Es hat ihn wieder auf die Bühne gezogen
Zum dritten Mal wird bei der kommenden Huttwiler Fasnacht die Schnitzelbankgruppe «Chrisvierteler» auftreten. Das Trio ist vor zwei Jahren entstanden und hatte mit seinen Liedern und Versen auf Anhieb Erfolg, was jedoch nur auf den ersten Blick erstaunt, denn alle drei verfügen über «Bühnen-Erfahrung», als Alleinunterhalter (Musiker Hans Gerber) oder als langjährige Mitglieder einer Cabaret-Gruppe (Fritz Zürcher und Theo Fankhauser).
Aufgewachsen ist er im Weiler Nyffel, in unmittelbarer Nähe zum Kanton Luzern. Natürlich sei man da bereits in jungen Jahren nach Ufhusen oder Luthern an die Fasnacht gegangen, erzählt Fritz Zürcher. Dennoch sei er bis vor drei Jahren kein aktiver Fasnächtler gewesen, aber ein fleissiger Besucher des närrischen Treibens, auch im «Städtli» von Huttwil. Dem 50-jährigen Schweinehändler liegt dieser Brauch am Herzen und er ist der Meinung, dass man dazu Sorge tragen sollte, auch in Huttwil.
Dennoch hat es einige Überredungskünste gebraucht, bis sich Fritz Zürcher dazu entschloss, aktiv mit einer Schnitzelbankgruppe an der Huttwiler Fasnacht teilzunehmen. Er habe sich geziert, weil er bereits viele Ämter bekleide, erwähnt er. Als sich dann Franz Bertolini und Peter Müller anerboten hätten, einer neuen Schnitzelbankgruppe Unterstützung beim Texten und Zeichnen zu bieten, da habe er zugesagt, sich auf die Suche nach «Verbündeten» zu machen, erzählt Fritz Zürcher. Weit suchen musste er nicht. Neun Jahre lang war Zürcher Mitglied der Gruppe Cabaret Emmental. Hier wurde er rasch fündig. Theo Fankhauser sagte spontan zu. Fehlte nur noch ein Musiker. Auch diesen fand Zürcher relativ schnell. Der bekannte Alleinunterhalter Hans Gerber gesellte sich dazu, die neue Schnitzelbankgruppe war geboren. Auch die Suche nach einem geeigneten Namen für die neue Schnitzelbankgruppe bereitete wenig Kopfzerbrechen. «Chrisvierteler» sei auf der Hand gelegen, sagt der gelernte Landwirt und Metzger Fritz Zürcher und weist darauf hin, dass man früher in der Schule die Kinder aus dem abgelegenen Weiler Nyffel als «Chrisvierteler» bezeichnet habe.
Schnitzelbänke als grosse Herausforderung
Der Vater einer 20-jährigen Tochter gesteht aber auch, dass noch ein anderer Grund mitgespielt hat, dass man sich entschloss, mit einer Schnitzelbankgruppe an der Huttwiler Fasnacht aufzutreten. «Ja, wenn man so viele Jahre auf der Bühne stand wie wir, dann ist das fast wie eine Sucht. Es hat uns einfach wieder dahin zurückgezogen», gibt er zu verstehen. Und die bisherigen zwei Auftritte an der Huttwiler Fasnacht haben auch den drei «Chrisviertelern» gefallen. «Ja, es war beide Male wirklich schön und hat uns mächtig Spass gemacht», bestätigt Zürcher. Mit den früheren Auftritten beim Cabaret Emmental habe das Schnitzelbank-Singen aber gar nichts zu tun, erwähnt er. Schnitzelbänke liessen sich nicht so schnell aus dem Ärmel schütteln. «Verse schreiben und reimen ist das eine, diese aber dann auch noch musikalisch so darzubieten, dass alles rhythmisch stimmt und gut rüberkommt, ist eine ganz andere Geschichte», sagt Fritz Zürcher, der von einer grossen Herausforderung und einer ganz neuen Erfahrung für das Trio spricht.
Man sei deshalb ungemein froh, dass Franz Bertolini die Verse und Peter Müller die Zeichnungen beisteuern würden. Denn auch hier stehe man jeweils vor einer grossen Herausforderung. «Wir haben nämlich festgestellt, dass es von Jahr zu Jahr grosse Unterschiede gibt, wenn es darum geht, geeignete Themen für Schnitzelbänke zu finden.» Nationale oder internationale Themen seien jeweils reichlich vorhanden, regionale Ereignisse und Geschichten würden vom Publikum jedoch bevorzugt und zeichne eine Schnitzelbankgruppe auch aus, weiss Zürcher. «Allerdings kann man nur Ereignisse und Personen in den Versen thematisieren, die dem Grossteil der Bevölkerung ein Begriff und auch bekannt sind.»
Auswärtige Schnitzelbank-Gruppen anlocken
Den «Chrisviertelern» ist das auf Anhieb gelungen und das wiederum hat sich rasch herumgesprochen. Vor 14 Tagen ist die Huttwiler Schnitzelbankgruppe bereits zum zweiten Mal an der traditionellen «Bänklete» im Rahmen der Kriegstetter Fasnacht aufgetreten. Fritz Zürcher spricht von einem herrlichen Erlebnis, das nicht bloss auf der Bühne stattfinde. «Wir konnten hier sehr viele neue Kontakte knüpfen und hoffen, dass sich daraus etwas für die Huttwiler Fasnacht ergibt», bemerkt er. Denn mit dem Auftritt in Kriegstetten verfolge man auch das Ziel, die Huttwiler Fasnacht bekannter zu machen und vielleicht in naher Zukunft, die eine oder andere Schnitzelbank-Gruppe nach Huttwil locken zu können. Denn für Fritz Zürcher und die beiden andern «Chrisvierteler» ist klar: «Wir verfügen in Huttwil über eine hervorragende Schnitzelbank-Plattform. Diese gelte es zu festigen und auszubauen, damit man der Huttwiler Fasnacht noch mehr Leben einhauchen und damit das Brauchtum erhalten könne. «Es muss unser Ziel sein, in naher Zukunft noch etwas mehr Qualität und Quantität zu bieten. Dazu wären für den Schnitzelbank-Abend zehn bis zwölf gute Gruppen und sieben oder acht Lokale, in denen sie auftreten können, erforderlich», sieht Fritz Zürcher Entwicklungspotenzial für die Huttwiler Fasnacht. Zumindest die «Chrisvierteler» wollen gemäss Zürcher auch in Zukunft ihren Beitrag dazu leisten.
Von Walter Ryser