• Wie geht es mit dem Hof weiter? Das Ehepaar Gruber diskutiert mit Grossmutter Marei über die Zukunft. Von links: Vreni Lanz, Werner Gerber und Sandra Horisberger. · Bild: Barbara Graber

14.02.2017
Oberaargau

«Eine zeitlose Geschichte»

Geht es um den Generationenwechsel auf Bauernbetrieben, stehen Konflikte oftmals an der Tagesordnung. Dies zeigen der Gemischte Chor Auswil und seine Theatergruppe an der diesjährigen Konzert- und Theaterreihe auf.

Auswil · Wer am Wochenende eine der ersten beiden Konzert- und Theateraufführungen des Gemischten Chors Auswil besuchte, ging mit ein paar guten Ratschlägen im Hinterkopf aus dem Saal des Restaurants Rössli. So etwa, dass man sich manchmal mit einer Situation abfinden muss, die nicht in die eigenen Pläne passt. Und dass aus ungewohnter Richtung etwas Positives kommen kann. Doch dazu später mehr.     

Leben, träumen, lachen und lieben
«Nimm dir Zeit zu leben», gab der Gemischte Chor seinen Zuhörerinnen und Zuhörern mit auf den Weg. «Das ist ein guter Rat, den uns Manfred Bühler da gibt», so der langjährige Dirigent Edi Hodel. Man solle leben, träumen, lachen und natürlich auch lieben, sagte er weiter. Dass es nicht viel braucht, um glücklich zu sein, zeigte der Chor mit dem Lied «Wo d’Flüehdohle» auf. Darin erzählt Komponist Jakob Ummel die Geschichte eines Schafhirten, der sich auf der Alp mit wenig zufrieden gibt. Höhepunkte des unterhaltsamen Konzertteils bildeten Ferdinand Hubers «Lueget vo Bärge und Tal» sowie  Hansueli Lüthis eingängiges Lied «E Troum». Roland Scherrers «Ds innerscht March» und «Der See liegt scho im Schatte» von André Jacots rundete das abwechslungsreiche Konzertprogramm der Sängerinnen und Sänger ab.
Im Schatten liegen auch die Zukunftspläne des Bauern Ernst Gruber. Die Geschichte der Familie Gruber vom Büelisbärg ist Thema in Johannes Gneists Volksstück «Der Buur vom Büelisbärg». Ernst Gruber (Werner Gerber) versteht die Welt nicht mehr. Er hat einen neuen Stall gebaut, die Küche renoviert und den Wagenschopf erweitert. Schon nur deshalb, so findet er, wäre es doch eine Freude, seine Nachfolge auf dem Büelisberg anzutreten. Doch seine beiden Kinder haben alles andere als die Landwirtschaft im Kopf und wollen ihre eigenen Wege gehen. Grubers Sohn René (Jan Flückiger) möchte lieber eine Ausbildung am Technikum absolvieren. Rosmarie (Nicole Horisberger), die Tochter des Hauses, könnte das Problem lösen, indem sie einen Bauern heiratet und den Betrieb übernimmt. Sie ist jedoch nicht gerade begeistert von dieser Idee. Und Grossmutter Marei (Vreni Lanz) geht dem Bauern auch ständig auf die Nerven. In seinem Frust und Jähzorn verbannt er seinen Sohn schliesslich vom Hof.

Grosser Durst und viele Flöhe     
Lange alleine bleiben die Grubers jedoch nicht. Bald haben sie das Haus voller Gäste. So sucht etwa der ältere Verwandte Tobias (Hans Uhlmann) Unterschlupf auf dem Büelisberg, weil er aus dem Altersheim geflohen ist. Nachdem sie vom eigenen Vater verstossen wurde, möchte auch Grubers Göttikind Leni (Samantha Lanz) bei der Familie wohnen. Und plötzlich taucht auch noch der Hausierer Gluftzger (Ueli Jörg) auf, der nicht nur einen grossen Durst, sondern auch viele Flöhe auf den Hof bringt.     
Grubers Frau Rosa (Sandra Horisberger) schlägt vor, den Betrieb in Pacht zu geben. Damit stösst sie aber bei ihrem Gatten auf taube Ohren. Ob der neue Knecht Hanspeter (Simon Neuenschwander) den Hof für das Ehepaar weiterführen könnte? Wer wissen möchte, ob Ernst Gruber zur Einsicht gelangt und auf den guten Rat von Heidi (Daniela Jakob), der Bäuerin auf der Sonnhalde, hört, hat noch am kommenden Donnerstag und Samstag die Gelegenheit dazu.

Überzeugendes Schauspiel    
Unter der kompetenten Regie von Bethli Gerber hat die zehnköpfige Theatergruppe ein ernstes und zugleich humorvolles Bühnenstück einstudiert. Die Darstellerinnen und Darsteller gehen in ihren Rollen auf und überzeugen mit authentischem Schauspiel. Die schöne Maske und passende Requisiten runden das Geschehen auf der Bühne ab.     
Die Geschichte spielt um das Jahr 1940. «Es ist aber ein zeitloses Stück», stellt Werner Gerber fest. «Generationenwechsel sind auf Bauernbetrieben immer schwierig. Es war in der Vergangenheit so und wird auch in Zukunft so bleiben», so der Präsident des Gemischten Chors.

Von Barbara Graber