• Der in Melchnau aufgewachsene Matthias Baumann hat die Bernischen Berufsmeisterschaften Landwirt/Landwirtin gewonnen. · Bild: Irmgard Bayard

05.08.2022
Oberaargau

Ein junger Landwirt auf Goldkurs

Mit seinem ersten Rang an den Bernischen Berufsmeisterschaften Landwirt/Landwirtin hat sich Matthias Baumann für die Teilnahme an den SwissSkills im September qualifiziert. Dort hat der 23-Jährige gute Aussichten auf eine Medaille.

Oberaargau · Die SwissSkills sind die Berufsmeisterschaften, an der sich junge Menschen aus der ganzen Schweiz in ihrem Beruf und mit anderen messen. Matthias Baumann hat sich dank seinem ersten Rang bei den Bernischen Berufsmeisterschaften Landwirt/Landwirtin dafür qualifiziert. «Vor zwei Jahren hätte ich als Dritter theoretisch schon an den SwissSkills teilnehmen können», erzählt der Melchnauer, der seit kurzem in Madiswil wohnt. Diese wurden dann jedoch wegen Corona abgesagt. Obwohl er eigentlich Jüngeren Platz machen wollte, hat er sich nach mehreren Anfragen der Organisatoren dazu entschlossen, anzutreten.

Sicherheit geht vor
Bei den Bernischen Berufsmeisterschaften gab es fünf Aufgaben zu meistern. Im Bereich Pflanzenkenntnisse mussten Futterpflanzen, Gräser, Kräuter, Klee und so weiter bestimmt sowie Krankheiten, Unkraut und Schädlinge erkannt werden. «Beim Posten Tierhaltung musste ich eine Kuh nach dem CH-Tax-System einstufen, also feststellen, wie viel Fleisch sie hergibt und wie viel ich vom Metzger dafür verlangen kann», erklärt er. Bei der Sparte Mechanisierung ging es einerseits darum, die Landmaschine mit Anhänger rückwärts durch einen Parcours zu lenken, andererseits Paloxen, etwas Ähnliches wie Europaletten, aufeinander zu stapeln und zu transportieren. «Dabei sind mir mein Alter und die Erfahrung zugutegekommen», ist Matthias Baumann überzeugt. «Denn es ist besser, an die eigene und fremde Sicherheit zu denken und langsam zu fahren, als schnell zu sein.»

Vier Trainingstage
An den SwissSkills, die vom 7. bis 11. September in Bern stattfinden, werden ebenfalls Aufgaben zu Pflanzenkenntnis, Tierhaltung und Mechanisierung gestellt, allerdings nicht dieselben. Einen Arbeitsplan hat Mat-
t­hias Baumann bereits erhalten. Spe­-
ziell vorbereiten wird er sich nicht, ausser vielleicht im Bereich der Pflanzen. Zudem organisiert der Berufsverband Berner Bauern für ihre Teilnehmenden vier Trainingstage, einen in der Landwirtschaftsschule Rüttihof in Zollikofen sowie drei weitere in vom Verband ausgewählten Betrieben.

Fahrzeugschlosser und Landwirt
Den Beruf des Landwirts hat der Bauernsohn nicht auf direktem Weg erlernt. Etwas, das er auch anderen Berufsleuten empfiehlt. «Mein Berufswunsch war von jeher Landma­schi-
nenmechaniker», erinnert er sich. Beim Schnuppern für eine Lehrstelle hat er dann jedoch festgestellt, dass ein Motor zwar nach der Arbeit allenfalls wieder läuft, man jedoch nichts Konkretes sieht. «Da ich den Fokus allein auf diesen Beruf gerichtet hatte, war ich danach etwas ratlos und habe mir verschiedene andere Möglichkeiten angeschaut», erzählt Matthias Baumann. Schliesslich hat er sich zum Fahrzeugschlosser ausbilden lassen. «Der Lehrbetrieb war am Rande des Dorfes, so dass ich von dort aus den Bauern bei ihrer Arbeit zusehen konnte», erzählt er mit einem Lächeln. Dies führte dazu, dass er gleich nach dem Lehrabschluss die Ausbildung zum Landwirt in Angriff nahm. «Da ich bereits eine Berufsschule absolviert hatte, ging diese nur zwei Jahre.» Seither ist er mit Leib und Seele Landwirt, aktuell bei einem Bauern im Luzernischen. Bereits angedacht ist, dass er dereinst den Hof seiner Eltern in Melchnau übernehmen wird. «Aber zuerst möchte ich noch anderes kennenlernen, zum Beispiel eine Tulpenzucht in Holland oder einen Hopfenanbau in Deutschland.» Denn, dass Landwirte heute innovativ sein müssen, ist für ihn klar. «Die Vielseitigkeit gefällt mir besonders an diesem Beruf», sagt Matthias Baumann, der sich in seiner Freizeit unter anderem in Melchnau in der Feuerwehr engagiert und dem Schiesssport frönt.

Gute Oberaargauer
Neben Matthias Baumann haben sich bei den Berner Berufsmeisterschaften Landwirt/Landwirtin weitere Oberaar­gauer gute Ränge erarbeitet. Mit Lukas Jufer aus Lotzwil (2. Rang) und Patrick Schär aus Rohrbachgraben (4.) haben sich zwei weitere für die SwissSkills qualifiziert, David Steffen aus Rohrbachgraben erreichte den guten achten Rang. Dass die Oberaargauer so gut abgeschnitten haben, vermutet Matthias Baumann in der Vielseitigkeit dieser Landwirtschaftsregion mit Viehzucht, Ackerbau, Gemüsebau, Schnittblumenpflanzungen und so weiter. «Wir werden einander sicher unterstützen», sagt er zu den bevorstehenden SwissSkills. «Aber schlussendlich sind wir dann doch Konkurrenten, selbst Lukas und ich, obwohl wir uns gut kennen», fährt er mit einem Schmunzeln weiter. Ob ihm das gute Abschneiden am Kantonalbernischen Wettkampf und eine allfällige Medaille an den SwissSkills beruflich weiterhelfen würden, weiss er nicht, sagt aber: «Bei einer Bewerbung wohl schon. In erster Linie ist es jedoch eine Bestätigung für mich selbst.»

Die Startliste «Landwirtschaft» des Kantons Bern an den SwissSkills 2022: Daniel Hirschi, Eggiwil, Matthias Baumann, Melchnau, Jonas Peter, Aarberg, Lukas Jufer, Lotzwil, Marco Hadorn, Mühledorf, Stefan Hadorn, Burgistein, Patrick Schär, Rohrbachgraben sowie Melanie Bieri, Dotzigen (1. Ersatz) und Simon Mosimann, Affoltern (2. Ersatz).

Von Irmgard Bayard