• Nadine Käser aus Sumiswald hat an der Fernsehsendung «Mini Chuchi, dini Chuchi» zum Thema Zucchetti teilgenommen. Ihre Kinder (von links) Jael, Lukas und Deborah sind nicht ganz unschuldig an ihrer Anmeldung. · Bild: Thomas Peter

  • Gedreht wurde während acht Stunden nach einem genauen Zeitplan. Jedes Detail wurde dabei festgehalten. · Bild: zvg

25.04.2023
Emmental

Feuer und Flamme für «Mini Chuchi, dini Chuchi»

Kochen und Backen: Das sind die grossen Leidenschaften der Sumiswalderin Nadine Käser. Als sie zusammen mit ihrer Familie zum ersten Mal die Fernsehsendung «Mini Chuchi, dini Chuchi» sah, war für ihre Kinder sofort klar: «Da muss unser Mami mitmachen.» Gedacht – Gemacht und angemeldet. Morgen Mittwochabend (18.15 Uhr) wird nun die Folge mit Nadine Käser auf SRF1 ausgestrahlt. Das Thema der Woche: «Zucchetti».

Sumiswald · Am liebsten wohl würde Nadine Käser herausplatzen, wie die Kochsendung «Mini Chuchi, dini Chuchi» verlaufen ist. Doch das darf sie nicht. «Auch meine Kinder wissen nicht, wie es ausgegangen ist.» Das Geheimnis ist bei ihr gut gehütet, auch wenn der neunjährige Sohn Lukas aus dem Kinderzimmer lautstark seine Vermutung ins Wohnzimmer ruft. Nadine Käser schmunzelt nur dazu und zuckt mit den Schultern. Aber sie strahlt, lacht und es sprudelt nur so aus ihr heraus. «Auf diesem Sofa haben wir das Apéro eingenommen. Hier haben wir gegessen …» In ihrem eleganten, grosszügig hellen Haus stösst man da und dort auf Erinnerungsstücke an die Kochsendung. Immer wieder zaubert sie neues Dekomaterial hervor, das sie extra für «Mini Chuchi, dini Chuchi» angefertigt hat. Ihr Handy ist voll von Bildern.
Kein Zweifel. Die 40-Jährige ist noch immer Feuer und Flamme für die Kochsendung, obwohl die Fernsehaufnahmen schon einige Wochen zurück liegen. Fünf Teilnehmende treten jeweils während einer Woche miteinander an und buhlen mit ihren Menüs zu einem vorgegebenen Thema um die Gunst und vor allem Punkte der Mitbewerbenden. Am Freitag steht dann die Gewinnerin oder der Gewinner fest. «Der Ausgang der Woche war für mich aber nie wichtig. Ich wollte einfach dabei sein und einmal erleben, wie das ist, wenn man vor und mit einem Fernseh-Team kocht», lässt die einstige Drogistin keine Zweifel aufkommen. Neben ihrem Job als Mutter und Hausfrau ist sie als Ausgleich noch auswärts in der Buchhaltung des Rekrutierungszentrums in Sumiswald tätig. Gewisse Filmerfahrung brachte sie bereits mit, hatte sie doch schon als Statistin bei den Kinofilmen «Verdingbub» und «Dällebach Kari» mitgewirkt. Aber das Fernseh-Erlebnis war nochmals etwas ganz Anderes.

Dabei sein ist alles
Das Kochen stand und steht für die dreifache Mutter klar im Vordergrund. «Ich koche und backe einfach sehr, sehr gerne. Die Kinder wollten mich immer bei der Landfrauenküche anmelden, doch ohne Bauernhaus kann ich das natürlich nicht», lacht Nadine Käser. Letzten November hatte sie dann zusammen mit den Kindern zum ersten Mal die Sendung «Mini Chuchi, dini Chuchi» angeschaut und die Kinder fanden sogleich: «Mami, das wäre doch etwas für dich.» Und dann ging es fast schon Schlag auf Schlag. «Vermutlich, weil ich von Sumiswald bin und es im Vergleich zu anderen Regionen wenig Teilnehmende aus dem Kanton Bern hat, wie mir das TV-Team erklärte.» Anfangs Dezember hat sie den Bewerbungsbogen ausgefüllt, Bilder von sich, der Küche sowie dem Ess- und dem Apéro-Platz hochgeladen. Zwei Wochen später erhielt sie bereits einen Anruf aufs Handy, dass sie in der engeren Auswahl sei. Flugs drehte die zehnjährige Tochter Deborah noch ein kleines Video mit dem Handy. Die Aufnahme gelang nicht auf Anhieb, da die dreijährige Jael mit dem Bobbycar ins Bild rollte. «Das Video war aber nur für die Fernseh-Crew, damit sie sehen, mit wem sie es zu tun haben werden.»

Zucchetti-Trauma bei den Kindern
Am 20. Dezember wurde ihr dann mitgeteilt, dass die Fernseh-Aufnahmen in der Woche vom 20. bis 24. Februar stattfinden werden. Zudem erfuhr sie, wer die Teilnehmenden aus Thun, Toffen und Ostermundigen sind und dass sie als Dritte am Mittwoch dran sein werde. Ende Jahr wurde auch das Thema bekannt gegeben: «Zucchetti». «Ich musste bis am 5. Januar zwei Menü-Varianten einreichen, damit nicht alle das Gleiche kochen und wir auf das zweite Menü ausweichen konnten.» Das Thema Zucchetti passte für sie. »Als ich noch ein Kind war, hatten wir viele Zucchettis im Garten.» Doch altbewährte Menüs aus der Kindheit wie Ratatouille, in Butter geschwenkte oder gefüllte Zucchettis, das wollte sie nicht kochen. «Es sollte kein Rezept von früher sein, sondern etwas Kreatives.» So hat sie gegoogelt, Bücher gewälzt und wusste schon relativ bald, was sie kochen will. Das Menü wurde während den folgenden Wochen rauf und runter geübt. Zucchetti hier, Zucchetti da. Magst du Zucchetti noch? Die Frage an Tochter Deborah quittiert diese stumm mit grossen Augen, die mehr als tausend Worte sprechen, begleitet von einen ruckartigen Kopfschütteln. «Die Kinder haben fast ein wenig ein Trauma», lacht Nadine Käser. «Auch mein Mann kann für die nächsten Monate gut darauf verzichten.» Doch sie liebe dieses megacoole Gemüse noch immer. Es sei so vielfältig, das habe auch die Woche gezeigt.

Edles versus Alltagsküche
Am 20. Februar war es dann soweit: Das erste Essen in Thun stand auf dem Programm, gekocht von «Rolf», der schon bei «Mini Beiz, dini Beiz» dabei war. «Das Essen war sehr edel», sagt Nadine Käser voller Respekt. Am zweiten Abend stand ein einstiger Koch am Herd, der aber seit mindestens zehn Jahren nicht mehr auf dem Beruf tätig sein durfte, so wollen es die Regeln. Auch er bot eine hohe Küche. Da habe sie der Fernseh-Crew gesagt: «Zu mir müsst ihr nicht kommen. Bei mir gibt es nur Alltagsküche.» Doch da gab es natürlich kein Zurück mehr. Am Mittwochmorgen sei sie eigentlich noch ganz entspannt gewesen. «Ich habe mich extrem gefreut, einmal etwas ganz anderes als im üblichen Alltag zu machen. Doch gegen Mittag wurde ich immer ‹chribbeliger›. Da musste ich zu mir selber sagen: Jetzt musst du dich zusammennehmen.» Es sei halt doch eine echte Herausforderung, denn der Alltag als Hausfrau und Mutter mit den Kindern und dem Schulbetrieb gehe nebenbei weiter.

Acht Stunden Dreh – exakter Zeitplan
Am Drehtag läuft dann alles nach einem vorher genau festgelegten Zeitplan. Selbst Kleidervorschriften gebe es, da man nichts Glitzeriges tragen dürfe. Um 13.55 Uhr kommt die Crew vorbei und filmt das Vorstellungsporträt. Ab 15.30 Uhr muss mit dem Kochen begonnen werden. «Es wird alles bis zum kleinsten Detail gefilmt, selbst das Rüeblirüsten, einfach alles.» Acht Stunden lang werde gedreht, nach 22 Uhr räume die TV-Crew auf und gehe wieder. «Aber es ist schon eine coole Equipe», ist Nadine Käser begeistert. So hätten sie auch während dem Schneiden noch angerufen und nachgefragt, wenn etwas nicht ganz klar war. «Das habe ich sehr geschätzt.»
Der Dreh selber war nicht ganz ohne. Einerseits das Wissen, dass die Gäste zu einer festgelegten Zeit eintreffen, andererseits musste sie beim Kochen den Kopf bei der Sache haben, da die Crew immer wieder Fragen stellte und die eine oder andere Szene wiederholt werden musste. «Ich bin eigentlich eine Perfektionistin, auch bei der Vorbereitung. Aber durch all die Umstände gerät man schon unter Druck.» Und so passierte es, dass sie einmal nicht wusste, ob sie schon genug von einer Zutat hineingegeben hat. «Das wird man wohl sicher zeigen», befürchtet sie. Doch die Sendung wird sie – wie alle Zuschauenden – erst morgen Abend zum ersten Mal sehen. Sie ist gespannt.

«Es hat mich auch innerlich gestärkt»
Trotz all der anstrengenden Momente, Nadine Käser bereut ihre Teilnahme in keinster Weise. Würde sie wieder mitmachen? «Ja, auf jeden Fall», zögert sie keine Sekunde. «Ich habe mit dem Projekt gelebt und lebe jetzt noch mit ihm. Es hat mir mega gut getan, aus dem Alltag auszubrechen und diese Herausforderung anzunehmen und zu bewältigen. Mir war es wichtig authentisch rüberzukommen und das ist mir, glaube ich, gelungen.» Aber auch für die eigene Küche habe sie profitiert, weil man Tricks von den anderen erfahre, die man brauchen kann. «Das gibt Inspirationen für die eigene Küche.» Und dann waren sie einfach eine super Gruppe, zu der sie weiter Kontakte pflege. So hat ihr am Tag vor dem Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler» einer der Köche angerufen und weitere Tipps verraten. Ein anderer wollte das Rezept von ihrem Menü. Das Fazit aus dem TV-Experiment von Nadine Käser: «Das alles hat mich auch innerlich gestärkt.»

Von Thomas Peter