• Die Führung durch das Wasserkraftwerk in Wynau,...

  • ... mit Blick auf die Turbine, stiess auf grosses Interesse. · Bilder: Leroy Ryser

20.02.2019
Oberaargau

Einblicke in eine verborgene Energiewelt

Die Onyx Energie Mittelland AG lud zur Besichtigung ihres Wasserkraftwerkes in Wynau. Anlass war die Revision der Maschine im Kraftwerk. Dazu musste die Turbine trockengelegt werden, was den zahlreichen Besuchern Einblicke in eine normalerweise verborgene Energiewelt ermöglichte.

Wynau · Bei den periodischen Revisionen der Maschinen im Wasserkraftwerk in Wynau werden jeweils die Turbinen trockengelegt. Diesen Anlass nutzten die Onyx-Verantwortlichen wieder einmal für spezielle Führungen, die auf grosses Interesse stiessen, waren diese doch rasch ausgebucht. Dreimal innerhalb eines Tages gewährte man den total 160 Besuchern besondere Einblicke in die Welt der Wasserkraft, deren Herzstück, die Turbine, sich 25 Meter unter dem Wasserspiegel befindet und normalerweise für Besucher nicht zugänglich ist.
Besucherführer Heinz Kohler wies beim Eintritt in das Kraftwerk darauf hin, dass die Geschichte der Wasserenergie in Wynau bereits im Jahr 1895 mit der Gründung des Aktiengesellschaft «Elektrizitätswerk Wynau» (EWW) begonnen hat. Nur ein Jahr später nahm das Kraftwerk bereits den Betrieb auf und lieferte am 23. Januar 1896 erstmals Strom zum Betrieb der Strassenbeleuchtung in Langenthal. Auf einem grossen Bild beim Kraftwerk in Wynau ist der erste Industrie-Taucher zu sehen, dessen Aufgabe es war, den Rechen des Kraftwerks vom Unrat zu befreien.

Über 300 Tonnen Müll in der Aare
Eine Aufgabe, die heute grösstenteils maschinell erledigt wird, aber für die Onyx-Verantwortlichen noch immer ein Schwerpunktthema bildet, «weil es nach wie vor viele Leute gibt, die ihren Müll in der Aare entsorgen», betonte Heinz Kohler. So entferne man beim Kraftwerk in Wynau pro Jahr über 300 Tonnen Dreck. Der grösste Teil davon sei Gesellschafts-Müll.
Nachdem der erste Strom nach Langenthal geliefert wurde, schritt die Entwicklung des Elektrizitätswerks Wynau rasant voran. Im Jahr 1921 erfolgte der Baustart für das Kraftwerk in Schwarzhäusern. 1996 wurde der Neubau beim Kraftwerk in Wynau in Betrieb genommen. Im Jahr 2000 erfolgte die Umwandlung der EWW in eine Holding-Gesellschaft mit Namensänderung in Onyx Energie Mittelland AG. 2006 erwarb die BKW AG die Mehrheit der Onyx, seither wird das Unternehmen als eigenständige Tochtergesellschaft weitergeführt. Heinz Kohler gab auf dem Rundgang zu verstehen, dass Energie aus Wasserkraft sauber, aber zugleich auch kostenintensiv sei, weil damit hohe Produktionskosten verbunden seien. «Der Markt gibt uns dafür zu wenig zurück», erläuterte der Besucherführer. Weiter wies er auf die Energiestrategie 2050 des Bundes hin, die den Ausstieg aus der Atomenergie zum Ziel hat. Kohler erläuterte, dass aktuell rund 64 Prozent der Gesamtmenge der Schweizer Energie aus Wasserkraft stamme, 32 Prozent durch Atomenergie abgedeckt werde und der Rest durch erneuerbare Energie gewonnen werde. Der Ausstieg aus der Atomenergie stelle eine gewaltige Herausforderung dar. «Eigentlich müsste man deshalb Wasserkraftwerke fördern, doch die ökologischen Hürden beim Bau neuer Wasserkraftwerke erweisen sich mittlerweile als sehr hoch», bemerkte Heinz Kohler.

Strom für 25 000 Haushalte
In diesem Zusammenhang wies der Besucherführer darauf hin, dass die Onyx ihren Strom in Einklang mit der Natur produziere und einiges für deren Schutz und Erhaltung unternehme. Fischpass, Stillgewässer und regelmässige Uferpflege sorgten dafür, dass der Lebensraum für Fische, Biber, Fledermäuse, Vögel und Pflanzen rund um die Onyx-Kraftwerke intakt bleibe. So werden beispielsweise flussaufwärts wandernde Fische mit Lockströmungen in die Fischtreppe geleitet. Sie besteht aus vielen aneinander gereihten Becken. Der Höhenunterschied zwischen den Becken ist klein genug, damit auch schwimmschwächere Fische sie überwinden können.
Aber in erster Linie wird in den beiden Onyx-Wasserkraftwerken Strom produziert. 420 Kubikmeter Wasser pro Sekunde verwerten die beiden Werke in Wynau und Schwarzhäusern. Die eingebaute Turbine im Kraftwerk Wynau kann maximal 220 Kubikmeter Wasser pro Sekunde verarbeiten, die vier Anlagen im Kraftwerk Schwarzhäusern je 50 Kubikmeter. Total stehen fünf Maschinen in den beiden Kraftwerken im Einsatz – eine in Wynau, vier in Schwarzhäusern. Der Durchmesser des grössten verwendeten Schaufelrades beträgt nicht weniger als 5,6 Meter. Die installierte Turbinenleistung beträgt insgesamt 20,2 Megawatt, was in etwa dem entspricht, was 350 Automotoren zusammen leisten können. Zusammen erzeugen die zwei Kraftwerke in Schwarzhäusern und Wynau eine Jahresproduktion von rund 90 000 Megawattstunden. Diese Menge reicht aus, um 25 000 Haushalte sicher und mit genügend Strom zu versorgen.

Von Walter Ryser