• Clemens Bracher (rechts) fuhr zusammen mit Michael Kuonen an den Schweizer Bobstartermeisterschaften dreimal die Bestzeit. · Bild: zvg

19.07.2017
Sport

Formstark in Richtung Olympiasaison

20. Schweizer Bobstartermeisterschaften in Oberarth – Clemens Bracher ist in einer bestechenden Form: Bei den Bobstartermeisterschaften hat er im Zweierbob alle Kontrahenten auf die hinteren Plätze verwiesen. Er gewann die Duelle gegen Rico Peter und Beat Hefti in beiden Qualifikationsläufen sowie im Finallauf. Sein zweites Team qualifizierte sich ebenfalls für den Final und wurde Vierter.

 

Bob · Im Bobfahren ist der Start immens wichtig. Auf den 15 Metern entscheiden sich bereits viele Rennen, obwohl die Fahrer selbst nach mehreren Läufen oft nur wenige Hundertstel- oder Tausendstelsekunden nacheinander klassiert sind. Auch deshalb führt Swiss Sliding, der Verband der Schweizer Bobfahrer, ein Sommerrennen durch, bei dem es nur um den Start geht. Auf der eislosen Starterbahn in Oberarth fahren die Bobteams auf einer Piste von nur 40 Metern. Nach 10 Metern Anschubdistanz wird die Zeit gemessen, wer danach die 40 Meterlinie am schnellsten passiert, gewinnt.  Nach zwei Qualifikationsläufen durften vier Teams den Final bestreiten, die Mannschaft von Clemens Bracher war dabei gleich doppelt vertreten. Während Alain Knuser und Marco Dörig, die zu seinem Viererbob-Team gehören, dreimal Vierter wurden, gewann Clemens Bracher alle drei Läufe mit Bravour. «Mit dem Finallauf war ich nicht so ganz zufrieden. In den beiden Qualifikationsläufen war mein Vorsprung auf die anderen Teams deutlicher», erklärte der Wasener Bobpilot. Tatsächlich war er im ersten Qualifikationslauf am schnellsten. Dort erreichte er mit 3,78 Sekunden einen Abstand von 0,09 Sekunden auf das Team von Beat Hefti. Im Final schrumpfte sein Abstand auf das letztlich zweitplatzierte Team von Rico Peter auf nur noch 0,03 Sekunden. Somit hat es dennoch für drei Bestzeiten gereicht, worüber er sich entsprechend freuen konnte. Im Viererbob gab es in diesem Jahr ausnahmsweise kein Rennen, Bracher ist aber überzeugt, dass er auch dort gute Resultate hätte realisieren können.
Die Zeiten geben einen Einblick in den Formstand der schweizerischen Teams, die in der nächsten Bob-Saison unter anderem um Plätze für die Olympischen Winterspiele im Februar 2018 in Südkorea kämpfen.

Resultate spiegeln den Formstand
Für den nahenden Saisonverlauf ist Clemens Bracher deshalb positiv gestimmt. «Die Resultate an der Bobstartermeisterschaft spiegeln die jetzige Form», kommentiert der 30-Jährige. Seine ganze Mannschaft sei sehr gut in Form und arbeite hart für die nächste Saison. Mit Marcel Tobler konnte er zudem einen weiteren starken Athleten für sein Team gewinnen, sodass Clemens Bracher überzeugt ist, dass alles passt. «Wenn Verletzungen ausbleiben und wir unsere Form halten können, dann kann ich es eigentlich nur noch verfahren», sagt er mit einem Schmunzeln. Einzig ein Fragezeichen bleibt derzeit noch bestehen: Weil Bracher neues Material für den Viererbob braucht, fehlt ein Sponsoringbeitrag von 50 000 Franken. Dafür sucht der Wäseler einen zweiten Hauptsponsor, ansonsten müsste er ausgerechnet in der Olympiasaison mit Abstrichen rechnen.

Duell mit Beat Hefti
Damit in diesem wichtigen Winter alles nach Plan läuft, konzentriert sich Bracher ausschliesslich aufs Bobfahren, für Hornussen bleibt in diesem Jahr kaum noch Zeit. «Ich habe meinen Kollegen zwar schon dreimal ausgeholfen, habe aber eigentlich ein Pausenjahr geplant. Ich will kein Verletzungsrisiko eingehen», sagt Bracher und verdeutlicht damit den Ehrgeiz, seine Ziele in diesem Jahr zu erreichen. Dazu gehört die Qualifikation für den Weltcup, bei welcher er sich mit Beat Hefti um den zweiten freien Startplatz neben Rico Peter messen wird. «Wenn wir dieses Selektionsrennen gewinnen, wird die Mannschaft von Beat Hefti in Übersee teilnehmen, weil wir darauf verzichten. Wir würden dann einsteigen, wenn der Weltcup nach Europa kommt.» Danach steht zudem die Qualifikation für die Olympischen Spiele an, für welche Bracher nach entsprechend guten Resultaten vom Swiss-Olympic-Komitee ausgewählt werden kann.
Bis die Saison aber beginnt, stehen noch drei Monate an grösstenteils eisloser Vorbereitungszeit an. Bracher und sein Team trainieren jeweils 15 Stunden pro Woche in den Einheiten Sprint, Kraft, Schnellkraft und Anschieben. Eine Woche pro Monat reisen sie zudem nach Italien, um auf einer vereisten Anschubbahn zu trainieren. «Wir arbeiten hart», versichert Clemens Bracher und spricht schon jetzt von einer grossen Vorfreude auf die nahende Saison. Zugleich ist er aber froh, dass das erste Rennen in rund vier Monaten stattfindet. «Aktuell wären wir noch alles andere als spritzig», sagt er trotz dreifacher Bestzeit bei der Schweizer Bobstartermeisterschaften mit einem Lachen. An der Schnelligkeit auf den ersten Metern wollen die Bracher-Jungs in einer späteren Trainingsphase noch arbeiten.

Auszug aus der Rangliste: Zweierbob Herren Elite: 1. Clemens Bracher / Michael Kuonen, 3,76 (Qualifikation: 3,78/3,81); 2. Rico Peter / Simon Friedli, 3,79 (3,92/3,86); 3. Beat Hefti / Yann Moulinier, 3,87; Stechen: 3,79 (3,87/3,86); 4. Alain Knuser / Marco Dörig, 3,83; Stechen: 3,80 (3,90/3,91).

Von Leroy Ryser