• Die Club 88 Sportpreis-Champions 2019 sind Hockey Huttwil (Mannschaften), Schwinger Matthias Aeschbacher (Einzelsport) und Eishockeyspieler Luca Wyss (Nachwuchs). · Bild: Markus Steinemann

31.01.2020
Sport

Eis und Sägemehl auf der Siegerbühne

Die Sportarten Eishockey und Schwingen dominierten die diesjährige Sportpreis-Ehrung des Club 88 in Huttwil. Der Gewinn des ersten Eidgenössischen Kranzes verhalf Matthias Aeschbacher (Schwingklub Sumiswald) zum Sieg bei den Einzelsportlern, während der Melchnauer Eishockeyspieler Luca Wyss beim Nachwuchs sowie Hockey Huttwil bei den Vereinen triumphierten. Die Ehrung fand im vollem Städtlisaal statt.

«Was für eine tolle Plattform für unsere regionalen Sportgrössen», zeigte sich Stefan Leuenberger im berstend voll besetzten Städtlisaal in Huttwil beeindruckt vom Publikumsaufmarsch bei der diesjährigen Verleihung der Club-88-Sportpreise für das Jahr 2019. Einmal mehr verstand es der Sportredaktor des «Unter-Emmentalers» mit seiner kompetenten und humorvollen Art, dem Abend einen besonderen Rahmen zu verleihen. Gleichzeitig sorgte er damit für eine überaus würdige und wohlverdiente Ehrung der siegreichen Sportler.
Einer von ihnen war der 20-jährige Melchnauer Eishockeyprofi Luca Wyss, der bereits als Dreijähriger erstmals auf dem Eis stand und seinem Vater Markus nacheiferte, der früher mit dem SC Langenthal in der Nationalliga B spielte. Auch Luca spielte bereits für den SC Langenthal in der zweithöchsten Schweizer Liga, wobei er sogar seinen Vater übertraf und letztes Jahr mit dem SCL in der Swiss League Schweizermeister wurde. Den Sieg in der Nachwuchskategorie verdiente er sich aber mit seinen Einsätzen in der Schweizer U20-Nationalmannschaft, mit der er an der WM teilnehmen konnte und hier für ein Highlight sorgte, als er im WM-Viertelfinal beim 2:0-Sieg gegen Schweden den zweiten Schweizer Treffer erzielte.

Ein WM-Tor führt zum Sieg
«Das war natürlich ein ganz cooles Erlebnis», gab er auf der Bühne im Städtlisaal zu verstehen. Aber noch mehr beeindruckt hat ihn an der WM in Kanada die grenzenlose Eishockey­begeisterung der Zuschauer. «Diese Stimmung, die grossen Zuschauermassen und das riesige Interesse der Kanadier an diesem Sport haben mich fasziniert.» Wyss, der aktuell beim Swiss League Team Zug Academy spielt, setzte sich bei der Preisverleihung in der Nachwuchskategorie gegen den zweitplatzierten Madiswiler Unihockeyspieler Noah Siegenthaler (Wiler-Ersigen) und den Huttwiler Leichtathleten Yves Cornillie durch. Cornillie konnte nicht anwesend sein, weil er am selben Tag im Militär einen Zusammenbruch erlitten hatte, aber am Telefon mit Moderator Stefan Leuenberger bereits wieder Entwarnung geben konnte.

Wieder Eishockey in Huttwil
Das Eis bildete auch die Grundlage für den Sieg in der Kategorie Teams/Vereine, der an Hockey Huttwil ging und eine emotionale Komponente beinhaltete. Stefan Leuenberger wies darauf hin, dass seit 2011 Eishockey bei der Sportpreis-Verleihung in der Kategorie Vereine keine Rolle mehr gespielt hatte, weil damals die Huttwil Falcons nach dem Gewinn des Schweizer-Amateurmeistertitels aufgelöst und die Eishalle in Huttwil geschlossen worden war.
«Auslöser für das Huttwiler Hockey-Comeback war der 19. November 2016, als die zweite Eiszeit in Huttwil startete», blickte Leuenberger auf einen denkwürdigen Moment zurück. Auf die Saison 2018/19 zügelte dann die 1.-Liga-Mannschaft des EHC Brandis nach Huttwil. Es folgte der Namenswechsel zu Hockey Huttwil und der Start in der MySports League, womit das Spitzenhockey zurück in Huttwil war. Gleich in der ersten Saison schafften die Huttwiler den Sprung in den Playoff-Halbfinal, wo man in einer denkwürdigen Serie Martigny in fünf Spielen unterlag.

Motivation für Hockey Huttwil
«Nicht zuletzt dank Hockey Huttwil können im Campus die Bevölkerung und die Schulen wieder in der heimischen Eishalle dem Eislauf frönen. Auch dafür gebührt dem Verein Anerkennung mit dem Club-88-Sportpreis 2019 in der Kategorie Mannschaften», begründete der Moderator den Erfolg des Eishockey-Teams.
Heinz Krähenbühl, CEO von Hockey Huttwil, zeigte sich gerührt über diese Ehrung. «Das ist ein sehr grosser Motivationsschub für uns, mit dem wir nicht gerechnet haben», wies er auf die schwierige Lage des Klubs hin, der sich aktuell in der MySports League am Tabellenende befindet und gegen den Abstieg in die 1. Liga kämpft.
Freude über die Ehrung und Frust über die bislang verunglückte Saison begleiteten so das vollständig anwesende Team bei der Ehrung. Man sei diese Saison bislang vom Pech verfolgt gewesen, erläuterte Heinz Krähenbühl und erwähnte das grosse Verletzungspech, die vielen knappen Niederlagen und das dadurch fehlende Selbstvertrauen sowie das fehlende Wettkampfglück. Das führte dazu, dass der CEO vor einigen Tagen Trainer Andreas Beutler entliess. Heinz Krähenbühl zeigte sich zuversichtlich, dass der drohende Abstieg noch verhindert werden kann. Vom neuen Trainer Daniel Bieri erwarte er lediglich, dass es ihm gelinge, die Freude am Eishockey ins Team zurück zu bringen, blickte der CEO von Hockey Huttwil auf die bevorstehende Abstiegsrunde. Auf den beiden Ehrenplätzen landeten die Hornusser von Wasen-Lugenbach (2.), welche mit einem Grossaufgebot zur Ehrung erschienen, und die LB Dance Company aus Sumiswald (3.), welche als Showblock ihr «Cheesemaker»-Programm zeigten, mit welchem die eleganten Tänzerinnen 2019 Schweizermeisterinnen wurden.

Tanzende Sportgrössen
Schwungvoll startete die Ehrung der besten Einzelsportler mit Géraldine Ruckstuhl (Leichtathletik), Mathias Flückiger (Mountainbike) und Mat-thias Aeschbacher (Schwingen). Das Trio begann mit einer Tanzeinlage und heimste damit nicht nur Lacher, sondern auch viel Applaus ein.
Ungewohnt für sie stand die Altbürer Leichtathletin für einmal nicht zuoberst auf dem Podest. Trotz erneut vielen tollen Resultaten (U23 EM-Titel im Siebenkampf) reichte es dieses Jahr beim Sportpreis für «Géri» «nur» zu Rang drei. Doch auch ein zweiter WM-Rang reichte nicht zum Sportpreis-Sieg. Mountainbiker Mathias Flückiger legte letztes Jahr eine beeindruckende Saison hin (unter anderem mit einem Weltcupsieg), musste aber dem Rüegsauschacher Schwinger Matthias Aeschbacher vom Schwingklub Sumiswald den Vortritt lassen. Der kräftige Athlet gewann am Ehrungsabend auch die amüsante «Tanzchallenge» (mit Pirouette und Spagat).
«Disu» absolvierte 2019 eine Traumsaison, mit dem ersten Sieg an einem Bergkranzfest (Schwarzsee), mit dem Erfolg am Berner Kantonalfest, notabene als erster Emmentaler seit 50 Jahren, gewinnt neun Schwingfeste und holt ebensoviele Kränze sowie der Krönung Ende August in Zug mit dem Gewinn des ersten Eidgenössischen Kranzes als Fünftklassierter.
Auf die Frage von Stefan Leuenberger, ob der Druck in Zug, endlich den ersten Eidgenössischen Kranz zu gewinnen nicht riesig gewesen sei, antwortete der Athlet des Schwingklubs Sumiswald: «Genau das wollte ich verhindern, mit Druck zu schwingen, und das gelang mir recht gut. Ich muss aber zugeben, dass ich am Ende, als ich den Kranz gewonnen hatte, schon sehr erleichtert war.»
Nicht ganz schlüssig war sich Matthias Aeschbacher, ob dies sein bislang grösster Erfolg in seiner Karriere war. «Der Sieg beim Berner Kantonalfest bedeutet mir ebenfalls sehr viel und ist vermutlich noch etwas höher einzustufen», gab er zu verstehen.
Sicher war an diesem Abend aber zweifellos, dass der Regionalsport der grosse Sieger war, im Rahmen einer würdigen Preisverleihung und dank dem Club 88 und seinen Mitgliedern.

Infos: Auf der Facebook-Seite des «Unter-Emmentaler» ist ein Video der Sportpreis-Verleihung zu sehen. Bildergalerie auf www.huttwil-im-bild.ch

Von Walter Ryser