«Es ist für mich ein Privileg, in der NLA zu spielen»
Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Corina Grundbacher, Unihockeyspielerin aus Heimisbach – Die 24-jährige Heimisbacherin Corina Grundbacher hat es zur NLA-Stammspielerin bei der Unihockeyvereinigung Skorpion Emmental geschafft. Im «UE»-Interview spricht Grundbacher vor allem über den Unihockeysport – aber auch über ihren Beruf und ihre Liebe zur Natur.
Am Samstag bestritten Sie in Winterthur gegen das Team Berner Oberland das erste Fernsehspiel Ihrer Karriere. Ihre Eindrücke?
Es war für uns alle ein Highlight, dass wir unser Können und unsere Sportart der ganzen Schweiz präsentieren durften. Uns kam es entgegen, dass diese Fernsehpartie ohne Fans stattfand, da die Nervosität damit nicht so gross war. Den in Winterthur extra verlegten Spielbelag fand ich genial.
Haben daheim viele Familienmitglieder zugeschaut?
Es sassen in der Tat einige vor dem Bildschirm. Ich habe nach der Partie auch zahlreiche Reaktionen erhalten.
Ihr grösster Fan?
Das ist ganz klar meine Schwester Manuela, die bei der UHV Skorpion Emmental als Funktionärin wirkt.
Die TV-Kommentare von Ex-Natispieler Christoph Hofbauer gegenüber der Leistung von Skorpion Emmental waren nicht gerade aufbauend. Ärgert oder motiviert sie so etwas?
Seine Meinung gilt es zu akzeptieren. Es motiviert das Team, es besser zu machen. Gelingt dies, dürfte sich seine Meinung auch ändern.
Im Mitteldrittel liefen sie auf den gegnerischen Goalie zu, schossen ihn aus kurzer Distanz an und verwerteten anschliessend den Abpraller zur 2:0-Führung. Ihr persönliches Highlight?
Jawohl, das war es. Ich bin jetzt nicht unbedingt eine Goalgetterin. Umsomehr freut mich dieser Torerfolg. Im Grossen und Ganzen bin ich mit meiner Leistung am Samstag zufrieden, obwohl ich noch einige Tore mehr hätte erzielen müssen.
Beim Torjubel fielen auch Ihre schön gemachten Haare auf. Wer frisiert Sie vor den Meisterschaftspartien?
Normalerweise trage ich kein Zöpfchen. Für das TV-Spiel war dies anders. Ich war vor der Partie noch an der Arbeit. Dort hat mir eine Arbeitskollegin dieses Kunstwerk gemacht.
Weil Skorpion Emmental die Viertelfinal-Serie gegen Berner Oberland glatt in drei Partien für sich entschied, gibt es bis zum Start der Halbfinalserie am 27. März eine lange Wettkampfpause. Nicht ideal, oder?
Natürlich werden wir nach einer so langen Pause nicht mehr im gleichen Rhythmus sein. Gleichwohl werte ich die Pause als Vorteil. Es tut gut, einmal ein Wochenende lang den Kopf zu lüften. Ausserdem sparen wir viel Energie, die wir dann in der Halbfinal-Serie einsetzen können. In den Trainings werden wir dafür sorgen, dass unser Spiellevel hoch bleibt. Nein, die Pause ist definitiv kein Nachteil für uns.
Der Halbfinal-Gegner ist noch nicht bekannt. Beim aktuellen Stand kommen mit Piranha Chur, Zug United und Wizards Bern Burgdorf noch drei Teams infrage. Auf wen, denken Sie, werden Sie treffen?
Ich gehe davon aus, dass Piranha Chur die Serie gegen Rychenberg – überraschend – nicht mehr dreht und ausscheidet. Rychenberg würde dann auf Kloten-Dietlikon und wir auf Wizards Bern Burgdorf treffen, weil ich davon ausgehe, dass die «Wizards» die Serie gegen Zug gewinnen.
Und welches Team würden Sie sich wünschen?
Gegen Berner Oberland, das sehr defensiv auftrat, mussten wir das Spiel machen. Darum wünsche ich mir, dass es Piranha Chur gegen Rychenberg noch packt. Gegen die Bündnerinnen müssten wir nicht immer das Tempo vorgeben, könnten selber ein auf schnelle Konter ausgerichtetes System anwenden. Das würde uns liegen.
Egal wie der Gegner heisst: Der Halbfinal soll nur eine Zwischenstation sein.
Ja, das Erreichen des Superfinals ist unser erklärtes Saisonziel.
Viermal standen die «Skorps» bereits im NLA-Playoff-Halbfinal, dreimal waren sie dabei. Warum will es mit dem Final nicht klappen?
Es wird nun klappen. Und zwar, weil wir uns Jahr für Jahr kontinuierlich gesteigert und den Topteams genähert haben. Die Überlegenheit von Kloten-Dietlikon und Chur wie vor ein paar Jahren ist nicht mehr. Unser Kader ist breiter abgestützt. Und darum schaffen wir erstmals den Finaleinzug.
Der Teamgeist bei den «Skorps» stimmt. Mit welcher Mitspielerin verstehen Sie sich besonders gut?
Darin liegt wahrscheinlich genau unser Erfolg: Ich verstehe mich mit allen Mitspielerinnen ausgezeichnet. Unsere Mischung zwischen jüngeren und älteren Spielerinnen ist perfekt.
Erinnern Sie sich, wie es bei Ihnen mit dem Unihockey losging?
Als Erstklässlerin habe ich in Heimisbach jeden Montagabend ein Unihockeytraining für Schülerinnen besucht. Als ich genug alt war, trat ich den Juniorinnen C des UHC Grünenmatt bei. Seither spiele ich auf Vereinsebene Unihockey.
Was fasziniert Sie?
Dass man als Team gemeinsam etwas erreichen kann. Unihockey ist zudem facettenreich. Man muss technisch, physisch und psychisch parat sein, da es sich um eine sehr schnelle Ballsportart handelt.
Haben Sie nie mit einer anderen Sportart geliebäugelt?
Nein, Unihockey hat mir von Beginn weg zu gut gefallen.
Sie spielen nach der Integration des UHC Grünenmatt für die Unihockeyvereinigung Skorpion Emmental, nach den U21-Juniorinnen-Nachwuchsjahren nun die fünfte komplette NLA-Saison in Serie. Gab es nie Wechselgelüste?
Das war überhaupt nie ein Thema. Für mich ist es bereits ein Privileg, dass ich im eigenen Verein den Sprung zur NLA-Stammspielerin geschafft habe. Und ich fühle mich bei den «Skorps» extrem wohl.
Themawechsel. Sie wohnen noch daheim bei den Eltern, ziemlich abgelegen in Heimisbach.
Meine zwei Schwestern und mein Bruder sind bereits «ausgeflogen». Auch ich war schon weg. Ich bin aber wieder zurückgekehrt. Mir gefällt die ländliche Lage, weil ich die Natur liebe. Ausserdem habe ich vom Elternhaus zur Arbeit nur 20 Minuten und ins Training nur zehn Minuten.
War es nie ein Thema, dass sie den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb übernehmen sollten?
Natürlich hätten sich meine Eltern gefreut, wenn ich diesen Wunsch geäussert hätte. Ich habe mich aber für eine andere Ausbildung entschieden. Auch, weil ich mit der Landwirtschaft – unser Betrieb ist nicht gross – nicht durchkommen würde.
Sie haben sich für einen anderen Job entschieden: Wenn Sie nicht gerade dem Ball hinterher rennen, verteilen Sie die Post.
Stimmt genau.
Wieso haben Sie sich für diesen Beruf entschieden.
Ich mag den Kontakt. Ausserdem bin ich gerne bei Wind und Wetter draussen. Meine Arbeitszeiten lassen sich mit meinen Trainingszeiten sehr gut vereinbaren.
Sie bringen den Leuten die Zeitung nach Hause. Sind Sie selbst auch eine Zeitungsleserin?
Ja, klar. Beim Verteilen sehe ich jeweils die Schlagzeilen. Sobald ich dann mit der Arbeit fertig bin, picke ich mir die Artikel, die mich interessieren, heraus und lese sie. Ich habe den «Unter-Emmentaler» abonniert und schätze die regionale Nähe darin.
Wie reagieren Sie, wenn in der Zeitung über Sie geschrieben wird?
Es ist schön, wenn sich die Medien für mich und meine Leistungen interessieren. Ich sehe es quasi als Lohn für den vielen Trainingsaufwand. Es schmeichelt natürlich, wenn ich nach einem Zeitungsartikel über mich selbst von Leuten ein Feedback erhalte, die ich gar nicht oder nicht gut kenne.
Aktuell ist es schwierig, etwas zu unternehmen. Wie füllen Sie Ihre Freizeit aus?
Ich habe nicht mehr Zeit als vorher. Ich bin extrem dankbar dafür, dass ich meinen Beruf und meinen Sport nach wie vor fast ohne Einschränkungen ausüben kann. Aber natürlich freue ich mich darüber, wieder einmal auswärts essen oder an ein Konzert zu gehen, sobald es wieder möglich ist.
Sollten Sie im Ausgang einmal über die Stränge schlagen, fliesst dann auch viel Alkohol – und wird geraucht?
Ich mag nicht viel Alkohol vertragen. Ich stosse gerne mit einem Glas an – aber das reicht dann auch. Beim Rauchen und Snusen lehne ich sowieso dankend ab.
Haben Sie überhaupt ein Laster?
(überlegt sehr lange) Ich denke nicht, nein.
Nennen Sie uns zum Abschluss Ihre Lebensziele?
Ich möchte bei allem, was ich tue, Freude haben und Erfüllung darin empfinden. Ich möchte mir im Beruf und im Privatleben ein Umfeld aufbauen, in dem ich einfach glücklich bin. Später wünsche ich mir, gesund alt zu werden.
Kurz gefragt
Bester Unihockeyspieler ever: Matthias Hofbauer. Für alle jungen Unihockeyspielenden ist er ein
Vorbild. Er setzte in allen Bereichen Massstäbe. Und was er sportlich in seiner Karriere alles erreicht hat, ist einfach unglaublich.
Gerade so gut wie Unihockey: Schwierig, weil mir Unihockey sehr viel bedeutet. Ich würde sagen
Skifahren.
Stockverschleiss: Dieser steigt bei mir leider von Jahr zu Jahr. Mittlerweile sind es drei
Fatpipe-Stöcke pro Saison. Einmal ist mir beim Startbully einer Cuppartie der Stock gebrochen.
Rückennummer: Ich habe die Nummer 9. Eigentlich wollte ich die Nummer 7. Diese war aber schon vergeben. Mir gefallen einfach die ungeraden, einstelligen Zahlen.
Verletzungen: Ich bin von schlimmeren Verletzungen verschont geblieben. 2019 erkrankte ich am Pfeifferschen Drüsenfieber.
Partner: Ich bin nicht auf der Suche. Wenn der richtige anklopft, werde ich aber
sicher zupacken.
WhatsApp: Verwende ich täglich. Es ist mein Nachrichtenkanal.
Instagram: Habe ich nicht. Die Zeit dafür ist mir ganz einfach zu schade.
TikTok: Dies ist eine App für ganz junge Leute. Habe ich natürlich auch nicht.
Kreuzworträtsel: Probiere ich ab und zu – und scheitere jeweils kläglich.
Süssigkeiten: Weniger. Ich mag Salziges eher. Besonders die Flûtes.
Jahreszeit: Winter. Dann kann ich Skifahren gehen – und Unihockey spielen. Ausserdem finde ich eine tiefverschneite
Landschaft einfach wunderschön.
Feriendestination: Ich bin gerne in der Schweiz. Aber Norwegen finde ich ganz schön.
Instrument: Ich habe früher Gitarre gespielt. Heute spiele ich kein Instrument mehr. Ich höre aber sehr gerne Musik.
Covid-19: Ich bin nicht daran erkrankt, musste aber bereits einmal in die Quarantäne. In meinem familiären Umfeld gibt es auch keine Erkrankten. Weil ich meiner Arbeit und auch meinem Sport praktisch uneingeschränkt nachgehen kann, hinterlässt die Pandemie bei mir nicht so viele Spuren wie bei anderen Leuten.
Gartenarbeit: Davor drücke ich mich – ausser dem Rasenmähen, das ich erledige.
Putzen: Ein notwendiges Übel.