Eine gute Grösse zum Funktionieren
21 Jahre lang ist Andreas Hasler bereits bei der Gemeindeverwaltung Madiswil tätig; drei Jahre als Auszubildender, schon bald 18 Jahre als Gemeindeschreiber. In dieser Zeit ist die Gemeinde stark gewachsen und hat heute eine Fläche von gut 23 Quadratkilometern. Auch sonst hat sich in der Verwaltung viel verändert. Aber Andreas Haslers Herzblut für seine Gemeinde pulsiert unvermindert.
Madiswil · «Madiswil liegt mir am Herzen. Ich möchte, dass es den Menschen hier gut geht, dass sie zufrieden sind. Obwohl, allen kann man es nie recht machen, allein schon wegen den gesetzlichen Grundlagen, nach denen wir uns richten müssen.»
Andreas Hasler ist hier aufgewachsen, hat bei der Gemeindeverwaltung die Lehre absolviert und arbeitete anschliessend sechs Jahre in Aarwangen. Als Gemeindeschreiber kehrte er anfangs 2000 auch beruflich wieder ins Dorf zurück.
Wichtiger Ausgleich
«Me mues es gärn mache», ist seine Devise im bewegten beruflichen Umfeld. Aber nicht rund um die Uhr. Mit den Jahren lernte er, sich privaten Freiraum zu verschaffen. Erklärte, wenns sein musste geduldig, dass die meisten administrativen «Probleme» von Bürgerinnen und Bürgern bis zum nächsten Arbeitstag warten können. Seine Freizeit, seine Hobbys sind ihm wichtig für den Ausgleich: Die Musikgesellschaft, der Garten, Wandern, Joggen und zuoberst das Allerwichtigste: seine junge Familie mit der acht Monate alten Tochter Noelia.
Schon bald nach seinem Einzug in die leitende Funktion bei der Gemeindeverwaltung, begann sich Madiswil zu erweitern. Gutenburg mit nur gerade 120 Einwohnern entschied sich zur Fusion mit dem «grossen» Nachbarn; per 2007 kam der Zusammenschluss zustande.
Vier Jahre später stiessen auch Leimiswil und Kleindietwil zu Madiswil; in der Gemeinde bedeutete dies einen nochmaligen Zuwachs von insgesamt 900 Einwohnern und einer Fläche von gut sieben Quadratkilometern.
Madiswil zählt nun 3245 Bürgerinnen und Bürger.
Gut aufgestellt
Eine Gemeinde mit 3000 bis 5000 Einwohner sei aus seiner Sicht eine gute Grösse zum Funktionieren. Kleineren Gemeinden fehlten oft spezialisierte Fachkräfte, beispielsweise im Bauwesen. In grossen Gemeinden werde der Verwaltungsapparat dann doch irgendwann träge. «Eine Gemeinde mit rund 4000 Einwohnern, welche umfassend gute Dienstleistungen erbringt, ist aus meiner Sicht optimal», so Andreas Hasler.
Überhaupt sei Madiswil gut aufgestellt, auch finanziell. «Glücklicherweise hat Madiswil viele gute Steuerzahler und auch der Verkauf der Onyx-Aktien hat der Gemeinde viele zusätzliche finanzielle Mitteil eingebracht. Es ist aber immer wieder eine Kunst, die vielen anstehenden kostenintensiven Investitionen für den Unterhalt von Strassen, Werkleitungen, Gemeindeleigenschaften usw. entsprechend ihren Prioritäten zu planen. Alles miteinander umzusetzen ist nicht möglich, auch wenn die Bevölkerung manchmal mehr möchte.» Immerhin habe der verhältnismässig tiefe Steuersatz Gutenburg, Kleindietwil und Leimiswil ebenfalls Vorteile gebracht.
Doch: «Administrativ ist die Fusion längstens über die Bühne. Mental aber nicht. Das wird wohl eine Generation lang dauern. Leimiswil und Kleindietwil sind eigene Dörfer geblieben, Madiswil ebenfalls. Es sind halt auch andere Mentalitäten, die da zusammengekommen sind.»
Und andere Geschichten, andere Kulturen, die in den Ortschaften gewachsen sind. Wie etwa die Bedeutung
des Linksmähders, der den Namen Madiswils weit über dessen Grenzen hinausträgt.
Während die Gemeinde gewachsen ist, sind die Aufgaben in der Verwaltung geschrumpft. Das Zivilstandsamt und das Vormundschaftswesen wurden kantonalisiert, die gesamte Administration digitalisiert. Ein Wandel, der alle Gemeinden eingeholt hat. Noch aber hat «das Papier» im Gemeinderat Madiswil seinen Wert.
Den Rat unterstützen
Der Rat hat bisher darauf verzichtet, papierlos und nur noch mit dem Tablet zu arbeiten. Andreas Hasler ist darüber nicht traurig, im Gegenteil, auch er habe lieber noch Papier in den Händen, wo er Bemerkungen hineinschreiben könne und Tippfehler besser erkenne.
Aber: «Wenn der Gemeinderat die Kommunikation zu digitalisieren wünsche, würde er dies gerne umsetzen. Er sei Neuerungen gegenüber offen.» Überhaupt wolle er die politischen Prozesse nicht beeinflussen. «Ich bin da, um den Gemeinderat vor allem rechtlich zu unterstützen und zu erledigen, was er beschliesst.» Und das tue er mit Freude.
Im Zuge der politischen Veränderungen trage der «Unter-Emmentaler» mit seiner umfassenden Berichterstattung über das Lokale viel dazu bei, dass sich die Gemeinden im oberen Langetental, das heisst im Teil Oberaargau-Süd, näherkommen.
Vermehrt werde im noch jungen Verwaltungskreis Oberaargau die überkommunale Zusammenarbeit gesucht, aktuell etwa in Sachen Hochwasserschutz oder in der Erarbeitung des neuen Altersleitbildes. Da sei der Stellenwert der Lokalzeitung, die sich mit ihrer neutralen Berichterstattung auszeichne, gewachsen.
Von Liselotte Jost-Zürcher