«Flickwerk» kostet die Stadt 150 000 Franken
Der FC Langenthal hat in seiner Heimat eine prekäre Lage zu beklagen. Die Kabinen auf dem Fussballplatz Rankmatte zeigen sich in bemitleidenswertem Zustand, eine Besserung ist wegen politischen Fragen nicht in Sicht. Jetzt muss eine nicht ganz günstige Zwischenlösung die Funktionstauglichkeit verbessern.
Im Jahr 2012 hat der FC Langenthal mit dem Versuch begonnen, die Rankmatte funktionstauglicher zu machen. Die Garderoben sind alt und vermitteln teilweise einen Eindruck aus dem vorletzten Jahrhundert. Im Keller sind zwei Garderoben mit einem Dusch- und einem Materialraum beheimatet, in denen, wie es Vorstandsmitglied Thomas Biedermann ausdrückt, «nicht einmal mehr Hühner gehalten werden dürfen, ohne dass der Tierschutz einschreitet.»
Geplant war damals ein Clubhausausbau mit zusätzlichen Garderoben. Eine Machbarkeitsstudie wurde in Auftrag gegeben, ehe der Kanton einschritt und die Wünsche wegen Gewässerabstand und der Nähe zu den schützenswerten Wässermatten ablehnte. Deshalb suchte der Vorstand des FC Langenthal nach neuen Ideen und plante später mit einer Contai-nerlösung. Die Kosten dieser Komplettlösung beliefen sich aber auf 820 000 Franken, weshalb der Langenthaler Gemeinderat den Unterstützungsantrag des FCL vor drei Jahren ablehnte. Heute begründet Stadtpräsident und damaliger Gemeinderat Reto Müller, dass diese Lösung schlicht zu gross und zu teuer gewesen war. Damit war das akute Platz- und Zustandsproblem auf dem Langenthaler Fussballplatz weiterhin nicht gelöst.
Planung braucht Zeit
Das Problem erstreckt sich politisch gesehen aber nicht nur über die Rankmatte, sondern über die ganze Stadt. Die Politik hat weiterhin keine Lösung im Zusammenhang mit einem Sportstättenkonzept gefunden. Ein Umzug des FC Langenthal beispielsweise ins Gebiet Hard ist zwar angedacht, von der Durchführung ist die Politik aber weit entfernt. Zuletzt wurde ausserdem der Bau des Kunstrasenfeldes im Hard nach hinten geschoben, weil, laut Müller, die Kosten zu hoch gewesen wären und zugleich nicht sicher war, ob der Fussballclub dort überhaupt Meisterschaftsspiele austragen würde. Eine gesamtheitliche Planung ist deshalb gefordert, die Politik wolle die Situation überdenken. «Das braucht aber seine Zeit», so der Langenthaler Stadtpräsident weiter. Zugleich ist und bleibt die Lage in der Rankmatte aber prekär und muss zumindest für die Zwischenzeit verbessert werden. Der FCL ist deshalb mit einem redimensionierten Projekt erneut an den Gemeinderat herangetreten. Dieses kostet nicht ganz 200 000 Franken und ermöglicht den Aufbau eines Containers in der Rankmatte. Dieser soll eine Garderobe für drei Schiedsrichter sowie eine Garderobe für ein Team und Duschen beinhalten. Ob die Heim- oder die Auswärtsmannschaft diese Kabinen nutzen wird, ist derweil noch nicht klar, letztlich geht es laut Thomas Biedermann vor allem darum, die ungenügende Kapazität deutlich zu verbessern.
«Auch Provisorium kostet»
Weil der Fussballclub die Kosten aber nicht alleine tragen kann, wurde er erneut beim Gemeinderat vorstellig. Dieses Mal mit einer Bitte um ein rückzahlbares Darlehen in der Höhe von 150 000 Franken. Dieses hat der Gemeinderat angenommen.
Ein typisches Flickwerk also? Stadtpräsident Reto Müller findet das nicht. «Auch ein Provisorium kostet etwas», sagt Müller und fügt an: «Letztlich sind diese Container mobil und können bei einem allfälligen Umzug weitergebraucht werden.» Der FC Langenthal hätte derweil nur zu gerne eine endgültige Lösung erhalten, hatte darauf aber wenig Einfluss. «Wir wären sehr daran interessiert zu wissen, in welche Richtung die Planung geht», sagt Thomas Biedermann und hängt an: «Letztlich braucht es für Umzug und
Planungsphase sicherlich weitere 10 Jahre, weshalb wir jetzt handeln mussten. Warten war für uns keine Möglichkeit.» Neben dem Beitrag der Stadt Langenthal wird der FCL auch vom Sport- und Lotteriefonds finanziell unterstützt. Den Grossteil müssen die Fussballer für dieses zeitlich begrenzte «Flickwerk» aber aus der eigenen Kasse bezahlen.
Von Leroy Ryser