• Der neue Gemeinderat von Reisiswil umrahmt die abtretende Gemeindepräsidentin Erika Meyer (Bildmitte): Anita Zulliger (neu), Ernst Steffen, Patrick Sommer, Elisabeth Luternauer und der neue Gemeindepräsident Andreas Schärer (von links). · Bild: Patrik Baumann

08.12.2020
Oberaargau

Erika Meyers 34. und letzte Versammlung

Nach 17 Jahren führte Erika Meyer letztmals als Gemeindepräsidentin durch die Gemeindeversammlung, zu der sich 37 stimmberechtigte Reisiswilerinnen und Reisiswiler (28 %) im Mehrzweckraum des Schulhauses einfanden. Abgestimmt wurde dabei über das Budget 2021 und das Revitalisierungsprojekt «Ölibächli». Zudem wurde der Gemeinderat neu gewählt, mit Andreas Schärer als neuem Gemeindepräsidenten.

Reisiswil · «Wenigstens einmal erlebe ich einen vollen Saal», scherzte die abtretende Gemeindepräsidentin Erika Meyer zu Beginn der Versammlung. Denn der Saal war aufgrund der Abstandsregelung bis zuhinterst besetzt. Einer, der zum ersten Mal dabei war, war der Jungbürger Urs Leibundgut, welchem Meyer den Bürgerbrief überreichen konnte.

Tragbare Defizite vorgesehen
Vreni Lanz, welche seit 25 Jahren als Finanzverwalterin und 20 Jahre als Gemeindeschreiberin im Dienst der Gemeinde steht, präsentierte der Versammlung das Budget 2021. Dieses sieht trotz Unsicherheiten keine wesentlichen Veränderungen zum Vorjahr voraus und soll mit einem Aufwandüberschuss von 96 000 Franken schliessen. Neben den Unsicherheiten bei den steuerlichen Erträgen, fehlten der Gemeinde auch die Erfahrungen, wie viel Geld mit der neuen Heizung im Gemeindehaus gespart werden könne bzw. wie viel die neu installierte Photovoltaikanlage produzieren werde.
Der Finanzplan sieht bis 2025 weiterhin jährliche Defizite voraus, welche unter anderem durch höhere Beiträge an den regionalen Sozialdienst und höhere Kosten für Wasser- und Abwasserversorgung sowie einem höheren Abschreibungsbedarf zustande kommen. Die Versammlung stellte sich hinter die Finanzstrategie des Gemeinderates, welche vorsieht, den vorhandenen Eigenkapital-Bilanzüberschuss von gut 4,5 Millionen Franken abzubauen und genehmigte das Budget einstimmig.

Ölibächli wird revitalisiert
Bereits seit zwei Jahren ist die Gemeinde daran, eine Lösung für das Ölibächli auszuarbeiten. Das kleine Bächli läuft in einem engen Bachbett, das grosse Regenmengen nicht aufnehmen kann und kaum Gefälle aufweist. Deshalb versandet und verkrautet das Gewässer stark und der Unterhalt, für den die Gemeinde zuständig ist, kann nicht mehr weiter hinausgeschoben werden. Die Versammlung genehmigte einstimmig und ohne Fragen einen Kredit von 160 000 Franken, mit dem das Bächli wieder an die tiefsten Stellen der Mulden zurückgelegt werden soll. Bereits nächsten Frühling soll das ganze Gewässer ökologisch aufgewertet werden, in dem es zusätzlichen Platz bekommt und die eingedolten Abschnitte aufgehoben werden. Den grossen Teil der Kosten werden Bund und Kanton tragen, 75 % der Ausgaben werden durch Subventionen gedeckt werden können.

Schärer folgt auf Meyer
Nach 20 Jahren im Gemeinderat, davon 17 als Präsidentin, tritt Erika Meyer ihren «politischen Ruhestand» an und schlug im Namen des Gemeinderates Andreas Schärer als neuen Gemeindepräsidenten vor. Dieser wurde einstimmig gewählt, ebenfalls die vier weiteren Mitglieder des Gemeinderates, darunter Anita Zulliger, welche neu in das Gremium stösst. Katrin Mathys, welche die Gemeinde in der Schulkommission Gondiswil vertritt, wurde ebenfalls wie­der­ge­wählt. Meyer führte die Gemeinde unter anderem durch zwei Ortsplanungsrevisionen. Besonders gekämpft hat die ehemalige Heilpädagogin für die Schule, welche schliesslich doch mit dem Nachbardorf Gondiswil zusammengelegt werden musste. Dennoch, so führte der neue Gemein­depräsident Schärer aus, sei es Meyer zu verdanken, dass die beiden Gemeinden den Kindergarten weiterhin in Reisiswil führten und im Schulhaus noch immer Kinder ein- und ausgehen. Meyer wünschte ihrem Nachfolger viel Erfolg und Ausdauer im Amt, gerade mit den übergestellten Behörden, die die Gemeinde immer wieder mit neuen Vorschriften belasten würden und das Thema Fusion regelmässig auf den Tisch brächten. Meyer schloss ihre letzte Gemeindeversammlung mit dem Wunsch, dass Reisiswil weiterhin eigenständig bleiben möge.

Von Patrik Baumann