New Orleans». Paul G. Ulrich, bekannt als langjähriger Bassist von Paul Kuhn, sowie Schlagzeuger Tobias Schirmer betreten die Bühne.
Thomas L’Etienne und Uli Wunner haben ihre Wurzeln im traditionellen New Orleans Jazz, stark beeinflusst durch die kreolischen Einflüsse. Sie verbindet eine musikalische Seelenverwandtschaft. Als «Creole Clarinets» begeistern sie das Publikum an zahlreichen europäischen Jazzfestivals.
Blue Notes vom Mississippi
Mit Brenda Boykin präsentieren die Langenthaler Jazztage eine Blueslady von absolutem Weltformat. Ihren Gehstock benutzt die zierliche Sängerin mit der grossen Stimme als «Rhythmusgerät» und fesselt die Zuhörer mit ihrer Bühnenpräsenz, ihrer Energie und Ausstrahlung.
Brenda Boykin spielt nicht nur mit ihrem Stimmumfang, der locker über drei Oktaven reicht, sondern mit dem hingerissenen Publikum, schäkert mit Fotograf Roland Kämpfer und treibt ihre Band an. Die herausragenden Solisten bilden ein starkes Kollektiv, setzen leuchtende Klangfarben und begleiten die US-amerikanische Sängerin bei ihren überraschenden Improvisationen und musikalischen Zwiesprachen. Mitwippende Füsse und Köpfe, rhythmisch klatschende Hände und eine oft kaum gezügelte Lust am Mittanzen zeugen von der elektrisierenden Atmosphäre und dem unverkennbaren New-Orleans-Groove. Bei «Jambalaya» wird fröhlich mitgesungen, und als «Bourbon Street» ertönt, wähnt man sich in einem verrauchten Jazzkeller in New Orleans.
Swingtime mit Raphael Jost & lots of horns: Im vollbesetzten Saal präsentiert der junge Pianist und Sänger eine swingende Hommage für Frank Sinatra (wir haben berichtet). Einige wenige Plätze blieben frei beim dritten von insgesamt vier Konzertabenden der Hamburger Jazz-Sängerin Caro Josée.
Auch sie verzauberte das Publikum mit ihrer Ausstrahlung und speziellen Stimme, begleitet von Jazzgitarrist Patrick Pagels und Steffan Diedrichsen an der Hammondorgel.
Spitzenmusiker und Frauenpower mit Lilly Martin
Die Ladies geben die Richtung vor, ihre Musiker gehen mit und wie! Soulsängerin Lilly Martin und Rockröhre Gigi Moto bieten einen erstklassigen Mix aus Blues und Soul; klassische Nummern serviert in spritzigen Arrangements von Keyboarder Michael Dolmetsch, verfeinert mit Anleihen aus Rock, Funk und modernen Jazzentwicklungen.
Die Band spielt die anspruchsvollen Nummern, Klassiker und Eigenkompositionen von Lilly Martin mit einer faszinierenden Leichtigkeit. Mitreis-sende Gitarrensoli von Oliver Keller und Jean-Pierre von Dach erhalten spontanen Szenenapplaus, ebenso Bluesharpspieler Walter Baumgartner, der mit seiner virtuosen Technik und fulminantem Tempo verblüffte.
Zusammen mit ihren special guests boten Lilly Martin und friends ein hochkarätiges Konzerterlebnis. Die New Yorkerin mit kubanischen Wurzeln ist eine Entertainerin bis in die Fingerspitzen, gleichzeitig Songwriterin, die mit ihrer umwerfenden Stimme und Bühnenpräsenz überzeugt. Die Besucher der Langenthaler Jazz-Tage erlebten eine gute Zeit und feierten die Musiker mit einer Standing Ovation: «Let the good times roll.»
Von Brigitte Meier