Erstes Baby Alissa im Geburtshaus «Viola»
Mitte Juni erblickte das erste Kind das Licht der Welt im neuen Geburtshaus Viola in Langenthal. Das Geburtshaus ist an die Frauenklinik im Spital SRO angegliedert und dennoch losgelöst. Die Philosophie des Geburtshauses ist eine komplett andere als die der Frauenklinik, ähnlich einer Hausgeburt, weg vom Spitalgefühl. Bei einem akuten medizinischen Notfall jedoch nahe an der medizinischen Versorgung. Mutter und Kind im sicheren Umfeld betreuen – das steht im Zentrum.
Langenthal · Die Idee eines Geburtshauses entstand durch die Nachfrage vieler Frauen. Wie eine Hausgeburt, ohne die ständigen Kontrollen wie es in der Frauenklinik üblich ist, aber nahe der medizinischen Versorgung, falls es nötig sein sollte. Nun entstand da, wo vor langer Zeit das Frauenspital angesiedelt war, das neue Geburtshaus. «Ein schöner Gedanke, dass hier schon früher Kinder zur Welt gekommen sind und nun wieder. Das Haus geht somit zurück zum Ursprung», freut sich Christa Gutknecht, Leitende Hebamme der Frauenklinik. «Viele Frauen möchten gerne eine Hausgeburt erleben, jedoch auch die Sicherheit und Gewissheit haben, bei einem medizinischen Notfall schnelle Hilfe zu bekommen», erklärt Dr. Daniele Bolla, Chefarzt der Frauenklinik SRO. Das Geburtshaus ist ein zusätzliches Angebot zur Frauenklinik und steht allen offen. Gesunde Frauen mit einer problemlosen Schwangerschaft können hier ihre Kinder gebären, fast wie zu Hause.
Geburt wie zu Hause
Das Geburtshaus ist eingerichtet wie eine Wohnung, mit einem Schlafzimmer, einem grossen Bett, einer Küche und einer Badewanne fast wie zu Hause. Es stehen keine Geräte herum wie in einer gewöhnlichen Klinik. Die Kontrolle der werdenden Mutter erfolgt durch die erfahrene Beleghebamme, welche die Frauen, die sich für die Geburt im Geburtshaus entschieden haben, auch schon vor der Geburt betreut und begleitet. Der Partner oder eine andere Begleitperson kann und soll jederzeit anwesend sein. «So entsteht eine persönliche und geschützte Atmosphäre», sagt Christa Gutknecht, die selbst seit 20 Jahren Hebamme ist. «Die Frauen werden von einer Beleghebamme betreut, welche viele Jahre Erfahrung hat. Für die unmittelbare Geburt steht eine zweite Hebamme zur Verfügung, sonst ist niemand mit dabei», erklärt die 45-Jährige. Auch kein Arzt, keine medizinischen Geräte und Medikamente, und es wird auf die Verab-reichung starker Schmerzmittel verzichtet.
«Unser Credo: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Wir arbeiten mit sanften Alternativen wie Homöopathie, Aromatherapien oder Massagen», erklärt sie weiter. «Auch für die Hebamme ist es toll, eine Geburt so begleiten zu können», sagt sie erfreut. Die Familie kann, wenn von ihr gewünscht, das Wochenbett im Geburtshaus verbringen und die private Atmosphäre weiter geniessen und wird weiterhin von der Beleghebamme betreut.
Das erste Kind, das im Geburtshaus Viola das Licht der Welt erblickte, ist Alissa Fuhrer. Sie wurde am 13. Juni geboren.
Team am Aufbauen
«Geburtshäuser gibt es viele, jedoch meist ohne die direkte Angliederung an die Klinik», erklärt Dr. Daniele Bolla. Mit unsere direkten Verbindung und Angliederung an die Frauenklinik können wir den Frauen die grösstmögliche Sicherheit bieten. Das ist uns sehr wichtig», erklärt er weiter. «Was ich sehr spannend finde ist, dass die Frauen, die im Geburtshaus gebären, viel länger zu Hause bleiben und erst kurz vor der Geburt zu uns kommen», sagt Christa Gutknecht. Somit sei ihr Aufenthalt bis zur Geburt oft kürzer als in der Spitalumgebung. Zurzeit ist im Geburtshaus eine Beleghebamme tätig. «Gerne würden wir noch eine weitere Beleghebamme für das Geburtshaus einstellen, es eilt aber nicht, wir sind ja noch im Aufbau», erklärt sie. Das Team soll in einem kleinen Rahmen bleiben, denn das Haus bietet Platz für zwei Gebärende. «Wir haben viel Zeit in das neue Geburtshaus investiert, komplett umgebaut und dafür gearbeitet, dass es losgelöst von der Klinik betrieben werden kann und damit eine Möglichkeit mehr geschaffen. Wir sind sehr stolz auf unser Geburtshaus Viola», erklärt Dr. Daniele Bolla sichtlich stolz. Den Namen Viola hat das Haus übrigens bei einem Namenswettbewerb des ganzen Spital-Teams erhalten. «Ich finde, der Name passt sehr gut», meint Christa Gutknecht zufrieden.
Von Marianne Ruch