• Immerhin ist die Schaukäserei nicht gänzlich geschlossen. Dennoch ist es auf ihrem Areal zurzeit deutlich ruhiger. · Bild: Leroy Ryser

30.04.2020
Emmental

Einbruch nach ausgezeichnetem Start

Die Schaukäserei hat einen herausragenden Beginn ins Jahr 2020 erlebt. Wie bei so vielen Geschäften kam deshalb die Corona-Krise zur Unzeit. Die aktuelle Phase ist auch in Affoltern eine grosse Herausforderung, jammern könne man aber höchstens auf hohem Niveau, findet Geschäftsführer Frank Jantschik. Denn: Käse wird im Laden vor Ort weiterhin fleissig verkauft. «Die Region denkt an uns und die Kunden berücksichtigen uns, auch wenn nicht viel läuft.»

Affoltern · Der Geschäftsführer der Emmentaler Schaukäserei, Frank Jantschik, betont gerne zuerst das Positive, wenn er die derzeitige Situation in Affoltern beleuchten muss: «Wir sind sehr breit aufgestellt. Die Produktion des Emmentaler Käse beispielsweise konnte vom Corona fast unberührt weitergeführt werden.» Man habe die Teams statisch eingeteilt, um das Infektionsrisiko zu verringern, auch sei der Absatz etwas kleiner, weil In-House ohne die Gastronomie weniger verkauft werden kann. Grundsätzlich habe sich der Milchankauf und der Produkteverkauf aber nur wenig verändert. «Wir haben weiterhin täglich rund 100 Kundenkontakte in unserem Laden, worüber wir sehr froh sind», sagt Jantschik und betont: «Die Region denkt an uns und berücksichtigt uns auch, wenn nicht so viel läuft.» Letzteres fällt aber noch deutlicher auf. Sonst besuchen im Schnitt rund 1000 Besucher die Schaukäserei täglich. Und da gibt es vom Kaffee-und-Gipfeli-Halt bis hin zum Besuch des Königsweges alles – und das fehlt nun gänzlich.

Nahe Zukunft ist gesichert
Dass immerhin das Käsefachgeschäft weiterläuft, sei ein grosser Vorteil – für den ganzen Milchmarkt. Würde nicht weiter Käse produziert, würde auch der Milchpreis einbrechen, weil die Milch nur noch dem industriellen Nutzen dienen würde. Ausserdem habe der örtliche Laden auch in dieser Zeit einen gewissen Marketing-Anteil, der laut dem Geschäftsführer nicht unterschätzt wird. «Wenn die Region diese Institution schätzt, dann trägt sie eine positive Botschaft nach aussen. Und darauf hoffen wir.» Tatsächlich würden viele Besucher beim Spazieren oder Velofahren einen kurzen Halt einlegen und etwas für den täglichen Bedarf einkaufen.
Auch das wird von den Verantwortlichen sehr geschätzt. «Auch wenn man zu vorher keinen Vergleich ziehen kann und die Aussichten nicht rosig sind, jammern wir in der Schweiz, verglichen mit anderen Ländern, auf hohem Niveau.» Gleiches gelte auch für die Emmentaler Schaukäserei in Affoltern. «Auf uns selbst geschaut können wir sagen, dass es zurzeit schwierig ist und es weh tut. Aber anderen Betrieben geht es wahrscheinlich noch schlechter als uns», sagt Frank Jantschik. So habe die Schaukäserei bereits alle Register gezogen, damit die nahe Zukunft sichergestellt ist. Dazu gehören Kurzarbeit und das Beantragen eines Kredites, um liquid zu bleiben.

Herausragender Start ins Jahr
Bitter ist und bleibt aber die Tatsache, dass damit schwarze Zahlen vorerst Wunschdenken bleiben. Jährlich hoffen die Aktionäre an der Generalversammlung, dass die wirtschaftliche Sanierung endlich abgeschlossen ist und ein Plus resultiert, Corona wird aber auch dies vertagen. «Wir hatten einen herausragenden Start ins Jahr. Tolle Umsatzzahlen und viele Besucher. Gleiches hätten wir bei dem Wetter auch im März erwarten dürfen. Also waren wir auf bestem Weg, ein erfolgreiches Jahr zu schreiben. Schwarze Zahlen rücken aber vorerst in weite Ferne.»
Klar ist indes auch, dass der Betrieb nicht von Null auf Hundert innerhalb weniger Tage hochgefahren wird, internationale Gäste dürften vorläufig weiterhin fehlen. Zwar ist der Heimmarkt in der Schaukäserei der grösste Markt, Gruppen- wie auch Individualkundschaft aus dem Ausland machen aber ebenso einen markanten Teil des Umsatzes aus.

Marketingmassnahmen vorbereitet
Die Lage einzuschätzen sei jedoch schwierig, auch weil die Zukunft vorerst noch undurchsichtig scheint. Jantschik hofft auf erste Öffnungen anfangs Juni, einerseits für den Königsweg, andererseits für die Gastronomie mit Gartenwirtschaft. «Wir sind vorbereitet. Weil wir den Betrieb nicht ganz schliessen mussten, war beispielsweise der Unterhalt weiterhin gewährleistet», sagt der Geschäftsführer. Eine rasche Öffnung sei möglich, Marketingmassnahmen seien auch schon vorbereitet, um Gäste anzulocken. Auch hier hofft er wiederum auf die lokale Kundschaft, die einerseits die Schaukäserei besuchen und andererseits eine positive Botschaft nach aussen tragen soll. So schätzt Frank Jantschik: «Der Markt wird sich schrittweise normalisieren. Zuerst kommen regionale, dann überregionale Kunden zu uns und letztlich besuchen uns dann auch wieder internationale Kunden.» Vorerst bleibt aber auch der Schaukäserei nur das Warten und eine bestmögliche Vorbereitung für die Rückkehr zur Normalität.

Von Leroy Ryser