• Bruno Blättler (links) und Daniel Müller haben viel dazu beigetragen, dass das «Öpfuböimli» zu seinem Betriebsfahrzeug gekommen ist. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

25.10.2019
Huttwil

Ein neues Betriebsfahrzeug für das «Öpfuböimli»

Seit kurzem hat das Huttwiler Wohnheim Öpfuböimli wieder ein zweckmässiges, gut funktionierendes Betriebsfahrzeug. Dass die dringend notwendige Anschaffung möglich wurde, ist weitgehend den beiden Wanderern Bruno Blättler, Ufhusen, und Daniel Müller, Melchnau, zu verdanken.

Ende August haben Bruno Blättler, Ufhusen, und Daniel Müller, Melchnau, ihre Rucksäcke auf den Rücken geschwungen und den sechstägigen Marsch über den Grenzpfad Napfbergland unter die Füsse genommen. Ihr Vorhaben verbanden sie mit einem guten Zweck: Jeder Kilometer, den sie gingen, sollte im Rahmen eines Sponsorenlaufs zweckgebunden Geld für das Betriebsauto des «Öpfuböimli» einbringen (der «Unter-Emmentaler» berichtete). Jetzt blicken die beiden auf eine grosse, anstrengende Herausforderung, auf ein unvergessliches Erlebnis und gleichzeitig auf eine gute Sache zurück.

Ein «Werbemarsch»
Wo immer möglich verteilten sie auf dem 110 km langen Weg von St. Urban über den Napf und das Brienzer Rot-horn bis auf den Brünig Flyers, mit welchen sie für das Sponsoring warben. Ihre Rucksäcke waren mit einem Plakat für den guten Zweck beschrieben. «Die lange Wanderung war anstrengend, brachte uns manchmal an die Grenzen, insbesondere der zweite Tag auf den Napf und auch die Steigung auf das Brienzer Rothorn. Aber es war sehr, sehr schön und eindrücklich. Sie brachte uns Begegnungen, sie lüftete uns den Kopf ...», erzählen die beiden begeistert. Zudem war ihnen Wetterglück beschieden. Heiss war es, sonnig – aber in den beiden Wochen zuvor und danach hatte es geregnet.
«Mindestens die Wanderungen auf das Brienzer Rothorn und am letzten Tag auf den Brünig wären bei nassem Wetter im rutschigen Gelände nicht möglich gewesen.»
Auf der letzten Etappe zum Brünig war der Himmel überzogen. Kaum waren sie im Restaurant auf der Brünig Passhöhe, schüttete es wie aus Kübeln. Die grösste Freude aber wartete noch: Plötzlich wurden sie im Restaurant von ihren beiden Frauen begrüsst, die sich klammheimlich aufgemacht hatten, um die Wanderer abzuholen.

Tolles Engagement der Frauengruppe
Während sie Kilometer um Kilometer schwitzten und Geld sammelten, taten sich im Hintergrund weitere Dinge rund um das Fahrzeug für das «Öpfuböimli». Über Jahrzehnte hinweg hatte die kirchliche Frauengruppe Belp mit Selbstgestricktem Geld für gute Zwecke gesammelt – insgesamt über eine halbe Million Franken. Nun löst sie sich auf. Durch Beziehungen zum «Öpfuböimli» «sponsorten» die Belper Frauen schon im Frühjahr diverse notwendige Einrichtungsgegenstände im Wohnheim in Nyffel. Nun entschieden sie sich auch noch, den fehlenden Betrag an das Betriebsauto beizusteuern.

Tatkräftige Hilfe
Die Freude war riesig, als der Stiftungsratspräsident des «Öpfuböimli», Ulrich Anliker, über eine Internetplattform auf ein topp-geeignetes Fahrzeug stiess, das mit allem Notwendigen für einen Rollstuhltransport ausstaffiert ist. Rolf Lanz von der Larep Garage Huttwil sah sich das Fahrzeug, das damals noch in der Ostschweiz stationiert war, an, konnte es empfehlen und organisierte gleich noch die Übergabe in Huttwil.
«Es ist unglaublich schön, dass sich immer wieder Menschen wie Daniel Müller und Bruno Blättler für das ‹Öpfuböimli› einsetzen, Initiative ergreifen und dabei soviel erreichen oder in Gang geben», freut sich Kurt Früh, Geschäftsführer des Huttwiler Wohnheims, das nebst dem Hauptstandort in Nyffel auch einen zweiten Standort an der Hauptstrasse in Rohrbach betreibt. Kurt Früh führte eine lange Liste mit Spenderinnen und Spendern bei sich, die aufgrund der «Sponsorenwanderung» von Bruno Blättler und Daniel Müller einen Beitrag eingezahlt oder brieflich und sogar noch mit einigen lieben Zeilen ein «Nötli» gesandt hatten. Allerdings: «Es war wohl noch mehr Geld, das wir aus diesem Grund erhielten. Aber nicht alle Spenden enthalten einen Bezug, und weil alle Einzahlungen auf das allgemeine Konto gingen, können wir den genauen Sponsoring-Betrag nicht ausmachen.»
So oder so – von Anfang an war definiert, dass das Geld, welches die notwendige Gesamtsumme für das Betriebsfahrzeug überstieg, auf das allgemeine Spendenkonto des «Öpfu-
böimli» fliessen sollte.
Die Stiftung Wohnheim Öpfuböimli betreibt seit 20 Jahren mit viel Herzblut und Engagement im ehemaligen, 200-jährigen Schulhaus Nyffel eine Wohn- und Beschäftigungsstätte. Dass die Stiftung auf Spenden angewiesen ist, liegt an einem – noch nicht korrigierten – Fehler im System. Seit Jahren kämpfen Stiftungsrat und Leitung für mehr Kantonsgelder. Denn 2017 subventionierte der Kanton Bern im «Öpfuböimli» einen Aufenthaltstag mit 319 Franken, in einer vergleichbaren Institution in der Region dagegen mit 476 Franken. Dank verschiedenen Bemühungen, unter anderem auch seitens des damaligen Huttwiler Grossrats Adrian Wüthrich, kommt seit anfangs 2019 eine Zwischenlösung zum Tragen. Denn bis das neue Behindertenkonzept des Kantons, darunter der 2014 vom Kantonsparlament einstimmig genehmigte Einheitstarif für Wohn- und Pflegeheime, umgesetzt ist, wird das Jahr 2023 einläuten.
So werden auch in diesem Spätherbst wieder Spendebriefe für das «Öpfu-böimli» versandt. Das «Öpfuböimli» geniesst in der Bevölkerung viel Beachtung. Das ist gut so, denn bis auch für dieses überschaubare, familiäre Wohnheim gleichlange Spiesse wie bei den «Grossen» gelten, ist es auf die Spenden angewiesen.

Gut zu wissen
www.wohnheim-oepfuboeimli.ch; Spendenkonto IBAN CH04 0645 0016 0411 7840 0 oder PC-Konto 30-38116-2.

Von Liselotte Jost-Zürcher