• Ronald Scherer (links) ist zusammen mit Yvonne und Arthur Nyffeler Besitzer des Gasthof zum Kreuz in Sumiswald. · Bild: Marianne Ruch

10.03.2022
Emmental

Elegante Nachfolgeregelung für das «Kreuz»

Bereits im Sommer 2020 schrieben Yvonne und Arthur Nyffeler ihren historischen Landgasthof zum Kreuz, den sie seit 1993 bewirten, zum Verkauf aus. Es gab einige Interessenten, doch keiner passte zu ihren Vorstellungen, wie es mit dem Kreuz weitergehen soll. Doch dann kam Ronald Scherer.

Sumiswald · Seit vielen Jahren kennt Ronald Scherer das Kreuz Sumiswald. Jede Reise, die ihn und seine Familie von seinem Wohnort Breitenbach ins Bernbiet führte, führte auch immer über Sumis­wald ins Kreuz. Im Herbst 2020 las er, dass das Kreuz zum Verkauf steht. «Das löste in mir eine Herzenslawine aus», sagt er erfreut.

Verkaufen, aber doch bleiben
Yvonne und Arthur Nyffeler wollten das Kreuz verkaufen, aber möglichst noch ein paar Jahre das Wirtepaar bleiben. Denn Aufhören und weg wollen war nie ein Thema. «Wir hatten einige Bewerbungen, einige wollten das Kreuz umbauen oder umstrukturieren. Das kam für uns nicht in Frage», erzählt Arthur Nyffeler. Obwohl die beiden noch nicht im Pensionsalter sind und sie den Betrieb mit viel Leidenschaft und Herzblut führen, wollten sie für das Kreuz frühzeitig eine gute Lösung finden. Ihre beiden Kinder sind beide beruflich anders orientiert und so war klar, dass es nicht innerhalb der Familie weitergeht. «Es ist uns ein grosses Anliegen und ein grosser Herzenswunsch, dass das Kreuz als Gasthof weitergeführt wird. Mit dem frühzeitigen Ausschreiben hatten wir genug Zeit und konnten so Einfluss nehmen», erzählt Yvonne Nyffeler.

Gespräch am Stammtisch
Ronald Scherer hat eine Schwäche für alte Häuser. Und das Kreuz liegt ihm seit Jahren am Herzen. «Nie und nimmer darf ein so wunderbarer historischer Gasthof umstrukturiert oder gar geschlossen werden», sagte er sich. Zusammen mit seiner Frau Christina Scherer und ihren 12-jährigen Zwillingen suchte er im Herbst 2020 das Gespräch mit den Nyffelers. «Das Gespräch fand am Stammtisch statt und der anschliessende Rundgang durch das Haus dauerte zwei Stunden», lacht er. Spätestens ab diesem Zeitpunkt gab es kein Halten mehr. Er setzte alles in Bewegung, führte viele Gespräche mit seiner Familie, prüfte und überlegte gut. Doch er wollte dieses Haus, das er seit Jahren liebt, kaufen.
Sein Wunsch erfüllte sich und die Parteien einigten sich. Ronald Scherer hat keine finanziellen Interessen. «Es soll einfach so weitergehen wie bis anhin. Es soll und muss ein Gasthof bleiben», sagt er mit Nachdruck. Genau das war und ist auch der Wunsch von Yvonne und Arthur Nyffeler. «Wir sind absolut happy und für uns stimmt die Lösung mit Ronald Scherer. Zusammen sind wir ein Team und wir schätzen uns sehr glücklich, dass unser Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Der gute Geist im Gasthof bleibt erhalten», sagt Yvonne Nyffeler sichtlich gerührt.

Keine Änderung
Trotz des Engagements von Ronald und seiner Frau Christina Scherer bleibt alles beim Alten. Der ganze Nachfolgeprozess wird Ende 2025 abgeschlossen sein und ab dann wird die Zukunft des «Kreuz» in den Händen von Ronald und Christina Scherer liegen. Das Wirtepaar Yvonne und Arthur Nyffeler bleibt die nächsten Jahre auf dem Kreuz.
«Was danach passiert, steht noch in den Sternen und darüber machen wir uns heute noch keine Gedanken», sagt Ronald Scherer. Eines ist klar: Auch dann soll das Kreuz als Gasthof weitergeführt werden.
Ronald Scherer wird wohl nicht selber wirten wollen. Er steht beruflich mitten im Leben und entwickelt eine Software für die Wartung von Flugzeugen. «Aber man weiss nie, was das Leben bringt», sagt er. Dennoch ist er momentan dabei, das Wirtepatent zu machen. «Es wird dann hoffentlich einfacher sein, jemand Neues als Gastgeber zu finden», sagt der 55-Jährige. Und was auch ganz klar ist: «Meine Sumiswalder Uhren, die ich im ganzen Kreuz in einer Ausstellung aufgehängt habe, werden für immer hier bleiben», sagt er strahlend. Er sammelt seit Jahren Uhren mit Schwerpunkt Sumis­wald und hat sich im Kreuz den Wunsch nach einer Ausstellung erfüllen können.

1664 erbaut und berühmt
Bereits beim Eintreten in die aus Holz bestehende, heimelige Gaststube fühlt man sich wohl. Sie lädt zum Verweilen und Geniessen ein. Hinauf über die alte und leicht knarrende Treppe betritt man den berühmten Gotthelfsaal. Er diente als Kulisse in den Filmen von Franz Schnyder in «Ueli der Pächter», «Käserei in der Vehfreude» und «Geld und Geist».
Kenner und Liebhaber der Filme erfasst eine leichte Gänsehaut, wenn sie den Saal betreten. Manche Hochzeiten, Taufen oder Geburtstagsfeste wurde hier gefeiert. «Eine Tragödie, wenn dies alles nicht mehr möglich wäre», sind sich alle drei einig.

Von Marianne Ruch