• Im grossen Regenwasser-Teich dienen Algen als Landeplatz für Insekten. · Bild: Barbara Schwarzwald

  • Im Totholzhaufen finden viele verschiedene Tiere Unterschlupf · Bild: Barbara Schwarzwald

  • Die Tiertherapeutin und Pferdetrainerin Cristina Grossenbacher mit ihrem 20-jährigen Andalusier-Wallach Hidalgo · Bild: Barbara Schwarzwald

  • Im Wildgarten von Cristina Grossenbacher wachsen die Pflanzen meterhoch und bieten so zahlreichen Insekten einen wichtigen Lebensraum. · Bild: Barbara Schwarzwald

  • Da sich Cristina Grossenbacher aktiv um die Förderung der Artenvielfalt kümmert, wurde sie für den «TierWelt»-Preis für Biodiversität «Goldener Schmetterling» nominiert. · Bild: Barbara Schwarzwald

  • Auf dem Hof von Cristina Grossenbacher werden Tiere mit Unterstützungsbedarf aufgenommen wie auf dem Bild die Wachteln · Bild: Barbara Schwarzwald

03.08.2023
Emmental

Eine Natur- und Tierfreundin sondergleichen

Unter den zehn finalen Projekten des «TierWelt»-Preises für Biodiversität «Goldener Schmetterling» ist auch dasjenige von Cristina Grossenbacher aus Obergomerkinden in Hasle bei Burgdorf zu finden. Die Natur- und Tierfreundin kümmert sich aktiv um die Förderung der Artenvielfalt rund um ihr Haus und beherbergt unterstützungswürdige Tiere.

Hasle b. Burgdorf / Obergomerkinden · Die Lancierung der ersten Ausgabe des «TierWelt»-Preises für Biodiversität unter dem Namen «Goldener Schmetterling» ist erfolgreich gestartet. Das Magazin für Tierfreunde und Naturliebhaber hat den mit 3000 Franken dotierten Preis zusammen mit der Plattform «Mission B» initiiert. 75 Biodiversitäts-Projekte von Privatpersonen seien angemeldet worden, ist von Barbara König, Medienverantwortliche der «TierWelt», zu erfahren. «Wir sind begeistert und erfreut über das Interesse an einer biodiversen Natur.» Die Teilnahme verdeutliche das wachsende Bewusstsein und das Engagement für den Schutz der Natur. Die Anzahl und die Qualität der Projekte zeigten auf, wie viele Menschen sich für die Erhaltung der Artenvielfalt einsetzten und innovative Lösungen entwickelten, um den Lebensraum vielfältig zu erhalten, ergänzt sie.

Tiertherapeutin
Unter den zehn finalen Projekten befindet sich auch dasjenige von Cristina Grossenbacher aus Obergomerkinden (Hasle b. B.). Die Tiertherapeutin und Pferdetrainerin, die nach Schulabschluss die vierjährige Lehre zur Augenoptikerin absolvierte, wandte sich vor knapp zehn Jahren vom Ursprungsberuf ab und stieg ins Pferdemetier ein. «Zu mir kommen Reiter und Reiterinnen, bei welchen alle anderen Reitlehrer nicht mehr weiterwissen. Etwa dann, wenn das Pferd oder der Reiter psychisch am Boden sind – meist nach schweren Stürzen», so die 38-Jährige. Hidalgo, ihr 20-jähriger Andalusier-Wallach, der die Hälfte seines Lebens am Geburtsort misshandelt worden ist und bei Cristina die nötige Liebe und Zuwendung erhält, ist gegenwärtig alleine im Stall. Grossenbacher hat seinen Kollegen einer Bekannten zum Wanderreiten ausgeliehen.

Aussehen ist zweitrangig
Vor knapp vier Jahren konnten Cristina Grossenbacher und ihr Ehemann ein seit Jahren leer stehendes Bauernhaus aus dem Jahr 1834 erwerben. Damit erfüllte sich für die Tier- und Naturfreundin ein grosser Traum. Als Erstes habe sie damals Listen mit Blumen ausgedruckt, welche für Wildbienen am wertvollsten sind (Löwenzahn, Natternkopf ...). Sie habe den Aufbau ihres 5000 Quadratmeter grossen Wildgartens nicht nach Aussehen, sondern nach der Wichtigkeit für die Natur gemacht, erklärt sie. An diesem Julitag im heissesten Sommer seit je, stechen zwei Dinge auf dem Anwesen ins Auge. Das eine ist ein grosser Regenwasser-Teich, den sich Cristina vor einem Jahr selber angelegt hat. Lediglich an den tiefsten Stellen ist Teichfolie ausgelegt, ansonsten sorgt eine Lehmschicht für die Abdichtung. Lehm wird von Wildtieren als Baumaterial für ihre Nester genutzt. Die massige Algenschicht auf dem Teich belässt Cristina vorläufig. Die Algen dienten den Insekten als Landeplatz. Zudem könnten sich noch Eier von Wildtieren darin befinden, hält die Fachfrau fest.

«Mein Dschungel»
Dass das Bauernhaus von meterhohem Gewächs umgeben ist, stört Grossenbacher nicht. Überständiges Gras sei bei den Insekten sehr beliebt. «Diese benötigen Verbindungen vom einen ins nächste Chaos», ist sie überzeugt. Wenn dazwischen aufgeräumt und gejätet sei, seien die Kleinstlebewesen Raubvögeln und anderen Gefährdern ausgesetzt. Cristina ergänzt dazu schmunzelnd: «Und ich habe durch das Wachsen- und Gedeihen-Lassen weniger Arbeit.» Dass Grossenbacher handwerkliches Tun keineswegs scheut, zeigt sich auf ihrem Hof fortlaufend. Da segeln nicht nur Libellen über den Teich, tummelten sich bis vor Kurzem nicht nur Kaulquappen im Wasser, umschwirren nicht nur diverse Schmetterlinge den Flieder. Cristina Grossenbacher hält eine grosse Anzahl Tiere auf ihrem Hof, die Unterstützung benötigen: Hühner in diversen Grössen und Arten, Wachteln, einen jungen Hund, Zwergschafe und Zwergziegen. Letztere sind wie das eine Pferd gegenwärtig auswärts: zur Landschaftspflege bei Freunden.

Gewiefte Handwerkerin
Sämtliche Stallungen, Gehege, Umzäunungen auf ihrem Anwesen hat Cristina Grossenbacher selber geschaffen und montiert, das Totholz für die Haufen im Garten selber an der Emme geholt. Handwerkliches Geschick geht ihr keineswegs ab. Dass sie zudem äusserst belesen und digital «up to date» ist, beweisen ihr umfangreiches Wissen rund um die Natur und ihre Präsenz auf Social Media. Alleine auf Instagram zählt sie mehr als 5000 Follower, die ihre täglichen Einträge über ihr Landleben verfolgen. Makro-Fotografie hat sie sich ebenfalls angeeignet – um all die erlebnisreichen Momente in ihrem Dschungelparadies mit Freunden teilen zu können.

Von Barbara Schwarzwald