• Tief beeindruckt vom grossen Engagement der Wagenbauer: Stefan Spahr, der neue Ober der Langenthaler Fasnacht, freut sich auf die närrischen Tage. · Bild: Walter Ryser

12.02.2018
Langenthal

Fasnacht ohne Spa(h)r-Programm

An der Spitze des Komitees der Langenthaler Fasnachtsgesellschaft steht mit Stefan Spahr ein neuer Ober. Ein Spa(h)r-Programm ist deswegen bei der Fasnacht (16. bis 20. Februar) aber nicht vorgesehen. Ganz im Gegenteil, es wird aus dem Vollen geschöpft:

7,5 Tonnen Konfetti stehen bereit, gigantische Umzugswagen werden gebaut und eine ehemalige Miss Schweiz wird den Gönnerabend moderieren.

Er spart in diesen Tagen nicht mit seinen Kräften. Stefan Spahr fährt fast täglich von Langenthal nach Morges zur Arbeit und am Abend wieder zurück. Das sei schon eine grosse Herausforderung, bestätigt der Berufsoffizier, der aktuell am Genfersee stationiert ist und wegen der bevorstehenden Langenthaler Fasnacht gezwungen ist, zu pendeln. Der 58-jährige Stefan Spahr ist nämlich seit letzten Sommer neuer Langenthaler Fasnachts-Ober. Damit ist er erst der sechste Ober in der 65-jährigen Geschichte der Langenthaler Fasnachtsgesellschaft. In dieser Funktion hat er momentan viele Sitzungen zu leiten, Koordinationsaufgaben zu erfüllen und muss überall zum Rechten schauen.

Vor elf Jahren sei er vom damaligen Ober Rolf Dünki angefragt worden, ob er nicht im Komitee der Fasnachtsgesellschaft mitarbeiten wolle und das Ressort Sicherheit betreuen möchte, erzählt Stefan Spahr, der sich selber als eingefleischten Fasnächtler bezeichnet, der bereits als Kind in Herzogenbuchsee von Haus zu Haus gezogen sei, gesungen und Verse aufgesagt habe. Später absolvierte er bei der Bäckerei-Konditorei Däster in Langenthal eine Lehre als Konditor-Confiseur. Dabei sei er unweigerlich mit der Langenthaler Fasnacht in Kontakt gekommen, befindet sich doch der Betrieb während der Fasnacht mitten im 

närrischen Treiben. Im Alter von 17 Jahren habe er dann auch erstmals aktiv an der Langenthaler Fasnacht teilgenommen und seither praktisch nie gefehlt.


Die wahre Fasnacht findet in Langenthal statt

Dass er trotz seines beruflichen Engagements am Genfersee das Amt als Ober übernommen hat, begründet Stefan Spahr nicht bloss mit der Liebe zur Fasnacht, sondern auch mit der Faszination für das Brauchtum und den geschichtshistorischen Hintergrund der Langenthaler Fasnacht. So weist er darauf hin, dass erste Einträge über die Langenthaler Fasnacht aus dem Jahre 1441 stammen würden. «Die Langenthaler Fasnacht ist schweizweit ein einzigartiger Brauch, denn solche geschichtlichen Einträge findet man weder von der Basler noch von der Luzerner Fasnacht», gibt Spahr voller Stolz und mit einem Augenzwinkern zu verstehen, dass sich die wahre Fasnacht im Oberaargauer Hauptort abspielt. Viele Programmpunkte an der Langenthaler Fasnacht hätten einen geschichtlichen Hintergrund, wie beispielsweise das Gemeinderats-Fischen zur Eröffnung der Fasnacht oder die Aktivitäten der Bärenbande, deren Mitglied Spahr ebenfalls ist. Deshalb freut es ihn, dass in Langenthal das Fasnachts-Brauchtum weiter gepflegt wird. «Der Aufwand, der in diesen Tagen betrieben wird, ist gigantisch», zeigt er sich beim Blick in die Markthalle, wo viele Gruppen und Cliquen mit dem Wagenbau beschäftigt sind, tief beeindruckt. In diesen Momenten werde ihm bewusst, dass er als Ober ein Ehrenamt bekleide, das für eine unglaubliche Befriedigung sorge. «Wenn man sieht, welche Energie die Leute in die Fasnacht stecken, dann ist das für mich und das gesamte Komitee der Fasnachtsgesellschaft ein gewaltiger Motivationsschub.»


Diverse Neuerungen

Stefan Spahr ist sich aber bewusst, dass auch die traditionelle Langenthaler Fasnacht dem gesellschaftlichen Wandel unterworfen ist und sich gegenüber neuen Trends, den gestiegenen Erwartungen der Fasnächtler und ganz allgemein dem veränderten Freizeitverhalten der Bevölkerung offen zeigen muss. Lachend gibt der Ober zu verstehen, dass bei der diesjährigen Ausgabe zweifellos nicht von einem Spa(h)r-Programm gesprochen werden könne. So habe man diverse Änderungen und Neuerungen vorgenommen. Damit versuche man die Fasnacht noch attraktiver zu gestalten, neue Fasnächtler anzulocken und zu begeistern. «Wir wollen den Besuchern und Fasnächtlern wirklich etwas Tolles bieten», ist sich Spahr bewusst, dass auch die Langenthaler Fasnacht nicht stehen bleiben darf.

Nicht zuletzt deshalb hat er den Gönnerabend ins Visier genommen, der traditionsgemäss am Freitag die Langenthaler Fasnacht eröffnet. Bislang wurde in allen drei Lokalen (Forum Geissberg, Katholisches Kirchgemeindehaus und Hotel Bären) das gleiche Programm geboten. «Weil die Leute unterschiedliche Vorlieben haben, hat sich das Komitee entschlossen, neu das Programm in den drei Lokalen unterschiedlich zu gestalten», betont Stefan Spahr. So werden nicht alle Formationen und Schnitzelbankgruppen an allen drei Standorten auftreten. 

Gönnerabend mit Stefanie Berger
Zudem hat man für den Hotel Bären eine professionelle Moderatorin engagiert. Die ehemalige Miss Schweiz, Stefanie Berger, wird in den nächsten zwei Jahren durch das Gönnerabend-Programm im «Bären» führen. Dadurch erhoffe man sich neue Gönner, begründet Stefan Spahr die Neuerungen. Für den Gönnerabend sind noch vereinzelt Plätze verfügbar und können bei Rieder Immobilien reserviert werden. Speziell freue ihn auch, dass am Montag beim Kinderumzug erstmals das Schulzentrum Hard komplett, mit allen Klassen, vertreten sein wird. Als spezielles Highlight der
Fasnacht bezeichnet Spahr das Mitlaufen am Umzug und das Verteilen von Blumen an die Zuschauer, das traditionell durch die Komitee-Mitglieder erfolgt. Damit dürfte Stefan Spahr dem Motto der diesjährigen Langenthaler Fasnacht, «mir touche ab», zwar nicht gerecht werden, für sein Auftauchen an vorderster Front aber zweifellos viele Sympathie-Punkte ernten, weil er – entgegen seinem Namen – seine Freizeit für die Aufrechterhaltung dieses Brauchtums grosszügig und nicht sparsam zur Verfügung stellt und damit zu jenen Vereinsfunktionären gehört, die mittlerweile rar geworden sind …

Von Walter Ryser