Ein imposantes musikalisches Bauwerk
«Eine musikalische Woche auf einer Baustelle»
war das Motto des diesjährigen Konzerts der
Kadettenmusik zusammen mit der Stadtmusik Huttwil. Rund 130 Musikantinnen und Musikanten im Alter von 11 bis 68 Jahren boten anspruchsvollste Unterhaltung. Was nicht fehlen darf am «Kaderekonzert» sind die rassigen Darbietungen der Tambouren. Und natürlich erfreute auch die Beginners Band «Crescendo» das Publikum mit
ihrem Auftritt.
Aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen sein dürfte, wer im Campus Perspektiven etwas verspätet eintraf, während das Konzert schon in vollem Gang war und zudem keine Einsicht in das Konzertprogramm hatte. Denn auf der Bühne musizierte ein 90-köpfiges Blasorchester. War es die Kadettenmusik mit Musikantinnen und Musikanten im reiferen Alter oder doch eine komplett verjüngte Stadtmusik? Des Rätsels Lösung: Ein Gemeinschaftskonzert, Kadettenmusik und Stadtmusik Huttwil vereint mit dem Projekt «Under Construction».
Die Baucrew arbeitete Hand in Hand
«Eine musikalische Woche auf der Baustelle» war der Untertitel auf dem Konzertprogramm. Wie auf einer Baustelle braucht es auch für den Aufbau eines Konzertes eine kompetente Baukommission. Die Architekten für das Gemeinschaftskonzert waren André Gygli, musikalischer Leiter der Kadettenmusik, und Urs Heri, Dirigent der Stadtmusik. Was wäre aber eine Baustelle ohne versierten Bauleiter, der zugleich unterhaltsam durch die Konzert-Baustelle führte? In Suva-gerechtem Outfit verstand es Martin Sägesser, seines Zeichens auch Präsident der Stadtmusik Huttwil, charmant durch das Programm zu führen.
Die «Profile» zu diesem Neubau stellte die Beginners Band «Crescendo» unter der Leitung von Janick Zappa. Seit zwei bis drei Jahren besuchen sie den Musikunterricht und eröffneten den Konzertabend mit beachtlichen und anspruchsvollen Darbietungen wie «Robotics», «Willst du einen Schneemann bauen» aus den Filmen «Die Eiskönigin» und «Extreme». Mit «Bang the Drum all Day» erfüllte die Beginners Band noch den Wunsch einer Zugabe.
Tambouren: Alles andere als Beilage
Schon konnte der Bauleiter den nächsten Höhepunkt auf der Baustelle ankündigen: Die Tambourengruppe unter der Leitung von Sabrina Ferreira und Peter Marending. Was wäre ein «Kaderekonzert» ohne Tambouren? Martin Sägesser machte kein Geheimnis daraus, dass Tambouren manchmal als «Beilage» angeschaut werden, «doch wer regelmässig an unsere Konzerte kommt oder schon einmal am Tattoo in Basel oder sogar Edinburgh gewesen ist, weiss, dass Tambouren alles andere als Beilagen sind», ist der Moderator überzeugt. Und das dem so ist, konnten die fünf Tambouren unter Beweis stellen. Mit dem zweistimmigen Stück «Zahrädli» eröffneten sie ihre Darbietungen. Weiter gaben sie «Diabolino» von Jean-Yves Zwahlen und «Zwasli» von Jan Künzle zum Besten. «Walliser» heisst der Basler Fasnachtsmarsch von Emil Krug, bei dem die Tambourinnen und Tambouren ihr Können souverän unter Beweis stellen konnten und auch nach «Birth of Drums», komponiert 1990 von Franz Baeriswyl, war das Publikum begeistert und bekam als Zugabe noch «S’Brösmeli» zu hören und zu sehen.
Eine enge Kiste auf der Bühne
Nach der Pause wurde es eng auf der Bühne, denn rund 90 Kadettinnen und Kadetten sowie Stadtmusikantinnen und -musikanten nahmen ihre Plätze ein. Was jetzt folgte war eine Premiere: Zum ersten Mal vereinten sich die Kadettenmusik und die Stadtmusik zu einem gemeinsamen Konzert. Was seit Oktober zuerst registerweise und ab März gemeinsam geübt wurde, bekamen nun die zahlreich erschienenen Konzertbesucherinnen und -besucher zu hören.
Traditionsgemäss hat der jeweilige Spielführer der Kadetten am Kadettenkonzert seinen letzten Einsatz. So war es auch für Moritz Bärtschi, als er mit dem Marsch «Kadetten Huttwil», komponiert von Mario Bürki, den zweiten Konzertteil eröffnete und souverän ein gewaltiges Blasorchester dirigierte. Alsdann reichte er den Taktstock an den Leiter der Kadettenmusik, André Gygli, weiter. Unter seiner Direktion ging das Konzert weiter mit der Filmmusik «Top Gun» von Giorgio Moroder und der schönen und sanften Melodie «Never Back Down» von Thomas Bergersen. Nun hatte auch der Vizespielführer Olivier Staffelbach seinen letzten Einsatz und mit «Bob the Builder», oder bei uns besser bekannt als «Bob der Baumeister», entführte er das Publikum absolut hörbar auf eine musikalische Baustelle.
Acht grüne Ölfässer im Einklang
Was haben denn grüne Ölfässer an einem Konzert verloren, fragte sich wohl die Zuhörerschaft, als acht solche Fässer auf die Bühne transportiert wurden? Doch als sich die Perkussionistinnen und Perkussionisten dahinter stellten, war schnell klar, was abgeht. «Tonnen-Weise» heisst das musikalische Werk, das von Susanne Zabl komponiert, von André Gygli dirigiert und von der Kadettenmusik und der Stadtmusik gespielt wurde. Der temperamentvolle und rhythmische erste Teil bezog sich auf die vielen Baustellen, denen man eben tonnenweise landauf, landab begegnet. Der ruhige Mittelteil liess Träume an die unverbaute Natur erwachen und im dritten Teil gingen die Bauarbeiten wieder in vollem Gang weiter. Dieser Vortrag verlangte auch von den Musizierenden volle Konzentration und Kondition. Schlag auf Schlag ging es weiter mit dem Klassiker «Tetris».
Ein Werkzeugrasseln zum Schluss
Als die Noten von «Tool B or not Tool B» auf den Ständern lagen, hob Urs Heri sein «Werkzeug», den Taktstock, zu einer musikalischen Feier mit Solohämmern, elektrischen Bohrmaschinen, Handsägen und Farbeimern! Ein anspruchsvolles Stück, in dem unter anderem Werke von Brahms und Offenbach in abgeänderter Form eingebaut wurden. Und zum Schluss hiess es «The greatest Showman». «Ja, wer ist der grösste Showmann von diesem gelungenen Galakonzert?», diese Frage warf auch der ansagende Bauleiter Martin Sägesser auf und gab auch gleich die Antwort: «André Gygli und Urs Heri!» Ein grosses Kompliment ging auch an alle Kadettinnen und Kadetten, die mit voller Hingabe sich den Herausforderungen der anspruchsvollen Musikliteratur stellten.
Ein weiterer Architekt auf der abendlichen Baustelle war auch der Präsident des Vereins Kadetten Huttwil, André Schärer. Er fand lobende Worte für die Kadettenmusik und alle, die sich für das Gelingen dieses virtuosen Konzertes einsetzten. Und er hatte nicht Unrecht mit der Aussage: «Die Kadettenmusik baut das Fundament für alle umliegenden Musikvereine.» Gespannt wartete das Publikum auch auf die Beförderungen. Als neuer Spielführer wurde Linus Kobel bestimmt und als Vize Livio Burkhardt.
Von Elsbeth Schär