• Vereinspräsident Philipp Marti erhofft sich ein kleines Volksfest auf dem Sportplatz Dornacker. · Bilder: Stefan Leuenberger, zvg

  • Das erfolgreichste Team in der 100-jährigen Geschichte des Sportclub Huttwils: Das Fanionteam der Saison 1988/89 erreichte in der 2. Liga den 5. Rang. Hinten (von links): Rolf Flückiger, Hans Nyffeler, Fritz Anliker, Werner Minder, Martin Ingold, Urs Röthlisberger. Mitte: Urs May, Ueli Scheidegger, Adrian Fiechter, Markus Häfliger, Armin Flückiger, Beat Hess, Theo Minder, Urs Bernet (Trainer). Vorne: Jakob Nyffenegger, Urs Bärtschi, Roland Schneider, Marcel Schär, Markus Meer, Hans Hirschi.

  • Rolf Bichsel, Mitglied Jubiläums-OK 100 Jahre SC Huttwil.

23.06.2022
Sport

Eine reichhaltige 100-Jahr-Feier

Einer der ältesten Huttwiler Sportvereine feiert über die nächsten beiden Wochenenden den 100. Geburtstag. Das hohe Ziel der jubilierenden Fussballer des Sportclubs Huttwil: Alle Huttwiler sollen auf den Dornacker kommen und zumindest einen Anlass besuchen.

Die Festhütte auf dem Verkehrsgarten steht. Das Programm steht. Das Wetter kündigt sich wechselhaft an mit nicht mehr ganz so heissen Temperaturen, immer noch Sonnenschein und möglichen Gewittern gegen Abend. «Drei Jahre lang planten wir das Fest. Jetzt sind wir froh, dass es endlich losgeht», sagt Adrian Nyffenegger, der Präsident des Organisationskomitees und ehemalige SCH-Präsident. Den aktuellen Clubpräsidenten, Philip Marti, erfüllt es mit Stolz, dass er den am 3. August 1922 gegründeten SCH durchs Jubiläumsjahr führen kann: «Der Sportclub ist ein wichtiger Player im gesellschaftlichen Leben der Gemeinde und der Region geworden. Für mich ist es wunderbar, dass wir unseren runden Geburtstag mit über das ganze Jahr verteilten Aktivitäten begehen können. Nun steht das Haupt-Feierwochenende bevor, auf welches ich mich sehr freue», so Marti weiter. Allerdings ist das erhoffte Volksfest auch mit Arbeit verbunden. «Es stehen 100 Helfer teilweise mehrmals im Einsatz», informiert Marti.

Viertes Jubiläumsfest
Der SC Huttwil, der in seiner Geschichte zuerst im Häbernbad, später auf der Nyffelmatte und dem Fiechtenfeld und schliesslich (wie heute noch) auf dem Dornacker Fussball spielte, feiert zum vierten Mal Jubiläum. 1972 duellierten sich zum 50-Jährigen mit Stade Nyonnais und Red Star Zürich zwei Erstligisten (2:2). Zehn Jahre später organisierte der SCH ein kleineres Jubiläum, das Hauptspiel bestritten aber die Young Boys gegen Burgdorf. 1997, beim 75-Jahr-Jubiläum, standen die üblichen Aktivitäten des SCH plus ein Sportclub-Fest im Mittelpunkt. Zur 100-Jahr-Feier hätten die Huttwiler «Schütteler» sportlich gerne mit der grossen Kelle angerührt. Aber die Covid-19-Pandemie erschwerte alle Planungen. Die Berner Topvereine – die Young Boys aus der Super League und der FC Thun aus der Challenge League – wagten es nicht, verbindliche Zusagen für ein Testspiel zu geben. Auch der FC Luzern wollte sich nicht verpflichten. Niemand wusste vor wenigen Monaten, wie der Spieldatenplan im Sommer 2022 aussieht. Schliesslich endete die erste Corona-Saison im Schweizer Fussball vor zwei Jahren mit dem Cupfinal erst im September. Je länger die Pandemie dauerte, desto vorsichtiger wurde auch die Planung des Jubiläums-OKs. Schliesslich gibt es Fussballklubs auch in unserer Region (zum Beispiel Herzogenbuchsee), die sich mit einem Jubiläum überlupften, Verluste einfuhren und danach jahrelang sparen und betteln mussten.

Alles bei Gratiseintritt
Jetzt steht allerdings fest, dass wieder nach Lust und Laune gefeiert und gefestet werden kann – trotz anrückender Sommer-Coronawelle. Das Ziel der Organisatoren bleibt auch ohne Gastspiel von YB, Thun oder Luzern im Hauptspiel das Gleiche: Es sollen wieder einmal viele Huttwiler Einwohner auf den Sportplatz Dornacker kommen. Das Festprogramm ist vielfältig. Für jede und jeden sollte etwas dabei sein. Eintritte werden keine verlangt. Die Geniesser kommen heute Freitagabend auf die Kosten. Der Galaabend mit Festakt ab 19 Uhr steht auf dem Programm. Normalerweise eine trockene Angelegenheit für Funktionäre und Ehrengäste. Dieser Galaabend soll spannender, unterhaltsamer verlaufen. Alle Interessierten sind eingeladen, mit einer Bankettkarte das Festmahl mit Freunden zu geniessen. Später am Abend sorgt die regional bekannte Eriswiler Band «Bepops» und ein DJ dafür, dass nach dem Essen das Fest erst richtig los geht. «Im Festzelt hat es für 300 Leute Platz. Ich hoffe auf ein kleines «Huttu-Fest» zu Ehren unseres Vereins», erklärt Philipp Marti.

SC Huttwil gegen SC Langenthal
Weiter geht das Jubiläum morgen Samstag mit dem Hauptfest. Die erste Mannschaft des SC Huttwil duelliert sich um 17 Uhr mit den Eishockey-Profis des Schlittschuhclubs Langenthal, dem wichtigsten Profiklub im Langetental. Die heimischen Fussballer steigen gewiss als Favoriten in die Partie gegen die Puck-Künstler aus der NLB. Zu erwarten ist aber auch, dass die topfitten Hockeyaner physisch überlegen auftreten werden. Die Bemühungen des Langenthaler Sportministers Kevin Schläpfer, mit Beni Huggel oder Marco Streller noch prominente Verstärkung für den SCL nach Huttwil zu holen, zerschlugen sich aber an den Ferienplänen der ehemaligen Profifussballer.

Wie gut kicken die Hockeyaner?
Früher duellierten sich regelmässig Hockey-Klubs mit Fussball-Amateuren. Der Schlittschuhclub Langnau gab oftmals gegen Drittligisten eine gute Figur ab. «Mittlerweile sind solche Fussballspiele bei den Hockey-Klubs aber aus der Mode gekommen», sagt Kevin Schläpfer, «auch wegen der Verletzungsgefahr». Die Ballbehandlung des Fussballs gehört bei den Eishockeyanern aber dazu, nicht zuletzt beim Warm-up vor Trainings oder Spielen. Unterschätzen darf Huttwil die Langenthaler nicht. Früher, zu den Zeiten von Res Meyer, Simon Schenk und Rolf Tschiemer (alles Schweizer Meister von 1976 mit dem SC Langnau), war es gang und gäbe, dass sich Eishockeyaner im Sommer mit Fussball fit hielten. Nicht wenige kickten in der 2. Liga. Das aktuelle Huttwiler Fanionteam von Trainer Markus Meer tut gut daran, den Gegner nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Vor dem Hauptspiel werden die Junioren B das Vorspiel bestreiten – gegen das in der obersten Liga spielende Team Chiesetal, einer starke Regionalauswahl aus der Region Konolfingen. Nach den Matches nimmt der Festbetrieb wieder Fahrt auf. Kevin Schläpfer stellt sich im Festzelt Fragen. Die Cover-Rockband «Nüüt Noise» aus Zofingen und ein DJ sorgen für ausgelassene Stimmung bis weit in die Sommernacht.

YB-Frauen am Sonntag
Zu einem doppelten Leckerbissen kommt es am Sonntag: Der SC Huttwil lädt zum von 9 bis 13 Uhr zum Brunch ein. Und zu all den Leckereien, die zu einem prächtigen Brunch gehören, gibt es als Parallel-Unterhaltung ab 13 Uhr ein hochklassiges Fussballspiel. Die Berner Young Boys aus der Super League der Frauen spielen gegen den FC Solothurn (zweithöchste Liga).

Kultveranstaltung Grümpelturnier
Eine Woche später bietet sich nochmals die Gelegenheit, mit dem SC Huttwil die 100 Jahre mitzufeiern. Am Freitagabend (1. Juli) steht das Dorf- und Grümpelturnier auf dem Programm. In den letzten Jahren warf das Grümpelturnier keine hohen Wellen mehr. Aber vor 50 Jahren kämpften bis zu 225 Teams um Pokale und Hammen am damaligen SCH-Kultanlass. Ebenfalls am Freitagabend spielen im Campus Perspektiven in Schwarzenbach die C-Junioren, die diesen Frühling in die zweithöchste Liga aufstiegen, gegen die C-Junioren von Breitenrain Bern, die als neuer Meister der Region Bern-Jura um den Schweizer Meistertitel spielten und am letzten Wochenende den Halbfinal verloren.

Vereinswettkampf «Huttu» – «Sumis»
Wer sich einen Überblick über den gesamten SC Huttwil verschaffen will, der kommt am Samstag (2. Juli) auf die Rechnung. Der SC Huttwil tritt zum Vereinswettkampf gegen den SV Sumiswald an. Von den kleinsten F-Junioren bis zu den Veteranen werden Teams des SCH und des SVS gegeneinander antreten. Diese Spiele laufen im Zeitraum von 15 bis 19.30 Uhr auf dem Dornacker.

Mit Rock-Covers für Stimmung sorgen
Für den musikalischen Rahmen sorgen zwei Coverbands. Die Eriswiler «Bebops» am Freitagabend anlässlich des Galaabends und die Aargauer-Innerschweizer Kombo «Nüüt Noise» am Samstagabend werden den Besuchern einheizen. Beide Bands covern Musik, zu der alle mitsingen können. «Es gibt soviele Rocktitel, die wir verehren und auch unser Publikum immer wieder begeistern», sagen die Bebops. Auch «Nüüt Noise» will sich gar nicht erst mit Eigenkompositionen abmühen, sondern besticht bei seinen Gigs mit bekannten Rock-Coverversionen, die sie im eigenen Stil, wie sie sagen mit «Drive und Groove» interpretieren. «Wir wollen den Rock nicht neu erfinden. Das Musik-Universum ist voller genialer Hits, bei denen das Publikum schon vom ersten Ton an voll mitgehen kann», so das Motto der Coverband «Nüüt Noise». Zu den 100-Jahr-Feierlichkeiten des Sportclubs Huttwil gehören auch ein Fondue-Plausch (im Januar), das Ehemaligen-Apéro (im Mai), ein Sponsoren-Apéro (im August) sowie das Public-Viewing der Fussball-WM in Katar (im November/Dezember).

 

«Wir haben YF United eingeladen»
Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Rolf Bichsel,
Medienverantwortlicher OK Jubiläum 100 Jahre SC Huttwil


Der «UE» stellte Rolf Bichsel, dem Mediensprecher des
Organisationskomitees, zur 100-Jahr-Feier des Sportclubs Huttwil einige Fragen.

Ausgerechnet zum 100-Jahr-Jubiläum verpasst der feiernde SC Huttwil den Aufstieg in die 3. Liga, während der Ortsrivale FC YF United Huttwil 2017 den Sprung in die 3. Liga geschafft hat. Drückt dies auf die Stimmung?
Richtig ist, dass es im SCH immer noch einige Mitglieder gibt, für die der Fussballclub Young Fellows United Huttwil ein rotes Tuch ist. Aber es gibt auch andere, die YF den Aufstieg gönnen, weil die allermeisten Spieler ehemalige Junioren des SC Huttwil sind. Der SC Huttwil hat den FC YF United mit offerierten Bankettkarten ans Jubiläum eingeladen. Im SC Huttwil wird nicht gegen YF gearbeitet.

Was ist das Ziel des 100-Jahr-Jubiläums des Sportclubs Huttwil?
Wir wollen ganz einfach etwas bieten. Wir erhoffen uns viele Leute auf dem Dornacker. Wir haben das Jubiläumsjahr mit einem Fondue-Plausch für alle begonnen, an dem wir nicht verdienen wollten (und sogar draufgelegt haben). Wir haben alle ehemaligen SCH-ler zu einem feinen Apéro eingeladen. Wir verlangen für alle Anlässe am Jubiläum keinen Eintritt. Es geht uns nicht darum, Kasse zu machen.

Es war zu hören, dass sich einige SCH-Aktivmitglieder daran stören, Bankettkarten kaufen zu müssen.
Es stimmt, dass es Leute als Frechheit empfanden, dass sie eine Bankettkarte kaufen mussten, weil sie am Fest zudem auch noch helfen müssen. Andererseits habe ich persönlich in den letzten Jahren als Trainer beim ÄmmeTeam Jubiläen des FC Hasle-Rüegsau (75 Jahre) und des FC Zollbrück (50 Jahre) miterlebt. Dort mussten alle Klubmitglieder Tombolalose für 200 und 100 Franken verkaufen. Da finde ich eine Bankettkarte für 50 Franken, verbunden mit einem feinen Essen unter Freunden, etwas zu Trinken und Unterhaltung, äusserst moderat.

Von Rolf Bichsel und Stefan Leuenberger