Eine Grossbaustelle in den Startlöchern
Nach jahrelanger Planung und Vorbereitung steht das Projekt Umbau Bahnhof Langenthal in den Startlöchern. Die Bewilligungsverfahren seien weit fortgeschritten, gab Stadtpräsident Reto Müller an einer Medienkonferenz bekannt. Der Start für das grosse Bauprojekt im Umfang von rund 71 Millionen Franken soll im Januar 2023 erfolgen.
«Wir stehen vor einem Meilenstein für Langenthal», gab Langenthals Stadtpräsident Reto Müller an einer Medienkonferenz zu verstehen und fügte hinzu: «Der Start für den Umbau des Bahnhofs Langenthal rückt näher.» Konkret sollen die Arbeiten im Januar 2023 beginnen. 70,8 Millionen Franken haben die Stimmbürger der Stadt dafür bewilligt, 32 Millionen Franken wird die Stadt an dieses Grossprojekt beisteuern, die übrigen Kosten entfallen auf Bund und Kanton.
Mit dem Projekt «ESP Bahnhof Langenthal» sollen nun Schritt für Schritt ein neuer Bahnhof und ein neues Bahnhofsquartier im Norden der Stadt entstehen. Bis es jedoch so weit ist, wird noch viel Zeit vergehen, wie Reto Müller ausführte. Man müsse sich auf eine lang andauernde Baustelle einrichten, betonte er. Ganz genau vier Jahre wird es dauern, bis die Bauarbeiten abgeschlossen sind. «Das wird zu Einschränkungen führen», erwähnte Müller weiter. So wird die Durchfahrt über den Bahnhofplatz während der gesamten Bauzeit gesperrt sein.
Neue Bushaltestelle entsteht
Der Zugang zu Bussen und Zügen, die immer in Betrieb sein werden, sei jedoch immer gewährleistet. Eine Personenführung soll den sicheren Zugang zu den öffentlichen Verkehrsmitteln für die Nutzer sicherstellen. Für die Zeit während des Umbaus wird im südlichen Teil, bei der Firma Ammann, eine neue Bushaltestelle errichtet und betrieben. Die Bauarbeiten dazu werden bereits im Oktober dieses Jahres beginnen.
Kernstück des Projektes bildet jedoch der Bahnhof-Umbau. Ein barrierefreier Bahnzugang soll für mehr Komfort und eine bessere Verbindung der Quartiere für Velo- und Fussgänger sorgen. Die SBB werden am Bahnhof Langenthal zwei Projekte realisieren. Sie baut einerseits eine neue Bahnhofspassage. Andererseits wird sie das Perron am Gleis 14 erhöhen und die Mittelperrons am Gleis 2 und 3 verbreitern. Dadurch wird mehr Platz für die Reisenden geschaffen und ein barrierefreier Zugang zu den Zügen ermöglicht, wie Fabian Nauer, SBB Infrastruktur, erläuterte.
Die neue Bahnhofspassage wiederum soll die angrenzenden Stadtquartiere im Sinne einer Achse verbinden, neu nicht nur für Fuss-, sondern auch für den Veloverkehr. Letzterer erhält in der Unterführung einen eigenen, separaten Fahrbereich. Die bestehende Personenunterführung verläuft ab dem Mittelperron stark nach Osten geneigt. Diese Neigung wird bei der neuen Passage weniger stark ausgeprägt sein. Dies bedingt einen neuen nördlichen Zugang. Dieser wird mit einer Rampe, einem Lift und einer Treppenanlage ausgestattet sein und bietet so auch einen barrierefreien Zugang zur Passage und den Bahnperrons.
Hochwasserkanal wird erneuert
Beim Bahnhofgebäude ersetzt die SBB den bestehenden Lift durch zwei neue. Beim nördlichen und südlichen Zugang entsteht zudem je eine neue, unterirdische Velostation. Um genügend Platz für den neuen Velobereich zu haben, ist die Passage deutlich breiter. Die gesamten Arbeiten am Bahnhof betreffen aber auch den regionalen Hochwasserentlastungskanal. Dieser unterquert sowohl nahe der heutigen Personenunterführung als auch nahe der künftigen Passage das Gleisfeld. Die SBB wird den betreffenden Abschnitt des Kanals im Zuge der Arbeiten ebenfalls neu bauen. Zudem erstellt die SBB im Auftrag der Aare Seeland mobil AG (asm) einen neuen Dienstraum für deren Mitarbeitende. Dieser wird sich beim nördlichen Zugang befinden, seitlich der Passage.
Neues Quartier «Langenthal Mitte»
Der Umbau des Bahnhofs ist aber nur der Auftakt zur Umgestaltung des gesamten Bahnhof-Quartiers, denn auf dem heutigen Areal der ehemaligen Geiser agro.com soll das Quartier «Langenthal Mitte» entstehen, das den Norden und Süden der Stadt miteinander verbinden soll. Hier sollen neue Einkaufs-, Verpflegungs- und Dienstleistungsangebote entstehen sowie zahlreiche neue Wohnungen. Vorgesehen ist auch die Realisierung eines 44 Meter hohen Hochhauses. Zudem schaffe «Langenthal Mitte» öffentliche Freiräume, die unterschiedlichste Nutzergruppen zur Begegnung und zum Verweilen animieren, wie Stadtbaumeisterin Sabine Gresch an der Medienkonferenz ausführte. Sie wies zudem darauf hin, dass die «Mitte» mit einheimischen Bäumen, einer vielfältigen Begrünung und mit der Reduktion versiegelter Flächen zu einer steigenden Biodiversität in der Stadt beitragen werde. «Langenthal Mitte ist ein Bekenntnis für ein dynamisches Bahnhofsquartier. Sie leistet einen wesentlichen Beitrag zur Aufwertung des heutigen Bahnhof-Umfelds», betonte Gresch, die überzeugt ist, dass sich die Stadt Langenthal damit noch stärker als Zentrum des Oberaargaus wird positionieren können.
Von Walter Ryser