Eine Huttwilerin sorgt für Recht und Ordnung
Sie ist erst 31 Jahre alt und bereits die Stellvertreterin des Oberaargauer Regierungsstatthalters. Die ausgebildete Rechtsanwältin Flurina Donatsch ist für aufsichtsrechtliche Verfahren, Beschwerde- und Bewilligungsverfahren (Bäuerliches Bodenrecht/Lex Koller) zuständig und unterstützt das Team in rechtlichen Fragestellungen. Salopp formuliert könnte man sagen, dass die gebürtige Huttwilerin für Recht und Ordnung in unserer Region sorgt.
Oberaargau · Sie habe schon in jungen Jahren einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn entwickelt, erzählt Flurina Donatsch, als sie sich mit dem «Unter-Emmentaler» zum Gespräch für die Abokarten-Serie «Junge Talente» trifft. In der Tat: Auf die gebürtige Huttwilerin trifft der Titel der Serie vollumfänglich zu. Die junge Frau hat ihr grosses Talent zu nutzen gewusst, denn bereits im Alter von 31 Jahren ist sie als Stellvertreterin des Oberaargauer Regierungsstatthalters tätig. Zuvor hat die gebürtige Huttwilerin die Ausbildung zur Rechtsanwältin absolviert. «Ich war schon immer eine gewissenhafte Person und das Leben in einer Gemeinschaft hat mich immer interessiert. Ich war mir bewusst, dass eine gut funktionierende Gesellschaft auf Regeln beruht, die es einzuhalten gilt», begründet sie ihren Berufsweg. Flurina Donatsch lebt selbst in einer WG in Bern und weiss deshalb aus eigener Erfahrung, wie eine Gemeinschaft am besten funktioniert. Im Blickfeld hatte die Huttwilerin anfänglich auch ein Medizin-Studium. Doch rasch habe sie festgestellt, dass ihr die «Juristerei» besser liege als Biologie. Während des Studiums arbeitete sie zwischendurch im Notariats-Büro ihres Vaters in Huttwil. Später arbeitete sie auch bei McDonalds sowie in der Produktion bei Glas Trösch. Flurina Donatsch bezeichnet diese beruflichen Abstecher als überaus wertvoll. «Ich bin hier mit Menschen in Kontakt und mit Arbeitsumfeldern in Berührung gekommen, die ich vermutlich sonst nie kennengelernt hätte.» Sie habe einen Ausgleich zu ihrem kopflastigen Studium gesucht und habe mit den Händen arbeiten wollen, betont sie. Dabei machte sie die Erfahrung, dass hier mehr als nur die Hände gefordert sind. «Das war zum Teil schon taff, was wir da leisten mussten, vor allem zu Stosszeiten bei McDonalds waren wir stark gefordert und mussten richtig Gas geben», erinnert sie sich.
«Wollte Schritt vorwärts machen»
Nun könnte man meinen, dass Flurina Donatsch heute als Stellvertreterin des Regierungsstatthalters einen vergleichsweise gemütlichen Job versieht. Die junge Frau lacht und macht klar, dass sie in der neuen Funktion eine hohe Verantwortung trage und einen anderen Druck verspüre. Als Rechtsanwältin ist sie auf dem Regierungsstatthalteramt für die aufsichtsrechtlichen Verfahren, Beschwerde- sowie für Bewilligungsverfahren (Bäuerliches Bodenrecht / Lex Koller) verantwortlich. Doch wie kam Flurina Donatsch überhaupt zu diesem Job? Bereits während des Studiums habe sie ein Praktikum auf dem Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland absolviert und dabei spannende Einblicke in diese Tätigkeit erhalten. «Hier konnte ich viel lernen und erste Erfahrungen sammeln», bemerkt sie dazu. Deshalb verwundert es nicht, dass sie nach erfolgreichem Abschluss ihres Studiums und der Patentierung zur Rechtsanwältin eine Stelle beim Regierungsstatthalteramt Seeland antrat. Nach zweieinhalb Jahren habe sie sich gefragt, ob sie bleiben oder eine Weiterbildung in Angriff nehmen solle. Exakt in diesem Moment sei die Stelle als Stellvertreterin des Regierungsstatthalters im Oberaargau ausgeschrieben gewesen. «Es hat mich gereizt, mehr Verantwortung zu übernehmen und auch im Bereich Personalführung tätig zu sein. Ich wollte einen Schritt vorwärts machen. Zudem liegt die Arbeitsstelle in Wangen a. A. in meiner angestammten Heimat», begründet sie ihren Wechsel zurück in die Region. Im Frühjahr 2023 trat sie ihre neue Stelle an. Sie sei vom Team um Regierungsstatthalter Stefan Costa sehr gut aufgenommen worden und die Arbeit auf dem Regierungsstatthalteramt gefalle ihr ausserordentlich gut, erzählt sie. «Vor allem freue ich mich, dass ich hier juristisch vertieft arbeiten kann», erwähnt sie. Weil ihr Vorgänger Christian Aebersold nur noch einen Monat für die Einarbeitung zur Verfügung stand, habe sie sich in der praktischen Tätigkeit weitgehend selbst zurechtfinden müssen, fügt Flurina Donatsch hinzu. Deshalb sei sie auch heute noch täglich am Dazulernen und am Zurechtfinden.
Sport als Ausgleich
Mit dem beruflichen Wechsel zurück in die Region ist auch der Kontakt zu den Eltern und ihrem Geburtsort Huttwil wieder grösser geworden. Hier hat sie ihre Kindheit verbracht, war als OL-Läuferin, aber vor allem 15 Jahre lang als Fussballspielerin beim Frauenteam des SC Huttwil/SV Sumiswald aktiv. Sie brauche den sportlichen Ausgleich zu ihrer Büro-Tätigkeit, bemerkt die Rechtsanwältin. Fussball spielt sie nicht mehr, dafür sitzt sie wöchentlich mehrmals auf dem Rennrad. Aber auch als Joggerin ist sie regelmässig unterwegs, bereitet sie sich doch gerade auf ihren ersten Halbmarathon im Herbst vor. Mit Huttwil verbindet sie auch die Lokalzeitung «Unter-Emmentaler». «Der gehörte bei uns zum Familienleben», gibt sie lachend zu verstehen. Der «UE» sei ein Stück Huttwil, ein Teil dieser Region. Noch heute werfe sie auf dem Regierungsstatthalteramt hin und wieder einen Blick in die Lokalzeitung. «Das gehört einfach dazu.»
Gut zu wissen
Bei der diesjährigen Abokartenserie portraitiert der «Unter-Emmentaler» junge Talente, die durch Fleiss und Disziplin bereits einiges erreicht haben. Der Automobil-Mechatroniker Nevio Bernet bildete im April den Anfang der Serie.
Von Walter Ryser