Ein Meilenstein für die Luzerner Psychiatrie
Mit mehrtägigen Feierlichkeiten wurde in der Luzerner Psychiatrie in St. Urban der Neubau Haus C offiziell eingeweiht und der Bevölkerung vorgestellt. Das Gebäude mit fünf modernen Stationen wird anfangs 2019 in Betrieb genommen. Guido Graf (Pfaffnau), Regierungsrat und Gesundheitsdirektor Kanton Luzern, sprach bei der Eröffnungsfeier von einem Meilenstein für die psychiatrische Versorgung im Kanton Luzern.
St. Urban · Als Freudentag bezeichnete Hans Schärli, Spitalpräsident Luzerner Psychiatrie St. Urban (lups), den Tag der offiziellen Einweihung des Neubaus Haus C. «Wir sind verpflichtet, psy-chiatrische Dienste in hoher Qualität anzubieten. Dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Mit dem Neubau haben wir diesbezüglich einen wichtigen Schritt getätigt», hielt er bei der Einweihungsfeier vor vielen geladenen Gästen fest. Auch für den Pfaffnauer Regierungsrat und Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf stellt der Neubau einen markanten Entwicklungsschritt dar. «Über gesundheitliche Themen wird fast täglich in den Medien berichtet, dennoch spricht man nach wie vor nur selten über psychische Probleme», betonte er. Um langfristig als Institution bestehen zu können, müsse das Angebot in der Luzerner Psychiatrie laufend den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden. «Es braucht eine zeitgemässe Infrastruktur für Menschen mit psychischen Gebrechen», hielt Graf fest und wies darauf hin, dass beispielsweise die Alterspsychiatrie in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen werde.
Musterbau, der neue Massstäbe setzt
Deshalb stellt auch für ihn der Neubau Haus C mit drei alterspsychiatrischen und zwei Spezialstationen einen Meilenstein für die psychiatrische Versorgung im Kanton Luzern und das angrenzende Bernbiet dar. Sogar von einem Quantensprung sprach anschliessend Peter Schwegler, Direktor der Luzerner Psychiatrie St. Urban, der die Anwesenden aufforderte, über psychische Themen zu reden. «Damit wirken wir der Stigmatisierung von psychisch kranken Menschen entgegen», erwähnte er. Patrick Stanzer, Bauleiter der ausführenden Schärli Architektur AG, Luzern, gewährte danach einen anderen Blick auf den Neubau und wies darauf hin, dass hier 700 Tonnen Stahl und 12 000 Kubikmeter Beton verbaut wurden. Dazu seien 230 Fenster eingebaut worden. Stanzer gab auch zu verstehen, dass es sich hier um ein äusserst komplexes Projekt gehandelt habe, das für die gesamte Baucrew eine grosse Herausforderung dargestellt habe.
Erfreut zeigte sich auch Hanspeter Häfliger, Leiter Betriebswirtschaft und Infrastruktur lups: «Im Mittelpunkt unserer Überlegungen stand der Mensch, die Patienten und Mitarbeitenden. Dafür waren wir auf der Suche nach betrieblich und baulich cleveren sowie funktionalen Lösungen. Hier war viel interdisziplinäre Denkarbeit notwendig. Mit dem Resultat sind wir sehr zufrieden. Es ist ein Musterbau, der für die lups neue Massstäbe setzt.» Das Angebot im neuen Haus C ist im Bereich der Alterspsychiatrie umfassend, aufgeteilt in drei Stufen. Die erste Stufe umfasst die neuropsychiatrische Station, wo man insbesondere auf die Therapie von psychischen Störungen im Rahmen körperlicher, aber auch neurodegenerativer Erkrankungen (Demenzen, Delirien oder parkinsonassoziierten Erkrankungen) spezialisiert ist.
Zwei Spezialstationen
Die zweite Alterspsychiatriestufe legt den Fokus auf die Behandlung der effektiven Störungen, insbesondere der Erkrankungen aus dem depressiven Formenkreis im Alter. Die dritte Stufe umfasst die Langzeitstation für Menschen über 65 Jahre. Diese Station ist spezialisiert für die psychiatrische und somatische Langzeitpflege. Sie steht Menschen mit ausgeprägter Verhaltensauffälligkeit offen, welche eine psychiatrische, vielleicht auch eine intensive körperliche Pflege und Betreuung benötigen oder in ihrer körperlichen und psychischen Verfassung so geschwächt sind, dass sie nicht mehr selber für sich sorgen können.
Daneben verfügt der Neubau Haus C über zwei Spezialstationen. Die erste umfasst die Rehabilitation. Menschen mit einer psychischen Erkrankung verfügen nach wie vor über viele Ressourcen, aus denen sie schöpfen können. Während eines stationären Aufenthalts sollen diese Kräfte in dieser Spezialstation gefördert werden. Die zweite Spezialstation widmet sich den Depressionen und Stressfolgeerkrankungen. Ziel der Behandlung hier ist es, die Betroffenen in das Leben nach dem Klinikaufenthalt zurückzubegleiten.
Grosses Interesse der Bevölkerung
Die Luzerner Psychiatrie ist für die psychiatrische Grundversorgung in den Kantonen Luzern, Ob- und Nidwalden zuständig und ist an mehreren Betriebsstandorten präsent. Das Unternehmen verfügt über ein modernes ambulantes und stationäres Behandlungsangebot mit einer zeitgemässen Infrastruktur. Das Behandlungsspektrum umfasst die Kinder- und Jugendpsychiatrie bis hin zur Erwachsenen- und Alterspsychiatrie. Die Dienstleistungen der lups stehen auch angrenzenden Spitalregionen zur Verfügung (Oberargau). Über 1200 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Jährlich bildet zudem die lups rund 100 Jugendliche in den verschiedensten Berufen aus.
Während den Tagen der offenen Tür strömte die Bevölkerung in Scharen auf das Gelände der Luzerner Psychiatrie in St. Urban. Nicht nur die zahlreichen Fachvorträge waren dabei ein Publikumsmagnet, auch die verschiedenen Informationsstände, Filmvorführungen und der Weihnachtsmarkt zogen die Besucher an. Im ebenfalls neu sanierten Personalrestaurant Urbano, im Festzelt und am Weihnachtsmarkt wurde in stimmungsvoller Atmosphäre diskutiert und für das leibliche Wohl gesorgt.
Von Walter Ryser