Er hat die Revolution hautnah miterlebt
Bei der Druckerei Schürch in Huttwil geht eine Epoche zu Ende. Der stellvertretende Geschäftsführer Andreas Meyer lässt sich auf Ende Jahr vorzeitig pensionieren. Der 63-jährige Huttwiler blickt nicht bloss auf eine über 40-jährige Tätigkeit im Huttwiler Druckereiunternehmen zurück, sondern auch auf eine überaus bewegte Zeit in der Druckereibranche, die während Meyers Berufszeit regelrecht revolutioniert wurde.
Andreas Meyer schmunzelt und zeigt sich zugleich erstaunt, wenn er auf seine berufliche Zeit bei der Druckerei Schürch in Huttwil zurückschaut, die im Frühjahr 1976 begann, als der gebürtige Langnauer als Buchdrucker beim Huttwiler Druckerei-Unternehmen eine neue Anstellung fand.
Heute, 41½-Jahre später, sagt er: «Es ist unglaublich, was sich seither in unserer Branche getan hat und welchen Wandel das Druckerei-Business vollzogen hat. Ich hatte mehrmals während meiner beruflichen Zeit das Gefühl, dass mit dem neusten Entwicklungsschritt ein Meilenstein erreicht ist und nun etwas Ruhe einkehren wird. Stattdessen folgte bereits kurze Zeit später die nächste bahnbrechende Neuerung, die uns zu Anpassungen und Umstellungen zwang.» Res Meyer erwähnt diesbezüglich die Entwicklung vom Buchdruck über den Offsetdruck bis hin zum Digitaldruck, das Aufkommen des Internets, die Datenübertragung via Fax, Diskette sowie online heute. Die damit einhergehenden Begleiterscheinungen seien letztendlich auch ein Grund dafür, dass er sich vorzeitig pensionieren lasse, erwähnt Res Meyer.
«Der Druck von aussen, im Bereich der Preise und Termine, sowie die damit verbundene Hektik haben mir mit steigendem Alter immer mehr Mühe bereitet», gesteht er.
Während den letzten 40 Jahren sei man stark gefordert gewesen. Die rasante Entwicklung habe ein Druckereisterben ausgelöst, nachdem zuvor die Satzherstellung und der Buchdruck über mehrere Jahrhunderte beinahe unverändert Bestand hatten. Überlebt habe man bei der Druckerei Schürch, weil man laufend in die neusten Technologien investiert habe und sich den neuen Herausforderungen gestellt habe, betonte Res Meyer. «Hin und wieder profitierten wir auch vom Glück», fügt Meyer hinzu und erwähnt die Auslagerung des Drucks der beiden «Flaggschiffe» «Unter-Emmentaler» und «Anzeiger Trachselwald», die beide heute bei der Merkur Zeitungsdruck AG in Langenthal gedruckt werden. «Rückblickend war es ein weiser Entscheid, der unserem Kleinbetrieb die Existenz sicherte, denn hätten wir die beiden Produkte weiterhin in Eigenregie herstellen wollen, hätten wir dafür mehrere Millionen investieren müssen, die wir vermutlich län-gerfristig nicht hätten verkraften
können.»
Unterstützung und Loyalität gespürt
Die Erwähnung, dass er in den Anfangsjahren bei der Druckerei Schürch in Huttwil die Lokalzeitung «Unter-Emmentaler» sogar noch selber gedruckt habe, darf beim Blick zurück natürlich nicht fehlen. Gerade der «UE» ist ihm ans Herz gewachsen.
Damit stehe er nicht alleine da, bemerkt der zweifache Familienvater eines erwachsenen Sohnes und einer Tochter. «In all den Jahren spürte ich stets eine grosse Solidarität aus der Bevölkerung gegenüber dem ‹Unter-Emmentaler›, was für mich sehr erfreulich war», gibt er zu verstehen. Man sei stolz, hier noch über eine eigene Lokalzeitung zu verfügen, habe er immer wieder feststellen können.
Res Meyer ist deshalb auch überzeugt, dass es den «UE» noch einige Jahre in gedruckter Form geben wird. Nicht nur die Solidarität der Bevölkerung zur Lokalzeitung spiele dabei eine entscheidende Rolle. «Genauso wichtig ist, dass sich die Zeitung in sehr guten Händen befindet und auf der Redak-tion hervorragende Arbeit geleistet wird, um dem Leser auch in Zukunft eine attraktive Lokalzeitung anzubieten, die man gerne liest», zeigt er sich zuversichtlich, dass auch nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen Qualität und Kontinuität gewährleistet sind. Diese Zuversicht überträgt Res Meyer aber auch auf das übrige Unternehmen. 13 Jahre lang war er als Geschäftsführer des Unternehmens tätig, und in dieser Zeit habe er stets auf die Unterstützung der Mitarbeiter und die Loyalität der Besitzerfamilie Simon zählen können, die Entwicklungen und Investitionen mitgetragen und unterstützt hätten. Das sei für ihn sehr wichtig gewesen.
Betriebsklima als grosses Plus
Die familiäre Atmosphäre im Betrieb bezeichnet der baldige Pensionär als grosses Plus. «Das gute Betriebsklima hat sich positiv auf die tägliche Arbeit ausgewirkt. Dadurch hatten wir in all den Jahren äusserst wenig Personalwechsel, was für den Betrieb nicht zuletzt auch finanziell von Vorteil ist. Dass wir über etliche langjährige Mitarbeiter verfügen, zeigt, dass auch die Mitarbeitenden das Betriebsklima schätzen.»
Res Meyer wird sich bereits in ein paar Tagen an ein neues «Betriebsklima» gewöhnen müssen. Zeit für Wehmut habe er noch keine gehabt, sagt er. Dazu habe ihm die Zeit gefehlt, weil noch genug Arbeit zu erledigen sei. Er habe keine Angst vor dem neuen Lebensabschnitt, aber einen gewissen Respekt, gibt er zu.
Pläne, was er nun machen werde, habe er noch keine gemacht, bemerkt er und weist darauf hin, dass zu Hause einiges auf ihn warte, was er nun schon seit einiger Zeit vor sich her schiebe und nun angehen wolle.
Die Zeit bei der Druckerei Schürch sei äusserst interessant gewesen und habe ihn erfüllt, bilanziert er. Er sei dankbar für die Möglichkeiten, die man ihm hier geboten habe, gibt er zu verstehen und blickt dabei noch einmal 40 Jahre zurück, als er hier anfing und gleichzeitig noch beim SC Langnau Eishockey spielte (Meyer gehörte dem legendären Langnauer Meisterteam von 1976 an).
«Das Unternehmen hat mir damals ermöglicht, dass ich meine Eishockeykarriere fortsetzen konnte», betont er. Dafür blieb er der Druckerei während über 40 Jahren erhalten. Er sei stets einer gewesen, der nicht nach grossen Veränderungen gestrebt habe, weder im Sport noch im Berufsleben. Er habe sich in all den Jahren nie nach einem andern Job umgesehen, sagt er. Damit dürfte feststehen, dass Res Meyer trotz seiner Pensionierung der Druckerei Schürch in Huttwil erhalten bleiben wird – als Leser der Lokalzeitung und natürlich unter den «Ehemaligen» als Teilnehmer bei geselligen Anlässen und Jahresfeiern.
Von Walter Ryser