• Reto Wegmüller im Einsatz für die A-Equipe der HG Schafhausen. · Bilder: Leroy Ryser, zvg

29.04.2021
Sport

«Es ist super, dass wir eine Schnuppersaison erhalten»

Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Reto Wegmüller, Präsident Hornussergesellschaft Schafhausen – Am Wochenende vom 15./16. Mai geht im Hornussen die spezielle «Stärkeklassenmeisterschaft 2021» los. Nach langem Warten kommt die HG Schafhausen damit endlich zur NLA-Premiere. Mit dem Aufstieg in die höchste Spielklasse schaffte die kleine regionale Gesellschaft den grössten Vereinserfolg. Der «UE» unterhielt sich vor dem Saisonstart mit dem Vereinspräsidenten Reto Wegmüller.

Hornussen · Im August 2019 hat die HG Schafhausen mit dem erstmaligen Aufstieg in die NLA den grössten Erfolg der 110-jährigen Vereinsgeschichte geschafft. Wegen Corona und der deshalb ausgefallenen Meisterschaft 2020 findet die NLA-Feuertaufe von Schafhausen erst jetzt statt. Ist das Kribbeln auch 21 Monate nach dem Aufstiegsjubel noch präsent?
Aber natürlich, es ist für uns etwas ganz Besonderes. Wir sind alle gespannt, wie es sein wird gegen die Besten. Wir sind froh, dass wir nach der unvorhergesehenen Pause wegen der Pandemie endlich in der NLA unseren Sport ausüben können.

Der Aufstieg in die NLA war eine kleine Sensation. Das Dorf Schafhausen zählt nur 282 Einwohner. Wieviele davon gehören der HG Schafhausen an?
Die HG Schafhausen umfasst 50 Mitglieder. Es ist tatsächlich so, dass die Verankerung im Dorf gross ist. Rund drei Viertel aller Schafhauser Hornusser sind in Schafhausen zur Schule gegangen.

Jetzt geht es los im Oberhaus. Ist die HG Schafhausen trotz den erschwerten Corona-Trainingsmöglichkeiten bereit für die erste NLA-Saison?
Wir freuen uns sehr darauf. Trainingstechnisch sind wir aber sicher nicht so weit wie die NLA-Topteams. Wir haben erst wenige Dienstags- und Donnerstagstrainings absolviert. Auch individuell dürften die Schafhauser Hornusser in der langen Coronapause niemals so viel gemacht haben wie die Spitzenhornusser des Landes.

Alleine mit der Schlagleistung wird Schafhausen kaum von den hinteren Rängen wegkommen.
Absolut. Die Riesarbeit ist unsere Stärke. Wenn uns das Abtun ähnlich gut gelingt wie in der NLB-Saison 2019, in welcher wir nur eine Nummer kassierten, dann werden wir nicht abfallen. Völlig bewusst ist uns, dass wir beim Schlagen chancenlos sein werden. Eines ist aber ganz wichtig: Wir müssen überhaupt nichts. Wir dürfen. Dies wird uns in der NLA helfen.

Ist es für Schafhausens A-Equipe ein Glück, dass es 2021 in der NLA keinen Absteiger gibt?
Auf jeden Fall. So können wir mindestens zwei Saisons lang in der NLA spielen. Es ist super, dass wir jetzt quasi eine Saison lang ohne Abstiegsdruck schnuppern können. Dies wird uns dann in der Saison 2022 im Abstiegskampf helfen.

2021 heisst die höchste Spielklasse allerdings nicht NLA, sondern Stärkeklassenmeisterschaft. Was halten Sie davon?
Natürlich gab dieser spezielle Spielmodus auch in unserer Gesellschaft zu diskutieren. Nicht alle Mitglieder waren dafür, an der Stärkeklassenmeisterschaft 2021 – eine Teilnahme steht allen Teams frei – mitzumachen. Schlussendlich war die Mehrheit aber der Meinung, dass es toll ist, wenigstens etwas Hornussen zu können. Mit dem Mitmachen zollen wir auch dem Verband Respekt, der sich mit grossem Einsatz und viel Mehraufwand dafür bemühte, in dieser schwierigen Zeit einen Spielbetrieb anzubieten. Der Spielmodus mit den drei Sechsergruppen kommt uns entgegen. Es dürfte für uns im Vergleich zum normalen Schweizermeisterschafts-Modus einfacher sein, vereinzelte Rangpunkte zu gewinnen. Für die HG Schafhausen sind Punkte und Ränge in der Stärkeklassenmeisterschaft 2021 aber sekundär. Im Zentrum steht, dass wir wieder unseren geliebten Hornussersport ausüben und Freude daran haben können.

Schafhausen A hat sich auf dem Transfermarkt nicht betätigt. Gab es diesbezüglich keine Überlegungen, um im Oberhaus eher konkurrenzfähig zu sein?
Für uns ist es nicht so einfach, gute Hornusser an Land zu ziehen. Ausserdem würden uns ein oder zwei starke Zuzüge nicht automatisch die NLA-Zugehörigkeit garantieren. Vielmehr könnten solche Zuzüge – die unsere Gesellschaft bei einem allfälligen Abstieg in die NLB sowieso wieder verlassen würden – unseren tollen Teamgeist, den enormen Zusammenhalt ins Wanken bringen. Wir treten darum lieber mit den seit Jahren bei der HG Schafhausen spielenden Hornussern an.

Der Langschläger Christian Wegmüller bleibt der HG Schafhausen A treu.
Das freut uns sehr, da Christian Angebote vorliegen hatte. In dieser speziellen Saison 2021 wird er uns allerdings nur in ganz wenigen Spielen zur Verfügung stehen, da er ein privates Projekt verwirklicht und ihm deshalb die Zeit zum Hornussen etwas fehlt.

Konnten im meisterschaftslosen Jahr 2020 Nachwuchshornusser in die NLA-Equipe eingebaut werden?
Wir sind gerade daran, einen Nachwuchshornusser ins A-Team einzubauen. Leider ist bei uns der Nachwuchs sehr dünn gesät.

Einen heftigen Schicksalsschlag gab es im vergangenen Herbst zu verdauen. Dominik Uhlmann, Vize-Präsident und drittbester Team-Einzelschläger in der NLA-Aufstiegssaison, ist verstorben.
Dies war ein Schlag ins Gesicht. Es dauerte einige Zeit, bis wir uns von diesem Schock erholt hatten. Dominik hatte sich in verschiedenen Bereichen mit grosser Hingabe für die HG Schafhausen eingesetzt. Sein Schaffen bleibt unvergessen. Und seine Lücke bleibt. Das Amt als Vize-Präsident hat Stefan Burger übernommen.

Covid-19 hat alle Sportvereine gefordert. Welche Schwierigkeiten plagten Sie im letzten Jahr?
Ich war damit beschäftigt, den ganzen Verein zusammen zu halten. Die lange Zeit ohne Hornussen war gerade für die motivierten jüngeren und junggebliebenen Hornusser sehr schwierig.

Konnte die Anzahl der Vereinsmitglieder konstant gehalten werden?
Zum Glück. Wir verzeichneten in dieser Zeit nur einen Abgang, welcher aber nichts mit der Covid-19-Situation zu tun hatte. Ich hoffe ganz fest, dass dies auch in den nächsten Wochen während dem speziellen und nicht von allen Mitgliedern befürworteten Spielbetrieb so bleiben wird.

Es gibt 2021 keinen Schweizermeister. Wem trauen Sie den Titel «Stärkeklassenmeister 2021» in der höchsten Spielklasse am ehesten zu?
Der HG Höchstetten, ganz klar.

In welchem Ranglistenbereich sehen Sie die HG Schafhausen?
Wir werden im hintersten Teil der Rangliste anzutreffen sein.

Nebst der «Stärkeklassenmeisterschaft 2021» wird es wegen Covid-19 im Hornussen nicht viele Wettkämpfe geben. Was halten Sie von der Absage des «Eidgenössischen» und der wohl bald erfolgenden Streichung aller übrigen Feste?
Ein so grosses Fest wie das «Eidgenössische» ist momentan einfach nicht realistisch. Ich kann den Entscheid vollumfänglich verstehen. Ich könnte es auch verstehen, wenn 2021 gar keine Feste und nur die Gruppenmeisterschaft ausgetragen wird. Wir Hornusser wollen nach dem Sport auch zusammensitzen und das Gesellige geniessen. Hornusserfeste ohne diesen Zusatz sind unnötig. Ich finde es aber gut, dass wir mit der «Stärkeklassenmeisterschaft 2021» eine Möglichkeit haben, das Hornussen auszuüben.

 

Kurz gefragt

Bester Hornusser ever: Marco Roos, HG Mättenwil-Brittnau.

Gerade so gut wie Hornussen: Gutes Fest mit der Familie und Freunden.

Träf: Aus Hagebuche. Es gibt aber keinen Grund dafür. Ich habe einfach immer den gleichen Lieferanten.

Schönster Hornusserplatz: Schafhausen natürlich.

Vereinshomepage: Gut ist, dass wir eine haben. Aber eine Optimierung ist – gerade was die Aktualität betrifft – immer möglich.

Kreuzworträtsel: Fülle ich keine aus.

Süssigkeiten: Zwischendurch ein Gummibärli.

Gartenarbeit: Wir haben (noch) keinen Garten.

Jahreszeit: Sommer. Es ist schön warm. Ausserdem ist es früh hell und wird erst spät dunkel.

Feriendestination: Tessin.

Covid-19:  Ich und auch mein Umfeld sind verschont geblieben. Dafür bin ich sehr dankbar.