• Drückten dem erfolgreichen Familienunternehmen Ammann/Avesco zuletzt den Stempel auf: Vater und alt Bundesrat Johann Schneider-Ammann mit seinen Kindern Hans-Christian Schneider und Daniela Aeschlimann. · Bild: Hans Mathys/zvg

08.11.2019
Langenthal

Erfolgsmeldung während der Jubiläumsfeier

Mit illustren Referenten und im Beisein von 300 geladenen Gästen feierten die Firmen Ammann und Avesco an ihrem Standort in Langenthal ihr 150-Jahr-Jubiläum. Während des Festaktes traf eine Erfolgsmeldung aus Finnland ein: Avesco übernimmt dort den Vertrieb von Caterpillar-Produkten.

Am Jubiläumsanlass von Ammann und Avesco im Ammann/Avesco-Gebäude beim Bahnhof Langenthal fehlte Stefan Sutter, geschäftsführender Direktor der Avesco. Der Grund war erfreulicher Natur: Sutter hatte in Finnland soeben eine Vereinbarung unterschrieben, wonach Avesco den Vertrieb von Caterpillar-Produkten in Finnland übernimmt. Als Daniela Aeschlimann-Schneider, Vizepräsidentin des Verwaltungsrates der Avesco, während der Feier über diese Neuigkeit informierte, quittierten dies die Gäste mit grossem, anerkennendem Applaus. Grund zum Applaudieren gab es an der vom Saxophonquartett Myra begleiteten Jubiläumsfeier aber noch öfters.

«Uns geht es gut, aber …»
«Mit 150 Jahren ist man auf eine gute Gesundheit angewiesen», hielt Moderator Peter Marthaler vor Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und regionaler Unternehmerschaft fest. Marthaler fragte Hans-Christian Schneider, CEO der Ammann Gruppe, wie es gesundheitlich bei Ammann aussehe. «Uns geht es gut. Wir müssen aber jeden Tag kämpfen, denn was heute gilt, kann schon morgen anders sein. Wichtig ist das persönliche Gespräch mit den Kunden», so Hans-Christian Schneider, der nachgezählt hat, dass die 1869 in Madiswil als Mühlebauwerkstätte gegründete Firma – sie verlegte den Sitz 1896 nach Langenthal – bisher rund 8000 Männer und Frauen beschäftigte. 1911 wurden erstmals Ammann-Strassenwalzen produziert, aufs Jahr 1931 zurück geht die Handelsvertretung mit Caterpillar-Produkten. Zurzeit seien «rund um den Globus» 3900 Mitarbeitende beschäftigt, die den Erfolg von Ammann und Avesco möglich machen würden. Davon seien 1000 Arbeitsplätze in der Schweiz – gleich viele wie vor 20 Jahren. Gemäss Hans-Christian Schneider erzielt Ammann einen Jahresumsatz von rund 650 Millionen Franken, bei Avesco seien es 400 Millionen Franken. Man wolle «nachhaltig erfolgreich» sein und biete jeweils rund 100 Lernenden eine gute Ausbildung.
«Nichts ist so beständig wie der Wandel», zitierte Hans-Christian Schneider den Philosophen Heraklit. Auch bei Ammann sei die Herausforderung gross, stets und rechtzeitig auf Änderungen zu reagieren. Das habe auch dazu geführt, dass inzwischen am Hauptsitz in Langenthal weniger gebaut, dafür Anlagen entwickelt würden. In die Schlagzeilen geraten war die Ammann Gruppe Ende Mai 2017, als sie kommunizierte, 130 Stellen zu streichen. Dies als Folge der Auslagerung von Walzen sowie Bauteilen für Asphalt- und Betonmischanlagen ins Ausland.
Die Produktion in Langenthal sei zu teuer geworden. Hier verblieben rund 300 Stellen. Reagiert auf die aktuelle Situation hat die Ammann Gruppe auch 2001, als die Ulrich Ammann AG zur Avesco AG umbenannt wurde, die weiterhin zur Ammann Gruppe gehört, rechtlich jedoch als eigenständiges Unternehmen auftritt.

«Stolz, Motivation und Zuversicht»
Ammann-Firmengründer war 1869 Jakob Ammann, für den Übergang sorgte ab 1886 dessen Bruder Ulrich Ammann. Arthur Ammann, Sohn von Ulrich Ammann, führte das Unternehmen ab 1924 durch die schwierigen Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg. 1958 übernahm Ulrich Ammann, Sohn von Arthur Ammann, die Firmenleitung. Diese gab er 1988 seinem Schwiegersohn Johann Schneider-Ammann ab, dessen Dienstzeit von einer verstärkten internationalen Expansion geprägt war. Vom 1. November 2010 bis 31. Dezember 2018 war er Bundesrat. Im Januar 2012 wurde Hans-Christian Schneider, Sohn von Johann Niklaus Schneider-Ammann, stellvertretender CEO der Ammann Gruppe. Seit Januar 2012 ist er CEO der Unternehmensgruppe – in der 6. Generation. Heute spüre er Stolz, Motivation und Zuversicht, sagte er und gelobte, weiterhin auf bewährte Grundsätze zu setzen.
 
Der Schritt in die Internationalität
Auf der Bühne hatte jetzt auch der ehemalige Bundesrat Johann Schneider-Ammann und dessen Tochter Daniela Aeschlimann-Schneider, Vizepräsidentin des Verwaltungsrates der Avesco, Platz genommen. Diese brachte die Gäste zum Schmunzeln, als sie von ihrer damaligen Oberstufenlehrerin erzählte. Von ihr habe sie erfahren, dass ihr Vater Chef bei Ammann war. Zuvor habe sie nur gewusst, dass dieser «bei Ammann» arbeitete. Johann Schneider-Ammann betonte, dass «der Schritt in die Internationalität nicht ganz freiwillig» gewesen sei. Ohne diese Expansion ins Ausland gäbe es Ammann in Langenthal nicht mehr, ist er überzeugt. Eines hat das von Peter Marthaler moderierte Gespräch aber unmissverständlich aufgezeigt: «Vertrauen ist die entscheidende Währung rund um die Welt.»
Über «die Bedeutung des Wirtschaftsstandorts Oberaargau» sprachen Reto Müller, Langenthals Stadtpräsident, und Beatrice Lüthi, Präsidentin Wirtschaftsverband Oberaargau. Diese bezeichnete die Ammann-Gruppe als «Leuchtturm im Oberaargau». Ob Fachkräfte oder Lehrlinge: Leute aus dem Oberaargau hätten einen «anderen Biss als Städter».
Die Reaktion des Publikums zeigte, dass die Aussage einer Präzisierung bedurfte, weil die Einwohner Langenthals auch Städter sind. Also schob Beatrice Lüthi nach, dass dieser Biss nicht nur für Huttwiler, sondern auch für Langenthaler gelte. Stapi Reto Müller verriet, dass die Stadt in ständigem Austausch mit der Ammann Gruppe sei und abkläre, welche Nutzungsflächen dem Unternehmen allenfalls zur Verfügung gestellt werden könne. «Es braucht alles seine Zeit», so Müller, der das in Langenthal bestehende Angebot an Schulen inklusive Ausbildungszentrum Mittelland und Gymnasium lobte.
Dass Ammann-Lehrlinge sogar an Berufsweltmeisterschaften zu Medaillen kamen, zeigte sich an den nun die Bühne betretenden Automatiker Tobias Blum (Silber 2015 in São Paulo), Cédric Achermann (Gold 2017 in Abu Dhabi) und Raphael Furrer (Bronze 2019 in Kazan). «Die WorldSkills sind eine Mischung aus Geschwindigkeit und Qualität», klärte Furrer auf. «Für söttigi Giele isch d Zuekunft kes Problem», stellte Moderator Marthaler fest.

Lobende Worte aus Bern
Den «Gruss aus Bern» überbrachte Regierungspräsident Christoph Ammann, der Johann Schneider-Ammanns Bonmot «La Suisse est le petit paradis» aufnahm, seinerseits den Kanton Bern als «Suisse en miniature» und die Schweiz als jenes Land mit dem weltweit besten Bildungssystem bezeichnete. Nun gelte es, zu den Errungenschaften Sorge zu tragen, auf unseren Stärken aufzubauen. Thomas Zaugg, Rektor Berufsfachschule Langenthal, verwies auf die Wichtigkeit der Sozialkompetenz bei Lernenden.
«Wie finden wir die Fachkräfte der Zukunft?», lautete das Thema des Podiumsgesprächs mit Martina Hirayama, Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation, Christine Häsler, Regierungsrätin Kanton Bern und Crispino Bergamaschi, Direktionspräsident Fachhochschule Nordwestschweiz.
Die Leute motivieren zu können, sei hierzulande eine grosse Stärke – «wir sind gut aufgestellt», sagte Hirayama. Häsler verwies auf die gute Partnerschaft und fand: «Hier in Langenthal macht man das hervorragend.» Bergamaschi: «Mich freut besonders, dass der Anteil der Frauen mit Berufsmaturität steigt. Ammann ermöglicht das.» Wie vieles andere in der Vergangenheit – und hoffentlich auch in Zukunft  bliebe hier noch anzufügen.

Von Hans Mathys