Ein Schultag im Zeichen der Umwelt
An der Oberstufe in Wasen fand dieses Jahr bereits zum dritten Mal ein Umwelttag statt. Für einmal mussten die 60 Schülerinnen und Schüler nicht die Schulbank drücken. Unter Leitung des Natur- und Vogelschutzvereins haben die Jugendlichen neuen Lebensraum für Tiere geschaffen, Häuser für Vögel, Igel und Wildbienen hergestellt sowie Sitzstangen für Greifvögel installiert.
Wasen · Rasant fliegt die Libelle über einen kleinen Teich, den die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe Wasen während des letztjährigen Umwelttages angelegt haben. «Das ist eine blaugrüne Mosaikjungfer», erklärt Martin Leuenberger, Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Wasen. Der gelernte Gärtner ist jeweils der fachkundige Ansprechpartner an den Umwelttagen. Gleich hinter dem Teich schichten einige Knaben Äste zu einem Stapel auf, um Fröschen, Eidechsen, Wildbienen, dem Mauswiesel, dem Hermelin und vielen anderen Tieren einen natürlichen Lebensraum zu bieten. «Wir haben Armierungseisengitter darin verbaut, damit die Äste auch halten», erklärt einer der Siebtklässler. Während der Junge die Kon-struktion des Stapels erläutert, hüpft vor ihm ein Grasfrosch durch die Wiese und sucht schnell Unterschlupf unter einem Asthaufen. Kurz sorgt der kleine Hüpfer für Aufregung unter den umstehenden Personen. Die gelb-bräunlichen Frösche hatten den neuen Teich schnell in Beschlag genommen. Bereits 50 Grasfrosch-Laichballen konnten diesen Frühling die Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins im Teich zählen.
Nachhaltiges mit auf den Weg geben
Bereits zum dritten Mal fand dieses Jahr in Wasen ein Umwelttag statt. Auch an diesem warmen Dienstag gab es viel zu tun und die Schüler packten die Arbeit mit grosser Freude an. «Das ist viel besser, als den ganzen Tag im Schulzimmer zu sitzen», ist denn auch der einheitliche Tenor der Jugendlichen. «Es ist wichtig, dass sie an diesem Tag etwas Sinnvolles zu tun haben und auch wissen, wieso sie die Arbeit machen», erklärt Martin Leuenberger. Persönlich liegt ihm der Naturschutz sehr am Herzen und er hofft dabei den Schülern etwas Nachhaltiges mit auf den Weg geben zu können. Damit jeder der 60 Schülerinnen und Schüler auch genug zu tun hat, wurden sie in sieben Gruppen mit unterschiedlichen Aufgaben aufgeteilt. Eine der Gruppen schaufelt Erdhaufen gleich neben dem umzäunten Rasenplatz der Schule auf, bestücken diese mit Kies, Sand, Steinen und Rohren, damit Eidechsen, Blindschleichen und andere Kleintiere einen geeigneten Lebensraum erhalten. Nebenher setzen sie neue Büsche und säubern die zahlreichen farbenfrohen Nistkästen, welche beim letzten Umwelttag rund um den Zaun angebracht und von den Vögeln sofort besetzt wurden. Eine weitere Gruppe werkelt in der Schulküche. Sie waren für die Verpflegung am Mittag zuständig und hatten für gesamthaft 80 Personen jeweils achteinhalb Kilo Fleisch und Teigwaren zu «Gehacktes mit Hörnli» verarbeitet. Dazu gab es Gemüse und Apfelmus. Im Werkraum gleich nebenan ist eine andere Gruppe beim Arbeiten. Konzentriert stellen die Jugendlichen unter fachkundiger Anleitung der Lehrer und Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereines Nistkästen für Stare her, schrauben Häuser für Igel zusammen, schneiden Hölzchen zurecht und bohren Löcher für Wildbienenhäuser. Diese werden anschliessend rund ums Schulhaus aufgestellt oder aufgehängt.
Mäusejagd für Greifvögel erleichtern
Eine andere Gruppe ist gerade oberhalb von Wasen angekommen. Sie wollen die zuvor vorbereiteten Stangen auf einer Wiese anbringen, um dem Mäusebussard und nachts auch den Eulen die Mäusejagd zu erleichtern. Die Schüler kämpfen sich durch ein Stück Brachland, welches nur etwa alle zwei Jahre gemäht wird und darauf bereits meterhoch viele verschiedene Wildblumen wachsen. Von hier aus haben die Greifvögel eine optimale Sicht auf die umliegenden Weiden. Weiter geht es auf einen anderen Hügel. Auch hier ist ein etwas grösseres Stück Brachland. Gleich daneben befindet sich eine Hecke mit unterschiedlichen Dornbüschen und Haselsträuchern.
Einmal im Jahr wird diese Wiese gemäht und dient als Vernetzung für viele verschiedene Tierarten zwischen der Hecke und dem Wald daneben, damit diese im Schutz der hohen Naturwiese zirkulieren können.
Martin Leuenberger bleibt neben einem stacheligen Schwarzdornstrauch mit blauen Früchten stehen. «Hier hat sich der Neuntöter wieder angesiedelt, er ist der Vogel des Jahres. Das Besondere an diesem Vogel ist, dass er seine gefangene Beute anschliessend auf Dornen spiesst», erklärt der erfahrene Naturschützer. Das Gelände ist hier sehr steil. Etwas weiter unten sind Jugendliche am Werk und haben fleissig Äste und Steine aufgeschichtet, um auch hier weitere Lebensräume für die Tierwelt zu schaffen. Sie sind bereits fertig, auch das Werkzeug ist schon auf einem Anhänger verstaut. Doch bevor es wieder zurück zum Schulhaus geht, stehen sie nochmals für ein Gruppenfoto zusammen.
Beim Schulhaus angekommen, ist die letzte Gruppe noch eifrig bei der Arbeit, wenn auch in den letzten Zügen. Gleich neben dem Pausenplatz vor den Fenstern der Schulküche ist durch ihr Wirken ein naturnaher Platz mit verschiedenen Ast- und Steinhaufen sowie Igel- und Wildbienenhäusern entstanden. Martin Leuenberger verteilt den Schülern Samen in Plastikbechern, denn auch hier soll eine artenreiche Blumenwiese entstehen. Die Jugendlichen schwärmen noch ein letztes Mal aus und verteilen die Samen überall dort, wo es wachsen soll. Damit ging ein langer, arbeitsreicher Tag zu Ende und die 60 Schülerinnen und Schüler, ihre Lehrer wie auch die Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins gehen müde aber zufrieden nach Hause, mit dem Gedanken, etwas Sinnvolles getan zu haben.
Von Marion Heiniger