• Stabübergabe: Nach 117 Jahren endet eine Familientradition. Bernhard Meyer übergibt die Mobiliar-Generalagentur Langenthal an Valérie Bodenmüller. · Bild: zvg

  • Ein Bild mit Symbolcharakter (links): Während Bernhard Meyer (hinten, weisses Hemd) in den Hintergrund tritt, rückt Valérie Bodenmüller bei der Mobiliar-Generalagentur in Langenthal ins Rampenlicht. · Bild: zvg

  • Werner (Mitte) und Bernhard Meyer (rechts) prägten die letzten Jahrzehnte die Generalagentur. · Bild: zvg

15.11.2021
Langenthal

Familien-Tradition endet nach 117 Jahren

Ganze 117 Jahre lang führte die Familie Meyer die Mobiliar-Generalagentur in Langenthal. Mit der vierten Generation endet diese Tradition. Der aktuelle Generalagent Bernhard Meyer übergibt Ende Jahr die Agentur an Valérie Bodenmüller. An der Übergabe-feier gewährte die Familie Meyer Einblick in 117 Jahre Langenthaler Mobiliar-Geschichte.

Langenthal · Es war ein rauschendes Fest im Parkhotel in Langenthal. Mehrere hundert Gäste wohnten der Übergabefeier der Mobiliar Generalagentur Bernhard Meyer in Langenthal bei. Nach 117 Jahren in den Händen der Familie Meyer endet eine grosse Tradition und wird mit Valérie Bodenmüller erstmals eine Frau Mobiliar-Generalagentin in Langenthal, mit der Zweigstelle in Huttwil, wo insgesamt 46 Mitarbeitende beschäftigt sind.
Während der gebürtige Langenthaler Peter Marthaler (ehemaliger SRG-Mitarbeiter) als Moderator der Feier von einem historischen Ereignis sprach, zeigte sich der angesprochene Bernhard Meyer bescheiden und erwähnte, dass die Familie Meyer zwar auf eine lange Mobiliar-Tradition zurückblicken könne, aber ausserhalb der Region kaum jemand davon Kenntnis habe, weshalb das Wort «historisch» für ihn etwas zu hoch gegriffen sei.

Schillernde Vorfahren
Dennoch, in der Chronik zur Geschichte der Mobiliar-Generalagentur Langenthal wird dem Leser rasch bewusst, dass die Agentur von einigen sehr charismatischen und schillernden Vorfahren von Bernhard Meyer geführt wurde, darunter auch sein Vater Werner Meyer junior, der mit 92 Jahren noch immer einige Versicherungs-Dossiers betreut und ebenfalls persönlich an der Feier anwesend war.
Geprägt wurde die Mobiliar-Generalagentur in Langenthal bereits in den ersten Jahren vom ersten Agenturleiter Jakob Meyer, geboren 1857. Er sei ein Mann von Grösse und ein Tausendsassa gewesen, kann in der Chronik nachgelesen werden. Er habe nicht nur Ämter kumuliert (Gemeindepräsident, Regierungsstatthalter, FDP-Grossrat, Gerichtspräsident usw.), sondern diese auch mit viel Herzblut und Leidenschaft ausgeübt. Er habe sich stets für die Rechte der Menschen eingesetzt. Daneben war er auch ein grosser Unternehmensgründer und Verwaltungsrat einiger namhafter Firmen im Oberaargau. So half er bei den Gründungen der Porzellanfabrik Langenthal und der Drahtziegelfabrik Lotzwil. Und auch eine sportliche Note zeichnete ihn aus, war Jakob Meyer doch Präsident des Bernisch-Kantonalen Schwingerverbandes.

Strenger Chef mit Gemeinschaftssinn
Einen ganz grossen Meilenstein setzte er 1905. Mit der damaligen Entscheidung schlug Jakob Meyer einen Weg ein, der seine Familiengeschichte über 100 Jahre hinweg begleiten sollte: Er übernahm die Mobiliar-Bezirksagentur im Nebenamt. Hier also begann die Geschichte der Dynastie der Meyer-Generalagenten in Langenthal, die jetzt nach der vierten Generation mit Bernhard Meyer Ende Jahr zu Ende gehen wird. Dazwischen prägte auch Werner Meyer junior die Agentur, weil er diese umsichtig führte und mit viel Elan weiterentwickelte. Auch er engagierte sich daneben in vielen Ämtern, sass acht Jahre im bernischen Grossen Rat (als FDP-Politiker), präsidierte den Handels- und Industrieverein Langenthal und war Initiant des Hochwasserstollens in Madiswil.
«Es war relativ schnell klar, dass ich in die Fussstapfen meines Vaters treten würde», sagte Bernhard Meyer an der Feier, sei er doch «e fule Siech» gewesen und habe in der Schule immer gespickt. «Was lag da näher, als Generalagent zu werden, konnte ich doch in dieser Position weiter ‹spicken› und von meinem Vater abschauen», erzählte er herzhaft lachend. Mitarbeitende und Wegbegleiter zeichneten anschliessend ein etwas anderes Bild vom letzten Meyer Mobiliar-Generalagenten in Langenthal. Er sei ein strenger, aber stets fairer Chef gewesen, betonte beispielsweise Daniela Kammermann, die seit fast 30 Jahren als Versicherungsberaterin bei der Mobiliar tätig ist. Andere hoben den Gemeinschaftssinn von Bernhard Meyer hervor, dem Langenthal und die Region spürbar am Herzen liege und der bei all seinen Unternehmungen und Tätigkeiten auch entsprechend gehandelt habe. So setzte er sich auch als Präsident des Wirtschaftsverbandes Oberaargau für den hiesigen Wirtschaftsstandort ein.

Grosse Mobiliar-Identifikation
Urs Berger, Verwaltungsrats-Präsident der Schweizerischen Mobiliar Genossenschaft, hielt fest, dass er in den letzten 40 Jahren in verschiedene Agenturen Einblick erhalten habe, aber nirgends eine so grosse und leidenschaftliche Identifikation mit dem Unternehmen gespürt habe wie in Langenthal, was nicht zuletzt das Verdienst von Bernhard Meyer sei. Diese Identifikation habe sich auch auf die Bevölkerung übertragen, die nicht bei der Mobiliar versichert sei, sondern bei Bernhard Meyer. «In meinen Jahren bei der Mobiliar habe ich gelernt, was den Oberaargau auszeichnet, was ihn anders macht. Dabei habe ich festgestellt, dass es Bernhard Meyer gelungen ist, den Willen und die Leidenschaft, die ihn auszeichnen, weiterzugeben. Er hat damit wertvollen Humus ausgestreut, damit die Mobiliar-Saat auch in Zukunft aufgehen kann», schloss Berger seine Rede.
Eine Saat, die nun unter Valérie Bodenmüller aufgehen soll. Sie sei bei rund 80 Generalagenturen in der Schweiz erst die vierte Frau an der Spitze einer Mobiliar-Generalagentur, stellte Urs Berger fest. Die gebürtige Walliserin ist in Langenthal keine Unbekannte, war sie doch bereits während zwei Jahren Leiterin der UBS-Filiale, bevor sie zur Mobiliar nach Bern wechselte und in die Versicherungsbranche einstieg. Bernhard Meyer bezeichnete seine Nachfolgerin als Wunschkandidatin. «Früher musste man als Generalagent der beste Versicherungsfachmann sein, heute muss ein Generalagent Führen und Netzwerken können und ein guter Motivator sein, Eigenschaften, die Valérie extrem gut beherrscht», lobte Bernhard Meyer seine Nachfolgerin.

Eine Walliserin erobert Langenthal
Moderator Peter Marthaler stellte fest, dass die Walliserin bereits während ihrer Zeit bei der UBS Langenthal die Stadt im Sturm eroberte. «Wenn man von aussen kommt, muss man sich am neuen Ort in den Vereinen und Organisationen engagieren, auf die Leute zugehen, um diese kennenzulernen», entgegnete sie. Der Wechsel auf die Mobiliar-Generalagentur in Langenthal habe nicht zuletzt damit zu tun, dass sie die Werte dieses Unternehmens lebe. «Menschlich, diszipliniert, zuverlässig, das wollen wir sein», betonte Valérie Bodenmüller.
Es gehöre zur Mobiliar-DNA, dass man für den Kunden da sei, nach Lösungen suche, wenn dieser einen Schaden habe. «Gerade bei einem Schadenfall können wir zeigen, was in uns steckt», hielt die Walliserin fest. Alleine sei man stark, gemeinsam unschlagbar, fügte sie hinzu. Musikalisch umrahmt wurde die gelungene Feier von der Langenthaler Saxophonistin Michelle Hess, für humoristische Auflockerung sorgte der Komiker Fabian Unteregger.

Von Walter Ryser