• Wenn in Langenthal eine Sportarena gebaut wird, dann im Hard, sind sich die meisten Beteiligten einig. · Archivbild: Thomas Peter

12.05.2022
Langenthal

Eisstadion: Und alles dreht sich im Kreis

Alles zurück auf den Startpunkt Null beim Eisstadion Hard? Das lässt sich zumindest aus der jüngst versendeten Medienmitteilung der Stadt Langenthal zwischen den Zeilen lesen. In einem Mitwirkungsverfahren bei den Fraktionen und Mitgliedern des Stadtrates wurde der Bericht der Arena Oberaargau AG (AOAG) über mögliche Realisierungs- und Finanzierungsmodelle zerzaust. Zu gross dimensioniert, zu einseitige Finanzierungslösung (die Stadt im Alleingang). Nun backt die Stadt kleinere Brötchen und sucht neue Varianten. Doch die Zeit rennt davon.

Immerhin gibt es bei allen Fraktionen wie der Stadt einen gemeinsamen Nenner: Eine neue Eissporthalle im Hard soll es geben, so, wie es das Stimmvolk am 15. März 2020 genehmigt hat. Doch das Was und Wie, darüber scheiden sich die Geister.

Zu teuer und zu gross?
Die FDP/jll hält im Mitwirkungsverfahren fest: «Unsere Fraktion anerkennt die grosse Bedeutung des Eissports in der Stadt Langenthal und die daraus resultierende Notwendigkeit einer Erneuerung der dafür erforderlichen Infrastruktur.» Und für die SVP ist klar: «Der Eishockeysport gehört zur DNA von Langenthal. Der SCL ist ein städtisches Kulturgut, welcher den Namen Langenthals schweizweit repräsentiert und bekannt macht.» Beide Fraktionen fordern eine raschmöglichste Volksabstimmung auf Basis des Berichtes der Arena Oberaargau AG, um zu erfahren, ob die Bevölkerung bereit ist, diese Summe zu investieren oder nicht. Für die FDP/jll, SP/GL und SVP ist der Bericht vom Finanzierungsmodell her zu einseitig, zumal die Stadt den Hauptteil tragen sollte. Deshalb sollten auch Modelle mit externen Investoren überprüft werden. Und alle Fraktionen empfinden das vorliegende Modell als teuer beziehungsweise viel zu teuer. «Das Projekt muss zwingend und massiv finanziell abgespeckt werden», heisst eine Forderung im Mitwirkungsbericht. Zudem fordern alle Fraktionen, dass das Projekt verstärkt für den Breitensport und nicht vorwiegend für den SCL ausgelegt werden müsse. Aus diesen Forderungen zieht der Gemeinderat folgendes Fazit: «Aufgrund der Rückmeldungen aus der Mitwirkung beschliesst der Gemeinderat, eine Minimalvariante des Raumprogramms einer nationalligatauglichen Eissporthalle zu erarbeiten und das Raumprogramm breiter aufzustellen. Der Ausgestaltung der Angebote für den Breitensport wird dabei ein hoher Stellenwert beigemessen.» Eine Abstimmung zum jetzigen Zeitpunkt über die von der AOAG empfohlenen Variante schliesst der Gemeinderat aus, «da der Bericht der AOAG für die Erarbeitung einer Beschlussvorlage keine genügend detaillierte Grundlage bietet. Insbesondere die Finanzierung wirft noch viele Unklarheiten auf und muss breiter abgestützt werden.»

60 Millionen Franken sind zu viel
Im weiteren macht der Gemeinderat deutlich: «Städtische Ausgaben in der Höhe von 60 Millionen Franken für eine neue Eissporthalle kommen nicht in Frage, da dies, gemessen am Finanzhaushalt, nicht zu verantworten wäre.» Deshalb soll eine Minimalvariante erarbeitet werden. Generell ist der Gemeinderat bestrebt, die Finanzierung breiter aufzustellen. «Der Gemeinderat konzentriert sich bei der Finanzierung auf diejenigen Nutzungen, welche im öffentlichen Interesse stehen. Für jenen Anteil am Infrastrukturbedarf, welcher weiteren Zwecken dient, wird er eine Mitfinanzierung durch Dritte suchen.»

Schoren für Gemeinderat kein Thema
Die SVP rät der Stadt, mit dem Burgerrat Schoren nochmals Kontakt aufzunehmen, bezüglich dem Projekt «Eissporthalle im Schoren», das eine Halle mit 5200 Plätzen vorsieht: Kostenpunkt 30 Millionen Franken. Der Gemeinderat schliesst dies kategorisch aus. «Der Standort Schoren soll nicht erneut in Betracht gezogen werden. Gemäss dem Gemeindebeschluss vom 15. März 2020 besteht der Auftrag, am Standort Hard eine neue Eissporthalle zu planen. Der Standort Hard wurde bei einer vorgängig durchgeführten Standortevaluation als der geeignetste Standort beurteilt. Die Nachteile des dezentralen und waldnahen Standorts Schoren liegen insbesondere bei der Verkehrserschliessung und bei planungsrechtlichen Einschränkungen.»
Während die FDP/jll-Fraktion findet, dass keine Mantelnutzungen möglich sind, fordern dies die anderen drei Fraktionen (SVP, SP/GL und GLP/EVP) ausdrücklich. So könnte sich die SP/GL Hochhäuser, ein Parkhaus, Einkaufsmöglichkeiten, ein Kino, Jugend- und Seniorentreffs oder Räumlichkeiten für Glaubensgemeinschaften oder ein Asylzentrum vorstellen. Für die FDP/jll und die SVP wäre eine Dreifachturnhalle keine Variante, für die GLP/EVP hingegen schon.

Landverkauf wird ausgeschlossen
Bei der Finanzierungsmöglichkeit hat der Bericht der AOAG auch in Betracht gezogen, dass Land der Stadt im Hard verkauft oder im Baurecht abgegeben werden könnte. Während SVP und GLP/EVP dies in Erwägung ziehen, schliessen FDP/jll und SP/GL diese Möglichkeit ebenso wie der Gemeinderat aus. «Eine Landveräusserung generiert einmalig einen Buchgewinn, dieser kann jedoch nicht an die Finanzierung einer Eissporthalle angerechnet werden. Die Landflächen im Hard stehen, wie in der Mitwirkung erwähnt, für Sport- und Bildungsnutzungen zur Verfügung. Entsprechende langfristige Entwicklungspotenziale sind zu wahren. Bis zum heutigen Zeitpunkt sind sämtliche möglichen Nebennutzungen sehr diffus geblieben und es ist nicht erkennbar, wie sich eine geeignete Nebennutzung am Standort Hard gestalten würde», schreibt dazu der Gemeinderat.
«Der Gemeinderat wird aufgrund des Mitwirkungsverfahrens eine Minimalvariante mit Fokus auf Breitensport, optimale Mantelnutzung, Finanzierung und Nationalligatauglichkeit ausarbeiten. Dabei sollen auch die SC Langenthal AG, die AOAG sowie der Curling Club Langenthal partizipativ in den Planungsprozess eingebunden werden.» Im weiteren Planungsprozess werden zudem im Mitwirkungsverfahren angeregte Themen wie Altlasten, Grundwasser, Familiengärten, archäologische Funde und Lärmkonzept mit aufgenommen.
Auch beim SC Langenthal hat man laut Verwaltungsratspräsident Gian Kämpf die Medienmitteilung des Gemeinderates zur Kenntnis genommen. «Wir sind erfreut, dass beim Neubau weiterhin der Breitensport sowie eine nationalligataugliche Eissportarena im Fokus steht. Die Klärung der künftigen Infrastruktur ist für den gesamten SCL, mit seinen über 800 Mitgliedern, von existenzieller Bedeutung», betonte Kämpf weiter. Zudem informierte er, dass sich der Verwaltungsrat aktuell in einem Strategieprozess befinde. Im Juni werde die Öffentlichkeit über die künftige Ausrichtung des Klubs informiert.

Von Thomas Peter und Walter Ryser