Eine alte Uniform erlebt den zweiten Frühling
Die Langenthaler Tambouren haben in einer über zweieinhalbjährigen Arbeit eine neue Uniform für ihren Verein bestellt. Bevor die rund halbjährige Produktion starten konnte, mussten zahlreiche Abklärungen und Recherchen getätigt werden, sodass heute ein perfektes Resultat vorliegt.
Dem Langenthaler Tambourenverein steht in Kürze ein spezielles Highlight bevor. Am 20. Mai wollen sie der Bevölkerung ihre neue Uniform präsentieren. Endlich, wie Sektionsleiter Stefan Haus sagt, denn eigentlich wäre die Einführung früher geplant gewesen. «Vor über zweieinhalb Jahren haben wir entschieden, eine neue Uniform anzuschaffen. Das hat nun etwas gedauert», sagt er mit einem Lachen. Der Grund für diese langanhaltende Arbeit war der erste Entscheid während der Findungsphase. «Wir haben diverse Vorschläge von Mitgliedern erhalten, die Arbeitsgruppe präsentierte schliesslich ein historisches
Exemplar, welches die Vereinsmitglieder, guthiessen.» Das wiederum machte die ganze Arbeit um einiges schwieriger.
Eine praktische neue Uniform
Als sich die Arbeitsgruppe während dem ersten Schritt mit Uniformen befasste, tauchte während den Recherchen eine ganz spezielle Bekleidung auf. «Waffenrock eines Langenthaler Musikanten» stand dazugeschrieben, nachfolgend waren dessen Tschako (Kopfbedeckung) und Uniform abgebildet. Im Historischen Museum in Bern war ausserdem eine solche Uniform, die um 1820 getragen wurde, vorhanden, sodass die Arbeitsgruppe in Bern einen genaueren Augenschein nahm und in wenigen Sekunden entschied: Das ist sie. «Der Frack und die Verzierungen gefielen mir besonders», sagt Stefan Haus heute. Geändert hat er seine Meinung auch nach zweieinhalb Jahren Auseinandersetzung mit der neuen Bekleidung nicht. Ganz im Gegenteil. «Sie ist gemütlich und leicht, richtiggehend praktisch, auch war sie damals ein Werktagskleid für die Militärmusikanten», so der 35-Jährige weiter. Auch das Resultat lasse sich sehen, selbst die Details seien erstaunlich genau wiederzuerkennen. «Wir sind wirklich zufrieden damit.» Fortan werden insgesamt 16 Vereinsmitglieder diese Uniform tragen, gekostet hat die Neuuniformierung rund 4500 Franken – pro Garnitur. Finanziert wurde diese einerseits mit dem Vereinsvermögen, andererseits konnten massgebliche Sponsorings abgeschlossen werden. Der Lotteriefonds von Swisslos, der Sport und Kultur unterstützt, bezahlte derweil ebenso einen Grossteil der neuen Uniform.
Andere Proportionen
Bis zur Fertigsstellung in der vergangenen Woche waren diverse Schwierigkeiten zu überwinden. Zu allererst waren die damaligen Träger der Uniform deutlich kleiner. «Die Uniform, die im Museum vorhanden ist, würde wahrscheinlich einem Elfjährigen passen, nicht aber uns», erklärt Stefan Haus. Entsprechend mussten die Proportionen umgerechnet und vergrös-sert werden. Zudem war es der Arbeitsgruppe ein wichtiges Anliegen, die damalige Uniform möglichst genau nachzubilden. «Wir wollten nicht, dass später jemand kommt und sagt: Das hier, das stimmt nicht.» Entsprechend nahm es die Gruppe ganz genau, Muster wurden nicht selten mehrfach korrigiert, auch wenn es nur um die Struktur einzelner Bändel oder die Länge von Kordeln ging. Ausserdem wurden Reglemente von damals kleinlich genau studiert, sodass Stefan Haus heute sagen kann: «Die Unterschiede sind kaum sichtbar, man könnte die beiden Uniformen mit gutem Gewissen nebeneinanderlegen.» Sogar das Innenfutter sei gleich wie damals, anstatt neuartiger Stoffe wurde nämlich reine Baumwolle verwendet.
Für das Fest der Neuuniformierung am 20. Mai ist geplant, dass die Langenthaler Tambouren bei schönem Wetter um 16 Uhr vor dem Choufhüsi durchlaufen und dabei ihr Können unter Beweis stellen. «Dann können wir sagen, dass vor etwa 200 Jahren schon einmal eine Gruppe so ausgesehen hat, die wahrscheinlich am selben Platz durchgelaufen ist und Musik gespielt hat», sagt Stefan Haus erfreut. Ab 18 Uhr wird im Restaurant Bären – passend dazu das bekannte Trafelet-Gemälde im Bärensaal, welches das erste Offiziersfest von 1822 zeigt – die neue Uniform der Öffentlichkeit feierlich präsentiert, ehe eine Festwirtschaft- und ein Barbetrieb geführt werden und die Anwesenden den Abend ausklingen lassen können.
Von Leroy Ryser