Eine gepflegte Oase, die zum Verweilen einlädt
Auch nach 80 Jahren hat das Naturfreundehaus Aemmital nicht an Reiz verloren. Es bot über Teilsanierungen stets die besten Voraussetzungen für eine erholsame Nutzung durch Wanderer auf dem Grenzpfad oder Ausflügler, die sich Stunden der Erholung im gemütlichen Haus und der bezaubernden Landschaft gönnen. Um die Teilsanierungen des Hauses bewundern zu können, wurde ein Tag der offenen Türe organisiert, der von vielen Besuchern genutzt wurde, um diese Oase der Gemütlichkeit näher kennenzulernen.
Emmental · Auf 1150 Meter liegt das Naturfreundehaus Aemmital, welches in den Kriegsjahren in Fronarbeit erbaut wurde und das als Hausgemeinschaft im Besitz der Naturfreundesektionen Huttwil, Roggwil und Lotzwil/Madiswil ist. So wie verschiedene Wege nach Rom führen, erreicht man das Naturfreundehaus auch über unterschiedliche Routen von der Berner wie Luzerner Seite. Der «Unter-Emmentaler» wählte den Wechsel von vier Rädern auf zwei Beine auf dem Ahorn. Und so zeigte sich im Nachhinein, dass es rund 50 Minuten bis zum Naturfreundehaus braucht. Der Aufbruch zum sonntäglichen Wandervergnügen eröffnete die Sicht zu den drei weissen und schönsten Alpengipfeln. Die Fernsicht wechselte zur Nahsicht und zu einer Landschaft, die sich in Postkartenschönheit zeigte. Blumen in unterschiedlichsten Formen und Farben zierten den immer schmaler werdenden Weg, den auch die Mountainbikefahrer zu geniessen wussten. Bald wurde das Naturfreundehaus sichtbar und die Flagge vor dem Haus deutete an, dass das Haus den Wandernden zur Erholung oder Bleibe einlud.
Nach einem kurzen, aber doch noch steilen Aufstieg war es soweit und Kyra und Walter Wegmüller, die seit 14 Jahren die Führung des Hauses während drei Wochenenden im Jahr an die Hand nehmen, freuten sich auf einen der ersten Gäste und organisierten blitzschnell einen Begrüssungskaffee auf dem Balkon, von dem aus die Umgebung mit ihren Hügeln, Gräben und ganzjährigen Alpbetrieben bestaunt werden konnten. Walter Wegmüller ging kurz auf die Geschichte des Hauses ein, das vor 80 Jahren für Übernachtungen und Ferienmöglichkeiten für die damaligen Arbeiterkreise geschaffen wurde und im Winter auch für kleinere Skitouren genutzt werden konnte. Über mehrere Bauetappen wurde das Haus den Bedürfnissen angepasst und zu einem gemütlichen «Daheim» mit einer Küche und einem Aufenthaltsraum ausgebaut. Fronarbeit legte den Grundstein für das Naturfreundehaus. Und auch heute noch wird die Instandhaltung des Hauses wie die Bewirtung der Gäste über Fronarbeit geleistet.
Vor gut 15 Jahren übernahm Daniel Hegi die Leitung der Hausgemeinschaft Aemmital. In dieser Zeit wurde das Haus in seinen Angeboten weiter entwickelt und seine Infrastruktur à jour gehalten. Seit 2012 stand die Innenrenovation im Vordergrund, wie dies das aktive Mitglied Walter Lüthi zu berichten wusste, sodass das Haus in seinem nun 80. Jahr in neuem Glanz und mit Einrichtungen versehen wurde, die auf Gemütlichkeit und das Wohlsein abgestellt sind. Das beginnt schon bei den Massenlagern im Dachstock und geht zu den Zimmern mit mehreren Betten.
Familientauglichkeit wird gross geschrieben
Für Präsident Hegi nimmt im Naturfreundehaus die Familientauglichkeit eine grosse Rolle ein. Das zeigt sich etwa an den Kinderbetten oder dem Wickelkämmerchen wie natürlich auch den guten Spielmöglichkeiten auf der gepflegten Wiese vor dem Haus. Volle Aufmerksamkeit wurde den sanitarischen Anlagen geschenkt, so dass heute freundliche Waschgelegenheiten wie sogenannte familiäre Duschanlagen zur Verfügung stehen. Das Holzhaus wird durch eine Brandmeldeanlage unter Kontrolle gehalten und kann über eine Warmluftheizung erwärmt werden. Wichtig ist für Walter Wegmüller auch das konsequente Einhalten des Rauchverbotes. Die Hausverantwortlichen haben aber die Raucher nicht ganz vergessen und stellen ihnen ein kleines Rauchrefugium zur Verfügung. Am liebsten, so ergänzte Kyra Wegmüller, sei es ihr aber schon, wenn auf dem Balkon geraucht werde.
Das stete Engagement für das Naturfreundehaus hat den «Unter-Emmentaler» beeindruckt und erfreut. Auf die Frage, warum man denn das Haus besuchen sollte, waren alle Gesprächspartner praktisch einer Meinung. Das Haus in dieser Umgebung sei eine gepflegte Oase der Ruhe, der Erholung und der Freude an einer noch intakten Natur im Emmental. Das Ehepaar Wegmann stellte auch fest, dass das Bedürfnis nach Ruhe in einer traumhaften Landschaft zunehme und einer echten Ergänzung zum Alltagsstress gleichkomme. Dazu gehören auch die gemeinsamen Feste, die in und um das Naturfreundehaus gefeiert werden können – ohne einen Nachbarn auf die Palme zu bringen. Das Zusammensein wecke aber auch immer wieder die Freude an der Natur, der es Sorge zu tragen gelte, um so lebenswerte Orte erhalten zu können. Und Kyra Wegmüller ergänzte: «Wir müssen die Natur unterstützen, damit sie uns auch unterstützen und erfreuen kann.»
Von Rolf Bleisch