• Die Profile gleich gegenüber dem Restaurant Rössli zeigen an, wo die Heizzentrale für das reaktivierte Fernwärmeprojekt gebaut werden soll, sofern die Stimmberechtigten von Gondiswil das Projekt erneut befürworten. · Bild: Marion Heiniger

21.05.2024
Oberaargau

Fernwärmeprojekt kommt erneut vors Volk

Steigende Kosten aufgrund der unsicheren Weltlage waren vor zwei Jahren der Grund, dass das Fernwärmeprojekt in Gondiswil nicht realisiert werden konnte. Nun wurde das Projekt mit kleinen Änderungen reaktiviert. Um an die erforderlichen finanziellen Mittel zu kommen, wurde die Mammut Energie AG gegründet. Aufgrund der neuen Umstände werden die Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung vom 28. Mai erneut darüber befinden, ob sie das Fernwärmeprojekt unterstützen wollen.

Oberaargau · Bereits vor zwei Jahren hat das Gondiswiler Stimmvolk an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung «Ja» zum Fernwärmeprojekt der damaligen IG Mammut Energie gesagt. Dessen Heizzentrale hätte auf Gemeindeland, einer Zone öffentlicher Nutzung (ZöN), just gegenüber des Gasthofs Rössli gebaut werden sollen. Bislang waren dort keine Hochbauten erlaubt, weshalb die Bürgerinnen und Bürger einer Änderung der Zonenvorschriften zustimmten. Da die Ölheizung der gemeindeeigenen Liegenschaften in die Jahre gekommen ist und deshalb in naher Zukunft eine Lösung gefunden werden muss, hätten das Gemeindehaus, das Schulhaus sowie die Mehrzweckhalle an die Fernwärmeheizung angeschlossen werden sollen. Dafür bewilligten die Stimmberechtigten einen Kredit in der Höhe von 600 000 Franken, der auch die Folgekosten für die nächsten 20 Jahre abdecken sollte.

Projekt reaktiviert
Aus verschiedenen Gründen jedoch musste das Projekt kurze Zeit später gestoppt werden. «Obwohl es anfangs mit der Höhe des Kamins Probleme gab, wäre das Projekt letztendlich bewilligungsfähig gewesen», erinnert sich Andreas Nyfeler, Präsident der Käsereigenossenschaft Gondiswil. Unüberwindbar hingegen waren finanzielle Probleme. «Mit Ausbruch des Ukrainekrieges hatten sich die Rohstoffe verteuert, deshalb verlangte die Bank mehr Sicherheiten, das war aber für die drei Hauptinvestoren zu diesem Zeitpunkt nicht möglich», erzählt ­Nyfeler weiter. So wurde das Fernwärmeprojekt in die Schublade gesteckt. Einen erneuten Vorstoss machte kurze Zeit später eine vom Gemeinderat eingesetzte Arbeitsgruppe zur Energieversorgung. «Sie wollten wissen, ob es nicht doch eine Möglichkeit gäbe, das Fernwärmeprojekt weiter zu verfolgen.» Die Genossenschafter der Käserei waren dem Vorhaben nicht abgeneigt und das Projekt wurde wieder an die Hand genommen. «Die erste und wichtigste Abklärung dabei war, können wir das finanziell überhaupt stemmen. Zusammen mit einem nun in Aussicht gestellten zinslosen Darlehen einer kantonalen Stiftung, ist die Finanzierung gesichert», freut sich Andreas Nyfeler. An das Darlehen sind aber Bedingungen geknüpft: zum einen muss, um das Projekt von der Käsereigenossenschaft zu trennen, eine Aktiengesellschaft gegründet werden. Zum anderen müssen die Bauern der Käsereigenossenschaft zwei Drittel der Aktien halten.

Aktiengesellschaft gegründet
Unterdessen wurde die Baubewilligung erteilt, die Käsereigenossenschaft hat mit einer Statutenänderung der Gründung einer Aktiengesellschaft zugestimmt und am 30. April wurde die Mammut Energie AG gegründet. Neben den drei Gemeindeliegenschaften wird auch die Käserei ein grosser Energiebezüger der Fernwärme sein, einige private Liegenschaftsbesitzer haben ebenfalls Interesse angemeldet. Da der Kamin mindestens 1,5 Meter über dem höchsten First der umliegenden Gebäude ragen muss, wird dieser 17 Meter hoch. «Zudem muss, gemäss Denkmalschutzbehörde, über dem betonierten Heizraum ein Häuschen mit Satteldach errichtet werden, damit es sich optimal in das geschützte Ortsbild einfügt», erklärt Andreas Nyfeler. Gesamthaft wird mit Kosten von knapp zwei Millionen Franken gerechnet. Darin enthalten ist auch der Kauf des Landes. Ein Vorverkaufsvertrag mit der Gemeinde besteht bereits. Zu Beginn wird ein Heizofen mit einer Leistung von 500 Kilowattstunden (kWh) installiert. Bei Bedarf könnte die Fernwärmeheizung um einen zusätzlichen Ofen erweitert werden. «Wir rechnen vorerst mit 1500 bis 2000 Kubikmeter Holzschnitzel pro Jahr, die wir aus der Region beziehen werden», so Andreas Nyfeler. Die Möglichkeit weitere Liegenschaften an das Fernwärmenetz anzuschliessen ist jederzeit möglich.

Nochmals vors Volk
Läuft alles nach Plan, kann mit dem Bau noch dieses Jahr im August begonnen werden. Der Start der Fernwärmeheizung ist auf die zweite Hälfte des kommenden Winters vorgesehen. Dies alles natürlich unter der Voraussetzung, dass die Stimmberechtigten an der kommenden Gemeindeversammlung vom 28. Mai erneut ihre Zustimmung für das Fernwärmeprojekt geben können. Doch weshalb muss darüber erneut abgestimmt werden? «Da das Projekt damals nicht realisiert werden konnte, hat der Gemeinderat den Kreditbeschluss zurückgezogen und auch weil sich das Projekt sowie die Kosten leicht verändert haben, braucht es einen erneuten Beschluss der Stimmberechtigten», erklärt Gemeindeschreiber Sandro Schafroth.

Von Marion Heiniger