• Yannick Rathgeb läuft in der nächsten Saison nicht mehr im Dress von Fribourg-Gottéron, sondern in jenem der New York Islanders auf. Bild: Leroy Ryser

13.04.2018
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Ein weiterer Langenthaler in der NHL

Mit Yannick Rathgeb wechselt nach Sven Bärtschi bereits der zweite Langenthaler nach Übersee in die beste Eishockeyliga der Welt. Anstatt bei Fribourg-Gottéron wird der 22-Jährige in der kommenden Saison für die New York Islanders in der NHL spielen – wenn alles wie erhofft läuft.

EISHOCKEY · Zum Ende der Woche geisterte trotz laufenden Playoffs vor allem eine Meldung durch die Eishockey-Schweiz: Der Verteidiger Yannick Rathgeb hat bei den New York Islanders in der NHL einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Während die Eishockeyschweiz überrascht und erfreut über diesen Transfer ist, hält sich beim Langenthaler die Überraschung in Grenzen. «Der erste Kontakt fand bereits vor dem Karjala Cup statt, als die Islanders Spiele von mir anschauen wollten, ich aber verletzt war», erinnert sich der Verteidiger von Fribourg-Gottéron. Seit November haben die Scouts der NHL-Franchise aber dennoch ein paar Spiele von Rathgeb gesehen und nachher mit ihm endgültig Kontakt aufgenommen. «Wir haben die Saison hindurch mehrmals miteinander gesprochen und waren auch gemeinsam Essen», erzählt Rathgeb. Das Vertragsangebot ist damit Schritt für Schritt realistischer geworden. «Sie waren von meinem Schuss überzeugt, der sicherlich fürs Powerplay helfen kann. Vor allem aber hat ihnen gefallen, dass ich kein Schön-Wetter-Hockeyler bin.» Anders gesagt: Kommt es hart auf hart, zögert Rathgeb nicht, zuzugreifen und sich durchzusetzen. Ein Attribut, welches in der härtesten und besten Eishockeyliga der Welt womöglich am wichtigsten überhaupt ist.

Das Drumherum ist bekannt

Das hat Yannick Rathgeb zweifellos in seiner Zeit in der Ontario Hockey League, einer kanadischen Juniorenliga, in der er zwei Jahre für die Plymouth Whalers spielte, gelernt. Auch das Drumherum in der NHL, mit vielen Spielen und zahlreichen Reisen dürfte ihm deshalb vertraut sein. «Es ist zweifellos ein Vorteil, dass ich auch schon in Übersee spielte.» Auch wenn er sich neu an das Leben in der NHL gewöhnen muss, so wird der Kulturschock ausbleiben.

Das Meer ist nahe

Das gilt wohl auch für das Leben in New York. Obwohl weder Langenthal noch Fribourg zu den grössten Städten der Welt gehören, ist bei Yannick Rathgeb die Vorfreude weit grösser als die Unsicherheit. «Das wird spannend. Das Meer ist in der Nähe, die grosse Stadt. Da hat es alles, was man zum Leben braucht.» Wo und wie er wohnen wird, weiss er derweil noch nicht, geplant ist einzig, dass er in einem ersten Schritt alleine nach Übersee reist und seine Freundin nach einer Einfindungsphase nachreisen dürfte. «Mein Umfeld ist natürlich begeistert und auch stolz», erklärt Rathgeb. Seine Mutter Denise habe zwar gemischte Gefühle, weil sie ihren Sohn erneut ziehen lassen muss. Auch bei ihr überwiegt aber der Stolz, dass aus ihrem Jungen nun tatsächlich ein potenzieller NHL-Spieler gewachsen ist. Gleiches gilt natürlich auch für Vater Martin. «Schon sehr viele haben mir bereits gesagt, dass sie mich irgendwann besuchen werden.» Auch dafür sei New York als touristischer, vergleichsweise einfach erreichbarer Standort ideal.

Vorerst dürfte Yannick Rathgeb aber weniger in New York, als bei den Bridgeport Sound Tigers im AHL-Farmteam der Islanders zum Zug kommen. So erwartet es jedenfalls auch er selbst. Gerade für die Angewöhnungszeit dürfte dies ideal und lehrreich sein. Früher oder später hofft Rathgeb aber verständlicherweise auf den Sprung zu den «Big Boys» in der NHL. Dass die Chancen dafür intakt sind, zeigt auch, dass Rathgeb gemäss «Watson.ch» die Maximallohnsumme erhalten wird. Für einen Neuling können jährlich «nur» 832 500 Dollar bezahlt werden, zusätzlich erhält er ein jährliches Handgeld von 92 500 Dollar. Ausserdem stehen derzeit eher weniger, offensive rechte Verteidiger im Kader der New Yorker. «Sie hätten mich wahrscheinlich nicht geholt, wenn sie mit mir nicht einen Plan hätten», sagt denn auch Rathgeb. Dem Traum NHL ist er damit zum Greifen nahe.

Die dritte Chance

Als Yannick Rathgeb im Jahr 2013 zu Plymouth wechselte, war dies eher noch Wunschgedenken. Während er, zwei Jahre später für Fribourg-Gotteron spielte, wurde er dann im vermeintlich entscheidenden NHL-Entry-Draft übergangen. Auch bei einem Try-Out bei den Chicago Blackhawks während ihrem NHL-Camp im Sommer 2016 konnte sich Rathgeb nicht durchsetzen. Die somit dritte Chance ist damit zweifellos die Beste. «Ich freue mich riesig und gehe mit offenen Armen New York entgegen», sagt er selbst. Dass die Islanders planen, ein neues Stadion zu bauen und die Franchise frisch aufleben zu lassen, macht die Situation auch für den Langenthaler noch spannender. Gerade nach den letzten zwei Jahren mit einigen Dämpfern – auch wegen Verletzungen – bringe ihm diese neue Chance immens grosse Vorfreude auf die neue Saison. Auch wenn er sich vorerst noch ein bisschen in Geduld üben muss. Los gehen wird sein Abenteuer nämlich erst nach dem Sommer.

Von Leroy Ryser