• Ein nicht alltägliches Hörvergnügen boten die zusammen singenden Kirchenchöre Sumiswald und Langnau mit den Chorleitern Stephanie Reist und Ewald Lukas und dem Orchester Camerata Mobile mit der «Messa di Gloria» von Giacomo Puccini. · Bild: Rolf Bleisch

16.11.2018
Emmental

Ergreifende Annäherung an Puccinis Sakralmusik mit der «Messa di Gloria»

Ein musikalisches Ereignis schufen die Kirchenchöre von Sumiswald und Langnau mit den Solisten Emanuel Hitz und Ulrich S. Eggimann. Sie wurden vom Orchester Camerata Mobile begleitet. Die Aufführung der «Messa Gloria» von Giacomo Puccini stand unter der Direktion von Ewald Lucas und Stephanie Reist.

Sumiswald · Schon die nachsommerliche Wärme und die im Sonnenlicht strahlenden Herbstfarben der Sträucher und Bäume sorgten für eine schöne, ja gar meditative Stimmung zum bevorstehenden Vorabendkonzert in der Kirche Sumiswald. Emotionen weckend war nicht nur die Natur, sondern die Kirchenmusik von Giacomo Puccini mit seinem sakralen Jugendwerk «Messa di Gloria». Einstimmend auf die musikalische Botschaft stellten die Streicher unter der Leitung von Ewald Lucas den Komponisten mit drei kammermusikalischen Werken und dem «Salve Regina», gesungen vom Tenor Emanuel Hitz, vor. Hitz konnte für den erkrankten Jan-Martin Mächler einspringen.
Diese kammermusikalischen Stücke durften als Zusammenfassung des musikalischen Geschehens des Konzertes aufgenommen werden. Schon im «Scherzo per Archi» (für Streichinstrumente) präsentierten sich Puccini und das Streichorchester mit einem herzhaften, fröhlichen Auftakt, mit einer Klangwolke, die den Kirchenraum beherrschte und dann aber zu nachdenklich dunklen Klängen führte. Kontrastreich gings weiter mit dem «Adagio», das mit sinnlichem, gar mystischem Charakter und in schmerzhaften Klängen endete. Auf Bitten um Verständnis des Lebens und alltäglichen Sorgen der Mutter Gottes ging der Solist Emanuel Hitz sehr bestimmend in seiner Interpretation des «Salve Regina» ein.

Brillantes Hauptwerk
Puccinis kammermusikalischer Streifzug schuf erwartungsvolle Voraussetzungen für das Hauptwerk des Konzertes. Das begann schon beim Orchester mit der Ergänzung der Streicher durch die Blasinstrumente und natürlich mit dem Einsatz des gut 60-köpfigen Chores und den beiden Solisten. Dirigiert wurde die Messe von Stephanie Reist, während beim Orchester Franziska Grütter als Konzertmeisterin auftrat. Schon der klassische Aufbau der Messe mit den Hauptsätzen «Kyrie», «Gloria», «Credo», «Sanctus» und «Benedictus» und dem Schlusssatz «Agnus Dei» schaffen innigste Anteilnahme und hohe Erwartungen an die Interpretation der Messe, über die Umsetzung der Inhalte in die Musiksprache durch die Arbeit des Komponisten. Puccini setzte dies schon über das Vorspiel zum «Kyrie» gezielt ein, schuf das Bild des Rufes nach Erbarmen, das dann der Chor in gleicher Intensität aufnahm und über das noch stärkere Rufen mit den Worten «Christe eleison» einen ersten musikalischen Höhepunkt mit bezauberndem Klang der Frauen- und Männerstimmen. Mit einer tänzerischen und vor Freude geprägten Ausstrahlung baute sich das «Gloria» auf, das sich zu einem raumbeherrschenden Klang entwickelte. Das lange «Gloria» erforderte höchste Konzentration vom Chor, dem Orchester und dem Solisten Emanuel Hitz. Es endete mit einem langen Finale in italienischer Manier. Eine echte Überraschung bahnte sich dann mit dem «Credo», dem Glaubensbekenntnis, an, welches dieses nicht einfach umzusetzende Thema zu einem besonderen musikalischen Erlebnis über die solistischen Einsätze von Hitz und Ulrich S. Eggimann werden liess. Brilliant gings in mächtigen Klängen weiter mit dem «Sanctus» und dem sanften «Benedictus» durch den Bassisten Eggimann. Das führte schlussendlich zum «Osanna», das den Raum und selbst die dicken Kirchenmauern zum Schwingen brachte. Das «Agnus Dei» (Lamm Gottes), in dem die beiden Solisten nochmals zum Einsatz kamen, brachte etwas Ruhe in den Kirchenraum und lebte von dem überzeugenden Zusammenspiel des Orchesters mit dem Chor, den Solisten und sorgte für einen aus-sergewöhnlichen Sonntagabend in der Kirche Sumiswald.

Von Rolf Bleisch