Ein zweiter Huttwiler Fussballclub entsteht
In der Huttwiler Fussballszene brodelt es. Seit dem Spätsommer ist Elias Aerni, ehemaliger 4. Liga-Spieler des SC Huttwil, daran, einen zweiten Huttwiler Fussballverein auf die Beine zu stellen. Die Vorarbeiten sind weit fortgeschritten. Der neue Fussballverein soll im kommenden August den Spielbetrieb mit einer 5. Liga-Equipe aufnehmen. Dies erfreut den Traditionsverein SC Huttwil nicht – bringt ihn aber auch nicht in Bedrängnis.
Fussball · «Ja, ab kommendem Sommer wird es – wenn alles klappt – einen zweiten Huttwiler Fussballclub geben», bestätigt Elias Aerni auf Anfrage. Der 23-jährige Huttwiler hat alle dazu notwendigen Schritte eingeleitet. Im Januar oder Februar findet die Gründungsversammlung statt. Ende März 2017 wird dem Fussballverband Bern Jura der neue Verein und dessen Team gemeldet. Das Aufnahmegesuch muss eine behördliche Bestätigung über ein reglementarisches Spielfeld sowie die Meldung eines ausgebildeten Schiedsrichters beinhalten, um Gehör zu finden. «Beides erfüllen wir», bestätigt Aerni. Gespielt werden soll im Campus Perspektiven. Heimstätte des SC Huttwil ist der Sportplatz Dornacker.
Noch kein spruchreifer Name
«Der Name des neuen Fussballclubs ist noch nicht spruchreif», sagt Elias Aerni. Er bestätigt aber, dass sowohl der Name wie auch das Vereinswappen bereits existieren. In der Gerüchteküche wurden bereits Namen wie «Huttu Kickers» oder «Huttu United» herumgeboten. Ob gerade letzterer Sinn machen würde, ist fraglich, da es bei den Sportschützen Huttwil bereits eine Formation mit diesem Namen gibt. «Natürlich haben wir nicht Freude daran», äusserst sich Adrian Nyffenegger zur geplanten Gründung eines Huttwiler Zweitfussballvereins. «Wir können es ihm aber nicht verbieten», sagt der Präsident des Sportclubs Huttwil gefasst.
Ideen dem SCH vorgetragen
Was sich aufdrängt, ist die Frage nach dem Grund für den fussballerischen Alleingang? «Eines gleich vorneweg: Die Neugründung ist nicht gedacht, um dem Sportclub Huttwil eines auszuwischen oder Streit anzuzetteln», sagt Aerni. «Vielmehr geht es uns darum, dass eine Plattform geschaffen wird, auf welcher das Fussballspielen unter Kameraden und unter neuen Strukturen möglich ist», meint Aerni. Dass die Lancierung eines neuen Fussballvereins beim seit 1922 bestehenden Traditionsverein SC Huttwil nicht auf Freude stösst, ist Aerni bewusst. «Ich habe dem Sportclub zweimal meine Ideen vorgelegt. Diese fanden jedoch kein Gehör», erklärt Elias Aerni. Der ehemalige Spieler der zweiten Huttwiler Aktivmannschaft (4. Liga) hatte vorgeschlagen, eine ambitionierte 5. Liga-Equipe mit vorwiegend jungen Spielern zu gründen. Dafür die A-Junioren, bei welchen immer Personalnot herrsche, wegzulassen. «Es gab leider nie ein Treffen mit dem Vorstand. Was diesbezüglich vorgefallen ist, möchte ich nicht öffentlich kommentieren. Dies regeln wir untereinander. Fakt ist, dass wir beim SC Huttwil eine zweckmässige Struktur haben», sagt Adrian Nyffenegger dazu.
B-Junioren betroffen
Ende August begann Aerni damit, seine Ideen selber zu verwirklichen. Dies blieb nicht ohne Folgen. Er wurde im November vom SC Huttwil als Trainer der Junioren B entlassen. Dies brachte bei Spielern und Eltern Aufruhr. Der SC Huttwil organisierte zehn Tage später einen informativen Elternabend unter der Leitung von Ehrenpräsident Alfred Schär. Um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten und den B-Junioren das Fussballspielen damit weiterhin zu ermöglichen, zeigte sich SCH-Freimitglied Rolf Bichsel bereit, neben seinem eigenen Team (C-Junioren Ämme Team, Coca Cola League) zusätzlich als Interimstrainer der Huttwiler zu wirken, bis ein neuer Trainer gefunden ist. «Dies ist für uns keine einfache Aufgabe, da wir zeitgleich einen weiteren Trainer für eine Junio-
renequipe suchen müssen», sagt Adrian Nyffenegger vom Sportclub.
Sofortiger 4. Liga-Aufstieg als Ziel
Einen Spielerexodus hat der SC Huttwil nicht zu befürchten. «Unser Gefüge wird ganz sicher nicht gestürzt – aber geschwächt», erklärt der SCH-Vereins- präsident. Neben Initiant Elias Aerni und dessen zwei Jahre jüngerem Bruder Marius (beide 4. Liga) haben einige B-Junioren den Austritt gegeben. Eigentlich viel zu wenig, um eine neue Mannschaft zu gründen. «Wir sind mehr als genügend Spieler», entgegnet Aerni. «Es werden viele externe Fussballer bei uns mitmachen.» Einerseits will der neue Huttwiler Fussballverein vor allem die gemeinsame Spielfreude unter Kameraden pflegen, anderseits wird er auch ambitioniert sein. «Es werden auch Spieler mit Erfahrung aus höheren Regionalligen auflaufen. Wir wollen bereits in der Startsaison den Aufstieg in die 4. Liga realisieren», äussert sich Aerni unmissverständlich. Wichtig ist ihm, die jungen Spieler im Team zu fördern. «Als Vorbilder dienen Mannschaften wie Roggwil und Zollbrück. Beide Vereine machen mit beschränkten finanziellen Mitteln bei der Förderung von jungen, talentierten Spielern einen hervorragenden Job», lobt Aerni.
Keine Eintagsfliege
Für Elias Aerni gibt es in den nächsten Wochen einiges zu tun. Er ist sich seiner Sache sicher: «Wir produzieren sicher keine Eintagsfliege. Was die Leute denken und was alles gesprochen und erfunden wird, kümmert uns nicht. Wir werden ab dem kommenden Sommer Taten sprechen lassen.» Nach einer bewegten Zeit dürfte beim SC Huttwil wieder etwas Ruhe einkehren. «Wir werden im Frühling den Spielbetrieb im gewohnten Rahmen aufnehmen», informiert Präsident Adrian Nyffenegger.
Von Stefan Leuenberger
Im Eishockey passierte es 2009
Was im Huttwiler Fussball derzeit passiert, hat sich im Huttwiler Eishockey im März 2009 im ähnlichen Rahmen zugetragen. Die Spieler der dritten Mannschaft des EHC Napf nabelten sich ab. Am Montag, 23. März 2009, gründeten sie unter dem Namen «Huttu High Flyers» einen eigenen neuen Eishockey-verein, welcher seit der Saison 2009/10 am Meisterschaftsbetrieb mit einer Aktivmannschaft teilnimmt. In der dritten Saison glückte der Aufstieg in die 3. Liga. Seit der Saison 2013/14 sind die «Huttu High Flyers» in der 4. Liga aktiv. Der Verein bezweckt primär die Pflege der Kameradschaft und das gemeinsame Ausüben des Eishockeysports.