«Eine 100-prozentige Trainingsbeteiligung»
Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Erwin Aeschlimann, Trainer SV Sumiswald – Auch Sumiswald tauchte in der speziellen Coronasaison 2020/21 in die 4. Liga. Die neu verpflichtete regionale Trainerlegende Erwin Aeschlimann will den SVS möglichst rasch mit einer starken Truppe in der 3. Liga etablieren.
Fussball · Sie sind die Trainerlegende des SC Wyssachen. Nach der Auflösung dieses Vereins kam es zum Engagement beim SC Huttwil. Nun stehen Sie auf einmal an der Seitenlinie der ersten Sumiswalder Mannschaft. Wie kam es dazu?
Zusammen mit Adrian Brenzikofer wurde ich vom Sportclub Huttwil entlassen. Anschliessend ging es nicht lange, bis mir Stefan Sommer, Sportchef des SV Sumiswald, einen Trainerjob für die erste Mannschaft anbot. Darüber freute ich mich sehr, da es schon lange mein Herzwunsch war, bei diesem Verein Trainer zu sein. Nach meinen Engagements in Wyssachen, Langnau, Zollbrück, Zell und Huttwil fehlte mir dieser Verein, den ich als Bijou im Regionalfussball sehe, noch.
Wie schwierig ist es, mit einem Team, das eigentlich in die 3. Liga gehört, in den Niederungen der 4. Liga spielen zu müssen?
Es ist eine Herausforderung, die ich gerne annehme. Die Liga spielt eigentlich keine Rolle. Wichtig ist, dass ich die Qualität verbessern kann. Gelingt dies, wird alles andere automatisch kommen. Die bisherige Arbeit war sehr gut. Ich bin mit den Jungs sehr zufrieden. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigte auch der kürzliche 10:0-Sieg im Berner Cup gegen den Viertligisten Laupen.
Ist der sofortige Wiederaufstieg in die 3. Liga das Saisonziel?
Es ist mein Ziel, eine Sumiswalder Mannschaft zu formen, welche sich in der 3. Liga behaupten kann und nicht als Punktelieferant auftritt. Gelingt mir dies bereits in der ersten 4. Liga-Saison ist es umso schöner. Der SVS soll sich raschmöglichst als 3. Liga-Team etablieren.
Wie verlief die Vorbereitung?
Wir haben viele taktische Sachen gemacht, das Spielsystem komplett umgestellt. Wir hatten auch einen speziellen Trainingstag, an welchem die Spieler am Mittag selber gekocht haben. Der Teamspirit ist grandios. Und was ich in meiner ganzen Trainerkarriere noch nirgends erlebt habe, ist die gegenseitige Hilfsbereitschaft. Das Team organisiert sich über alle Aufgaben hinweg gesehen fast von alleine, was ganz bestimmt ein Verdienst meines Vorgängers Ernst Jäiser ist. Beeindruckt hat mich auch die 100-prozentige Trainingsbeteiligung. Es gab keine fadenscheinigen Absenzen. Das habe ich so auch noch bei keinem anderen Fussballverein erlebt. Ein wichtiger Mosaikstein ist auch die gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Aktivteams sowie den Junioren.
Wo mussten Sie den Hebel besonders ansetzen?
Im mentalen Bereich, damit das Selbstvertrauen zurückkehrt. Durch diese Arbeit haben wichtige Teamstützen zu alter Stärke zurückgefunden.
Es kommt in der Gruppe 5 zum grossen Duell gegen die erste Mannschaft des SC Huttwil. Was sagen Sie dazu?
Ich sehe dies ein bisschen anders als die Verantwortlichen in Huttwil. Für mich sind die beiden Gruppen 5 und 6 ebenbürtig. Es wird in beiden Gruppen eine Herkulesaufgabe, den Aufstieg in die 3. Liga realisieren zu können.
Sehen Sie Huttwil im Kampf um den Aufstieg in die 3. Liga als grössten Widersacher?
Ja, Huttwil wird der stärkste Gegner sein. Ich rechne aber auch mit Aarwangen sowie den zweiten Mannschaften aus Kirchberg und Herzogenbuchsee. Es wird ein harter Fight.
Wie motivieren Sie sich nach so vielen Jahren, Woche für Woche viele Stunden für den Fussball aufzuwenden?
Mit 61 Jahren habe ich im Fussball so viele Erfahrungen gesammelt, die ich nach nunmehr 40-jähriger Fussballtätigkeit immer noch sehr gerne weitergebe. Ich liebe den Regionalfussball. Und so lange ich merke, dass ich den Spielern fussballerisch und auch menschlich etwas vermitteln kann, bin ich mit Feuer und Flamme dabei. Ich kann mir nicht vorstellen, aufzuhören. Die Faszination für den Fussball ist noch viel zu gross.