Elisabeth Wisler unterrichtete während vier Jahrzehnten in Huttwils Schulküche
Als junge, frisch ausgebildete Hauswirtschaftslehrerin kam Elisabeth Wisler vor fast 41 Jahren nach Huttwil. Ihr Handwerk beherrschte sie, aber es gehörte noch mehr dazu. Nun ging die passionierte Lehrerin auf Ende Schuljahr in Pension.
Es ist still geworden – im Huttwiler Gemeindehaus ist die Schulküche leer und verwaist. Die Schüler haben sich längst in die Ferien verabschiedet. Elisabeth Wisler steht an diesem Vormittag noch einmal an dem Ort, an dem sie fast ihr ganzes Arbeitsleben verbrachte. «Wenn hier eine Gruppe Jugendlicher kochen lernte, ging es lebhaft zu und her», erzählt sie. Dabei spielt ein feines Lächeln um ihren Mund. Allerdings habe sie immer vor dem eigentlichen Unterricht eine harmonische Schulatmosphäre zu schaffen versucht, in der sich alle wohlfühlen konnten. «Der Abschied vom Schulleben stimmt mich nicht unbedingt wehmütig – es ist der richtige Zeitpunkt», sagt die 63-Jährige. «Ich nehme so viele gute Erinnerungen mit.»
«Eine ganz andere Welt»
Blenden wir zurück: Heute studieren angehende Hauswirtschaftslehrerinnen an der Pädagogischen Hochschule Bern (PH). Damals aber, vor mehr als 40 Jahren, besuchte Elisabeth Wisler das Hauswirtschafts- und Handarbeitslehrerinnen-Seminar in Bern.
Als 22-jährige, frisch ausgebildete Lehrerin übernahm sie in Eggiwil im Emmental ihren ersten «Fünfwöcheler». Der «Fünfwöcheler» war damals für junge Frauen obligatorisch. Viele der Kursteilnehmerinnen waren älter als sie und hatten bereits Beruf oder Familie – für die junge, unerfahrene Lehrerin eine grosse Herausforderung. «Jeden Tag musste ich ein Menge Schulstoff bereit haben für die lerneifrigen Frauen», erzählt sie heute und lacht. So unterrichtete sie nebst Kochen, Gartenbau und Haushaltführung auch Lebens- und Naturkunde. An den Berufsschulverbänden Emmental und Oberaargau erteilte sie den Frauen Unterricht, die das bäuerliche oder private Haushaltlehrjahr absolvierten. «Das war damals eine ganz andere Welt», sinniert sie. Auch in der medialen Welt habe sich vieles verändert.
Viel Glück gehabt
Nach einem Jahr im Emmental heiratete Elisabeth Wisler, zog in die Nähe von Huttwil und wurde dort als Hauswirtschaftslehrerin angestellt. «Ich habe es gut getroffen und viel Glück gehabt; ich durfte mit tollen Schülerinnen und Schülern arbeiten», erzählt sie. Mehrere Jahre unterrichtete sie ausserdem textiles Gestalten an verschiedenen Stufen. Die zweifache Mutter hat ein gutes Gespür für die Kinder und Jugendlichen. So vertrauten ihr die Schüler auch mal dieses oder jenes kleine Geheimnis an. Die passionierte Lehrerin formuliert es so: «Das Handwerk kann man lernen, aber die Liebe dazu, die muss man im Herzen haben.»
Anspruchsvoller Unterricht
Der Hauswirtschaftsunterricht werde oft unterschätzt, betont Elisabeth Wilser. Er umfasse viel mehr als bloss «Dessert garnieren»: Mathematik zum Beispiel sowie Lese- und Schreibverstehen, um die Rezepte umsetzen zu können; auch das Einkaufen – regional, ökologisch und saisonal – ist ein wichtiges Thema. Grossen Wert legte Elisabeth Wisler auf die Esskultur. «Essen soll Freude bereiten und mit allen Sinnen genossen werden.» Es gab viele Umwälzungen in der Hauswirtschaft. Früher habe sie Mädchen unterrichtet. Es folgten Kurzkurse für Buben. Dann sei das Fach Hauwirtschaft für Buben und Mädchen in der achten Klasse obligatorisch geworden. Zudem werde heute anders gekocht als früher. «Denn damals waren Laktose-Intoleranz, Vegetarismus und verschiedene Glaubensrichtungen noch kein Thema.» Der Lehrplan 21 werde wieder grosse Veränderungen mit sich bringen.
Ihr letzter Schülerball
«Die gute Zusammenarbeit mit den Fachkolleginnen, den Klassenlehrern und dem Schulleiter schätzte ich immer sehr», hebt Elisabeth Wisler hervor. In diesem Frühling hat sie zum 14. und zum letzten Mal für den Schülerball mit Schülern und Fachkolleginnen ein festliches Mehrgangmenu gekocht. Der Schülerball hat mittlerweile Tradition an der Oberstufenschule Hofmatt. «Damit verbunden nehme ich wunderbare, unvergessliche Erinnerungen mit.»
Sich auf mehr Zeit freuen
Pläne für die Zukunft hat Elisabeth Wisler keine. Sie sagt: «Ich will erst einmal durchschnaufen.» Und sie freut sich darauf, mehr Zeit mit der Familie, vor allem mit ihren drei Grosskindern zu verbringen.
Auch ihrem Pferd, dem alten Robin, will sie mehr Zeit widmen. Die Liebe zu Pferden wurde Elisabeth Wisler wohl schon in die Wiege gelegt. «Meine Eltern züchteten Pferde», erzählt sie und erinnert sich lächelnd an ihre Kinder- und Jugendzeit auf einem Bauernhof in der Oschwand. Elsbeth Anliker