Eine Halbfinal-Quali für Sarina Kyburz
Europameisterschaft in Neuenburg – Zum ersten Mal in der Geschichte des OL-Sports fand in Neuenburg eine reine Sprint-EM getrennt von den Mittel- und Langdistanzdisziplinen statt. Mit sechs Medaillen war die Schweiz als Gastgeberland am erfolgreichsten. Sarina Kyburz von der OLG Huttwil bestritt beide Einzelrennen, konnte aber keinen Exploit landen.
Orientierungslauf · Im Kanton Neuenburg, der seit 1815 der Eidgenossenschaft angehört, fand in St. Blaise und in der Kantonshauptstadt Neuenburg die erste reine Sprint-OL-EM statt.
Erstmals wurde der attraktive und sehr fernsehtaugliche Knockout-Sprint integriert. Von einer Weltneuheit zu sprechen, wie das einige Medien taten, ist übertrieben. Bereits vor drei Jahren ging in Burgdorf auf Initiative der 23-fachen OL-Weltmeisterin Simone Niggli-Luder und ihrem Mann Matthias Niggli ein Knockout-Sprint in Szene, bei dem Matthias Kyburz und Judith Wyder triumphierten. Nur wenige Monate später gab es dann 2018 in der nähe der Tschechischen Hauptstadt Prag die Premiere im OL-Weltcup im Knockout-Sprint, der übrigens auch im Skilanglauf sehr populär ist. Aber auch im Mountainbike-Sport gibt es dieses Format. 2012 wurde Ralph Näf in Saalfelden erster Weltmeister im «Eliminator»-Rennen (wurde später durch «Short Race» ersetzt).
Überlegen zum Staffel-Gold
Die viertägige OL-EM am Neuenburgersee hatte bereits am Auffahrtstag erfolgreich begonnen, als das Schweizer Quartett mit Simona Aebersold, Joey Hadorn, Matthias Kyburz und Elena Roos die erfolgsverwöhnten Skandinavier aus Schweden (2.) und Norwegen (3.) in der Mixed-Staffel ganz deutlich auf die Ehrenplätze verwiesen hatte. Bei den Männern doppelte dann der in Liebefeld (Gemeinde Köniz) wohnhafte vierfache OL-Weltmeister und nunmehr siebenfache Europameister Matthias Kyburz, der im letzten Herbst die Spitzenläuferin der OLG Huttwil, Sarina Jenzer geheiratet hatte, nach und gewann am Samstag auch die Knockout-Sprint-EM-Premiere vor Joey Hadorn, der 48 Stunden zuvor auch in der siegreichen Mixed-Staffel aktiv war. Bronze ging nicht an den Topfavoriten Vojtech Kral aus Tschechien, sondern an den Norweger Kasper Harlem Fosser. Nur beim Sprint am Schlusstag in der Altstadt von Neuenburg kam Kyburz als Elfter und sechstbester Schweizer nicht in Fahrt. Im zweiten Einzelrennen der EM ging die Schweiz dann auch leer aus. Es siegte der Schwede Emil Svensk.
Ein kompletter Medaillensatz für Shootingstar Simona Aebersold
Gar drei Medaillen – einen kompletten Medaillensatz – konnte die 23-jährige Simona Aebersold ins nahe Berner Seeland nach Brügg bei Biel mit nach Hause nehmen. Die Tochter des dreifachen Staffel-OL-Weltmeisters Christian Aebersold und der früheren Berglauf-Weltklasseläuferin (3 x Weltmeisterin mit dem Team), Gaby Schütz-Aebersold, gewann nach Gold in der Mixed-Staffel am Samstag mit acht Sekunden Rückstand auf die schwedische Doppel-Europameisterin Tove Alexandersson Silber im Knockout-Sprint und am Schlusstag hinter Alexandersson und der Tessinerin Elena Roos (Heimatort Ruswil)die Bronzeauszeichnung. Die neunfache Juniorinnen-Weltmeisterin hat also auch bei der Elite unter Beweis gestellt, dass sie zu einer ähnlichen Siegläuferin wie Simone Niggli heranreifen könnte.
Kyburz erwischt starkbesetzte Läufe
Bei den Frauen war die in wenigen Tagen 30 Jahre alt werdende Sarina Kyburz von der OLG Huttwil an drei von vier Wettkampftagen an der Sprint-OL-EM in Neuenburg im Einsatz. Am Freitag qualifizierte sich die mit ihrem Ehemann Matthias Kyburz in Liebefeld lebende Blumenstädterin im Vorort St. Blaise problemlos für den Knockout-Sprint vom Samstag in der Neuenburger Altstadt. Auch dort lief es Kyburz zu Beginn sehr gut. In ihrem Viertelfinal konnte sie sich als Dritte hinter den Favoritinnen Tove Alexandersson und Simona Aebersold für den Halbfinal qualifizieren. Auf die spätere Siegerin aus Schweden verlor Kyburz nur 14 Sekunden. Die 18 Läuferinnen wurden in drei Halbfinals eingeteilt. Kyburz erwischte eine schwierige Aufgabe, stand sie nämlich erneut zusammen mit den Favoritinnen Alexandersson und Aebersold im Starthaus. Wieder handelte sich Kyburz mit 15 Sekunden nur einen geringen Rückstand auf die Halbfinal-Serie-Gewinnerin Aebersold ein. Es waren aber nur zwei Finalplätze zu vergeben. Diesen sicherte sich Alexandersson mit einer Sekunde Rückstand. Hinter der Schweizerin Paula Gross (12 Sekunden zurück) schied Kyburz als Laufvierte aus. So figurierte die ausdauernde OLG Huttwil-Athletin auf der offiziellen Gesamtrangliste auf dem elften Rang, obschon sie eigentlich hinter den sechs Finalistinnen und den drei Halbfinaldritten mit den beiden anderen Viertklassierten, den beiden Schwedinnen Karolin Ohlsson und Sara Hagstrom, gemeinsam auf dem 10. Rang hätte klassiert werden sollen.
Unzufrieden am Sonntag
Im Sprint vom Sonntag schaffte es Sarina Kyburz als 27. von 103 Läuferinnen ins erste Drittel der Rangliste. Am Ende des EM-Heimabenteuers zog das OLGH-Mitglied Bilanz: «In der Quali zum Knockout-Sprint lief es mir sehr gut. Auch im Viertelfinal am Renntag passte alles. Im Halbfinal war dann etwas die Substanz weg, um im topbesetzten Lauf eine Überraschung zu schaffen.» Nicht zufrieden war die langjährige Huttwilerin mit dem Sprint-Rennen am Sonntag, wo sie statt einem angestrebten Top-10-Rang nur den 27. Platz belegte. «Leider habe ich beim 13. Posten einen Fehler beim Kartenwechsel gemacht und bei diesem Manöver sicher über eine halbe Minute eingebüsst.» Damit beendete Sarina Kyburz die EM mit einer Halbfinal-Quali im Knockout-Sprint als Highlight. Ihre EM war gut. Doch das gesteckte Ziel eines Diplomgewinnes (Top-6) in einem der beiden Einzelrennen verfehlte sie.
Nach den Anstrengungen an der Heim-EM gibt es für Sarina Kyburz kein Zurücklehnen. Bereits Ende Mai stehen in der Nähe von Prag die Qualifikationsrennen für die WM in diesem Sommer in Tschechien an. «Ich würde mir im Schweizer WM-Team gerne einen Startplatz über die Mittel- sowie die Langdistanz sichern.»
Auszug aus der Rangliste: Mixed Staffel (21 Klassierte): 1. Schweiz (Simona Aebersold, Joey Hadorn, Matthias Kyburz, Elena Roos ), 56:55; 2. Schweden, 0:55 zurück; 3. Norwegen, 1:29. – Knockout Sprint Männer (119): 1. Matthias Kyburz, Schweiz, 6:30; 2. Joey Hadorn, Schweiz, 0:01 zurück; 3. Kasper Fosser Harlem, Norwegen, 0:03; 4. Riccardo Rancan, Schweiz, 0:04; 5. Vojtech Kral, Tschechien, 0:07; 14. Jonas Egger, Schweiz; 16. Daniel Hubmann, Schweiz; 19. Florian Howald und Martin Hubmann, beide Schweiz. – Sprint Männer (4,4 km/85 m Hd./25 Posten/119 Klassierte): 1. Emil Svensk, Schweden,16:06; 2. Yannick Michiels, Belgien, 0:13 zurück; 3. Kasper Fosser Harlem, Norwegen und Gustav Bergman, Schweden, je 0:22; 5. Daniel Hubmann, Schweiz, 0:25; 6. Joey Hadorn und Ricardo Rancan, beide Schweiz, je 0:36; 8. Florian Howald, Schweiz, 0:37; 10. Martin Hubmann, 0:53; 11. Matthias Kyburz, 0:54; 12. Timo Suter, 0:57. – Knockout Sprint Frauen (105 Klassierte): 1. Tove Alexandersson, Schweden, 6:49; 2. Simona Aebersold, Schweiz, 0:08; 3. Andrine Benjaminsen, Norwegen, 0:18; 4. Natalia Gemperle, Hallwil am See/Russland, 0:35; 5. Vilma von Krusenstierna, Schweden, 0:38; 7. Elena Roos und Paula Gross, Schweiz; 11. Sarina Kyburz, Schweiz/OLG Huttwil; 16. Eline Gemperle, Schweiz; 18. Sabine Hauswirth. – Sprint Frauen (4 km/65 m Hd./21 Posten/103): 1. Tove Alexandersson, Schweden, 16:10; 2. Elena Roos, Schweiz, 0:05; 3. Simona Aebersold, Schweiz, 0:06; 4. Lina Strand, Schweden, 0:21; 5. Sara Hagstrom, Schweden, 0:23; 6. Andrine Benjaminsen, Norwegen, 0:37; 7. Natalia Gemperle, Hallwil am See/Russland, 0:39; 15. Sabine Hauswirth, Schweiz, 1:33; 17. Paula Gross, Schweiz, 1:43; 19. Martina Ruch, Schweiz, 1:46; 27. Sarina Kyburz, Schweiz/OLG Huttwil, 1:52. 34. Eline Gemperle, Schweiz, 2:02; 38. Elena Pezzati, Schweiz, 2:04.
Von Manfred Dysli