Ein «Weidbrunnen» als Augenweide
Die Alterszentrum Sumiswald AG lud zur Einweihung ihres neuen Brunnens ein. Geschaffen hat das dreiteilige Kunstwerk Ewald Trachsel aus Dürrenroth. Inspirieren liess sich der Künstler von den Brunnen auf den hiesigen Alpweiden.
Von Ulrich Steiner · Gut 30 Personen versammelten sich am Montagabend um das moderne Brunnen-Ensemble beim Alterszentrum Sumiswald. Sie wohnten der offiziellen Einweihung des mit eigenem Quellwasser gespiesenen Kunstwerkes aus Beton und Bronze bei. Das am Dorfrand «verortete» Heim bezog im Laufe dieses Jahres einen 40 Millionen Franken teuren Neubau und beherbergt nun 130 Personen in komfortablen Einzelzimmern. Um den neuen Eingangsbereich mit dem stilisierten Bauerngarten zu komplettieren, wurde der Dürrenrother Künstler Ewald Trachsel mit der Realisierung eines passenden Brunnens beauftragt. Als Vorlage dienten ihm hauptsächlich die vielen Weid- und Bauernhofbrunnen der Region.
Brunnen-Trilogie
Am Anfang der Installation steht eine Teilstocksäule mit einem aufgesetzten Nagelfluh-Abguss aus dem Hornbachgraben. «Das Prinzip des Teilens einer Quelle hat besonders hier im Emmental ein ausgeklügeltes System von Teilstöcken hervorgebracht. Das ermöglicht, verschiedene Brunnen gerecht mit Wasser aus der gleichen Quelle oder Brunnstube zu versorgen. Meist überlaufen diese Säulen jedoch, was durch Ablagerungen im Laufe der Zeit eine aparte Patina ergibt», sagte Ewald Trachsel einleitend. In den langgezogenen Hauptbrunnen fliesst das Wasser durch eine an einem Zaunpfahl befestigte Brunnröhre. Das bewusst auf einer Höhe, dass sich bequem
davon trinken lässt. Pfahl und Röhre des Mittelelementes sind aus Bronze geformt.
Im «Südeltrog chosle»
«Chosle» – diese Kindheitserinnerungen vieler Bauernkinder kann man im freistehenden Objekt von Ewald Trachsel nicht mehr gut. Die integrierte Bronzeplatte verhindert dies. Nach Aussage des Künstlers habe er damit eine Mischform von «Südel»- und Waschtrog geschaffen. In diesem Teil eines Brunnens wurden früher die Kartoffeln oder die Dreckstiefel gewaschen, erinnerte sich der Künstler schmunzelnd. Der Begriff komme übrigens auch in «Anne Bäbi Jowäger» von Jeremias Gotthelf vor.
Die Verantwortlichen des Alterszentrums sind überzeugt, dass das Auftrags-Motto «Teilhaben und laben» zusammen mit der angrenzenden Gartenanlage bei den Heimbewohnerinnen und -bewohnern, Besuchern und Passanten gut ankommen wird. Das gelungene Verschönerungs-Projekt konnte nur dank grosszügigen Firmen- und Privatspenden realisiert werden.