• Nina Scheidegger bezieht ein Sitzpolster neu. Für die gelernte Raumausstatterin sind solche Arbeiten Routine. · Bild: Marion Heiniger

  • Stolz präsentiert Nina Scheidegger ihre Goldmedaille. · Bild: Marion Heiniger

  • Nina Scheidegger nimmt an den SwissSkills Mass für eine Vorhangschiene.

  • Die Arbeit ist getan, nun muss nur noch auf die Bewertung gewartet werden. · Bilder: zvg

04.10.2022
Oberaargau

«Es war ein überwältigendes Gefühl»

Die 20-jährige Raumausstatterin Nina Scheidegger aus Ursenbach schaffte es an den SwissSkills in ihrer Berufsgruppe auf den ersten Podestplatz. Mit der Goldmedaillen-Auszeichnung liess sie sieben Berufskolleginnen und -kollegen hinter sich.

Ursenbach · «Ich war überrascht und hatte eigentlich nicht damit gerechnet, an den SwissSkills zu gewinnen, die Konkurrenz war gross. Doch es war ein überwältigendes Gefühl», erzählt Nina Scheidegger stolz. Sie sitzt in der Werkstatt ihres Arbeitgebers, der Steffen Raumkonzepte AG in Herzogenbuchsee. Vor sich einen Stuhl, dessen Sitzpolster mit grünem Stoff neu überzogen werden muss. Bereits sind zwei Wochen vergangen, als die Goldmedaillen-Gewinnerin zwei Tage lang in Bern an den SwissSkills ihr Bestes gegeben hatte. Und noch immer erhält sie Glückwünsche und Geschenke. «Vor wenigen Tagen wurde mir zum Sieg ein Blumenstrauss überbracht», freut sich die Ursenbacherin. Sie trat den Wettbewerb in einer eher kleinen Berufsgruppe, den Raumausstattern, an. Acht junge Berufsleute nahmen an den SwissSkills teil, drei davon aus dem Kanton Bern.
Wie der Raum aussehen sollte, den sie während des Wettkampfes zu gestalten hatte, wurde ihr schon früh mit einem Bild und einem Beschrieb mitgeteilt. Damit blieb Nina Scheidegger genügend Zeit, um sich darauf vorzubereiten. Zudem nahm sie an einem Infoanlass teil, an dem die Arbeiten bekanntgegeben wurden. Grosse Unterstützung erfuhr sie auch vom Team der Steffen Raumkonzepte AG.

Ein Fehler kostete Zeit
Für Nina Scheidegger war die Teilnahme an den SwissSkills eine spannende Neuerfahrung. «So viele Zuschauer beim Arbeiten zu haben, ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, doch viele haben mich motiviert, in dem sie sagten, wie schön es sei, was ich mache», freut sich die Raumausstatterin. Kaum mitbekommen hingegen hat sie, was ihre Konkurrenz machte. Ein kurzes Gespräch, während dem sie Material holen musste, lag aber dennoch drin. Auch während der einstündigen Mittagspause blieb ihr Zeit, um sich in der Halle etwas umzusehen. Ansonsten aber konzentrierte sich Nina Scheidegger auf ihre Aufgabe, die darin bestand, zusammen mit einer Wohntextilgestalterin einen Raum zu gestalten.
Neben den Vorgaben, die eingehalten werden mussten, blieben den beiden Frauen aber noch jede Menge Freiheiten, um die Details zu gestalten. «Ich musste einen Teppich verlegen, eine Wandverspannung mit Farbwechsel anbringen, ein Bankkissen polstern und den Bezug konfektionieren, eine Vorhangschiene montieren, Bilder aufhängen und die vorgegebenen Dekorationsgegenstände in Szene setzen», beschreibt die 20-Jährige detailliert. Zwei Tage hatte sie dafür Zeit, was sie auch bis zur letzten Minute ausnutzte. Denn an Zeit hatte sie am Morgen des zweiten Tages einiges verloren. Ihr unterlief ein Fehler, der zeitaufwendig korrigiert werden musste. «Ich hatte Stoff für das ‹Käder› falsch zugeschnitten und bemerkte es erst beim Nähen. Die Naht musste ich wieder auftrennen, da wurde ich schon etwas nervös», gesteht sie. (Ein «Käder» ist eine Schnur, die in Stoff eingepackt für dekorative Polsterumrandungen verwendet wird). Dennoch erreichte sie mit hervorragenden 70,17 von 100 Punkten den ersten Rang.
Für Nina Scheidegger ist mit dem Sieg an den SwissSkills leider schon Schluss. Eine Teilnahme an den Euro-Skills in Danzig 2023 oder den World-Skills in Lyon 2024 ist nicht möglich. Denn ausserhalb der Schweiz gibt es kein deckungsgleiches Berufsbild, mit dem man sich messen könnte.

Von Marion Heiniger