• Den ganzen Winter 2022/23 kann Sanna Lüdi vom Skiclub Ahorn-Eriswil keine Skicross-Weltcuprennen bestreiten. · Bilder: Keystone

  • Ob sich Sanna Lüdi je wieder an einen Start eines Skicross-Rennens auf Weltklasse-Niveau begeben kann, hängt von ihrer Gesundheit ab.

20.12.2022
Sport

Eine Saisonpause ist notwendig geworden

Skicross-Weltcupfahrerin Sanna Lüdi vom Skiclub Ahorn-Eriswil pausiert die ganze Saison 2022/23. Die 36-Jährige hat sich von ihrem heftigen Sturz im vergangenen Januar noch nicht ausreichend erholt. Sanna Lüdi ist motiviert, nach der Pause im Winter 2023/24 noch einmal anzugreifen.

Skicross · Die ersten Skicross-Weltcuprennen in Val Thorens und Arosa sind bereits absolviert. An beiden Rennstationen nicht am Start war die Skicrosserin Sanna Lüdi vom Skiclub Ahorn-Eriswil. Auf Anfrage informierte die 36-jährige Oberaargauerin schweren Herzens, dass sie in diesem Winter in keinem Rennen an den Start gehen wird. «Zusammen mit meinem Team und meinem Arzt bin ich zur Überzeugung gekommen, dass es sinnvoll ist, diesen Winter zu pausieren», erklärt Lüdi traurig.

Schwerer Sturz ausschlaggebend
«Ich habe den ganzen Sommer über hart trainiert und war davon überzeugt, diesen Winter Rennen fahren zu können. Umso enttäuschter bin ich nun, dass es nicht klappt.» Die Renneinsätze bedeuten der Sportlerin, welche dem Skicross alles unterordnet, die Welt.
Ausschlaggebend für dieses Saison-Out ist einmal mehr die Gesundheit. Bekanntlich stürzte Sanna Lüdi beim Weltcuprennen im schwedischen Idre Fjäll im vergangenen Januar schwer und verpasste in der Folge nicht nur ihre vierten Olympischen Spiele in Peking, sondern auch die restlichen Rennen der Saison. Die Operation am linken Sprunggelenk glückte. Auch mit dem Trainingsaufbau war Lüdi zufrieden. «An das Skifahren ist aber nicht zu denken. Die reinoperierte Platte bereitet mir extreme Schmerzen, wenn ich in den Skischuhen Bewegungen ausführe», so die zehnfache Weltcup-Podestgängerin (darunter drei Siege). «Eigentlich muss ich dankbar sein, dass ich nach dieser Operation wieder normal gehen kann. Trotzdem glaubte ich daran, es noch diese Saison zurück auf die Rennpiste zu schaffen.» Stattdessen hat sich Lüdi nun zum kompletten Auslassen des Winters 2022/23 entschieden. Trotz diesem schwierigen Entscheid ist die finnisch-schweizerische Doppelbürgerin gelegentlich an den Skicross-Rennen anzutreffen. «Bloss als Skitouristin werde ich dies sicher nicht tun, zu sehr schmerzt es mich, wenn ich nicht mitfahren kann», so Lüdi. «Aber wenn ich ein ‹Jöbli› habe, dann bin ich dabei.» So wie zuletzt am Weltcuprennen in Arosa, wo Sanna Lüdi als Co-Platzspeakerin im Einsatz stand. Durchaus denkbar ist es auch, dass Sanna Lüdi an der WM in Bakuriani in Georgien im Februar 2023 analog den Olympischen Spielen von diesem Jahr wieder als Expertin beim Schweizer Fernsehen am Mikrofon zu hören sein wird.

Noch nicht das Karrierenende
Und wie sieht die sportliche Zukunft der ehrgeizigen Skifahrerin aus? «Ich habe derzeit keine Ahnung. Ich muss mich jetzt darum kümmern, was ich in den nächsten Monaten tue. Eigentlich wollte ich mit dem Unterricht in einer Skischule Geld verdienen. Dies ist nun aber gesundheitlich nicht möglich», bedauert Lüdi. «Darum mache ich mich auf Jobsuche.» Ist der erneute Rückschlag mit der Saisonpause gleichbedeutend mit dem Karrierenende? Im kommenden Winter ist Sanna Lüdi bereits 37 Jahre alt.
«Nein, ich hoffe nicht. Ich bin gewillt, nochmals hart zu trainieren, um im Winter 2023/24 in den Weltcup zurückkehren zu können. Entscheidend wird sein, ob meine Gesundheit mitspielt. Ich hoffe, dass dies möglich sein wird, weil ich meinem Körper nun eine längere Auszeit zur Regeneration gönne.» Die Athletin tritt immer nach dem Motto «never give up» auf. Es würde darum nicht erstaunen, wenn sie es – nach unzähligen bisherigen Verletzungen – ein weiteres Mal zurück an die Skicross-Weltspitze schaffen würde. Die Schweizer Meisterin von 2014 startete ihre Karriere mit Alpinrennen beim Skiclub Ahorn-Eriswil. Ihren ersten Skicross-Ernstkampf bestritt die in Leimiswil aufgewachsene Athletin am 21. Dezember 2008 anlässlich eines Europacup-Rennens in Grasgehren in Deutschland.     

Swiss Ski entscheidet
Über eine allfällige Rückkehr entscheidet allerdings nicht Sanna Lüdi respektive deren Fitness alleine. «Wir waren überrascht von der Pause von Sanna Lüdi, weil wir lange nichts davon wussten», antwortet Véronique Ruppenthal, Skicross-Kommunikationsverantwortliche bei Swiss Ski. «Wir haben noch nicht einmal eine Verbands-Pressemitteilung verfassen können, weil uns die Informationen fehlen», so Ruppenthal. «Natürlich besteht die Möglichkeit, später wieder in das Skicross-Kader zurückzukehren», bestätigt Ruppenthal. «Allerdings entscheidet darüber Swiss Ski.»
Um es nach der einjährigen Pause erneut unter die besten Skicrosserinnen der Schweiz zu schaffen, welche von Swiss Ski dann auch für die Weltcupeinsätze selektioniert werden, muss Sanna Lüdi einiges leisten. «Neben den sportlichen Leistungen spielt bei einer Kaderathletin auch die Bereitschaft über die Rennpiste hinaus eine wichtige Rolle. Die Türe ist für Sanna Lüdi im Falle einer Rückkehr aber sicher nicht zu», so Ruppenthal abschliessend.

Von Stefan Leuenberger